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Kult-Ostfriese Otto wird 75

Die Susi und ihr Fön, mehrere Otto-Filme, die Ottifanten, die »7 Zwerge«, die gelispelte Stimme von »Ice Age«-Sid oder die Neuauflage von »Friesenjung« - Otto Waalkes bestimmt den Humor der Deutschen seit 50 Jahren mit.

Otto Waalkes
Der Komiker und Künstler Otto Waalkes wird 75. Foto: Felix Hörhager/DPA
Der Komiker und Künstler Otto Waalkes wird 75.
Foto: Felix Hörhager/DPA

Der Komiker Otto Waalkes ist seit mehr als fünf Jahrzehnten aus der deutschen Humorlandschaft nicht wegzudenken. Es gibt kaum jemanden, der den Norddeutschen und seine Gags, Filme oder Ottifanten nicht kennt - über mehrere Generationen hinweg. Sein unverkennbarer Stil hat sich dabei kaum geändert. Gleichzeitig erfindet sich der Kult-Ostfriese aus dem niedersächsischen Emden immer wieder neu - er ist Schauspieler, Komiker, Musiker und Maler.

Kurz vor seinem 75. Geburtstag hat er beispielsweise nochmal erfolgreich Kurs auf die Spitze der Musikcharts genommen und zusammen mit dem Berliner Rapper Ski Aggu sein Lied »Friesenjung« aus dem Jahr 1993 neu aufgelegt. Damit stieß er sogar seinen einstigen WG-Kumpel Udo Lindenberg kurzzeitig vom Thron der offiziellen Single-Charts. Am 22. Juli wird der Tausendsassa 75 Jahre alt und verbindet den Geburtstag mit zwei Wünschen: »Dass noch viele weitere folgen und eine Eistorte«, sagt er der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Die Wiederentdeckung der Malerei

Nach wie vor widmet er sich energiegeladen neuen Projekten. Erst im Juni eröffnete er im Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See seine erste Bilder-Ausstellung in Bayern. Bis November werden dort viele seiner Ottifanten-Bilder gezeigt - rund 200 Gemälde und Zeichnungen sowie Filmplakate, Plattencover und Requisiten. Kunst tue ihm einfach gut, sagt er dazu. Die spannendste Entdeckung der vergangenen Jahre war »vermutlich die Wiederentdeckung der Malerei und des Vergnügens, das ich dabei empfinde«.

Deshalb findet er beim Schwingen des Pinsels und des Stiftes auch Ruhe. »Daheim beim Malen und beim Gitarre üben kann ich mich gut entspannen, der Kopf wird frei, und manchmal habe ich sogar den einen oder anderen Einfall. Dann ist aber auch schon Schluss mit Auszeit und Entspannung.«

Fünf »Otto«-Filme und mehrere Teile von »7 Zwerge«

Ottos Karriere startete in den frühen 1970er-Jahren mit albern-witzigen Wortspielen und Parodien auf kleinen Bühnen und Clubs. Als er die Mitschnitte davon 1972 in seinem eigenen Plattenlabel veröffentlichte und wenig später mit der »Otto Show« im Fernsehen lief, wurde er schlagartig berühmt - und Kult.

Seine Witze, Sprüche und Geräusche wurden und werden seitdem von Jung und Alt in allen Lebenslagen zitiert. In den folgenden Jahrzehnten kam man an Otto und seinem kreativen Output kaum vorbei: Fünf »Otto«-Filme und mehrere Teile von »7 Zwerge« liefen erfolgreich in den Kinos, er lieh seine markante Stimme unter anderem dem lispelnden Faultier Sid in den »Ice Age«-Filmen, er vermarktete die von ihm erfundenen Ottifanten und blieb auch im Fernsehen aktiv. Zahlreiche Preise, darunter mehrere Bambis, den Deutschen Comedypreis und die Goldene Kamera heimste er ein. Und natürlich ist er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Emden.

Der Panikrocker Udo Lindenberg feiert seinen »Freund« und »Soulbrother« Waalkes als »Friesenjung mit voller Power«, wie er dpa sagt. Er freue sich schon auf Ottos »weiteren wahnbetonten Sternenflug durch Action und Kunst« und weitere »Zauberei mit dir on stage«, ließ er Otto ausrichten.

»Er dient der Komik zu 100 Prozent«

Auch Komiker Bastian Pastewka ist begeistert von dem kreativen Norddeutschen, den er als »einzigartige Comedy-Persönlichkeit« bezeichnet. »Otto Waalkes besitzt wie nur wenige Komödianten seiner Generation die Fähigkeit, ständig wie eine springende Schallplatte zu agieren, permanent zwischen den Gags hin- und herzuspringen und mit höchster Anspannung maximale Energie zu entladen«, sagt er dpa dazu. Ottos Welt sei völlig überzogen und im besten Sinne kindisch. »Er ist nie auf große Gesten aus, nie auf den Ruhm, er dient der Komik zu 100 Prozent, daher muss er ein Meister sein.«

Der Ostfriese könne sich auf die Fahnen schreiben lassen, dass er den ausgefeilten Nonsens so konsequent, so passgenau, so perfekt rhythmisiere, dass man diese Kunst nur ihm zuschreiben könne. »Ich behaupte, dass er darüber hinaus die bleiernen bundesdeutschen 70er-Jahre geheilt und vereint hat«, sagt Pastewka weiter.

Dass seine Witze den Humor von Generationen mit beeinflusst haben, macht Otto froh und dankbar. »Ich glaube nämlich, es gab und gibt schlechtere Witze.« Er fühle sich zudem nach wie vor »als Komiker natürlich gefordert und versuche, den trüben Zeitgeist etwas aufzuhellen«.

Das Rumtoben hält ihn jung

Bereut er bestimmte Entscheidungen in seinem Leben und wäre manchmal gern anders abgebogen? »Da müsste ich jetzt meinen ganzen kurvenreichen Weg zurückverfolgen. Fragen Sie mich das bitte noch einmal, wenn das Ziel in Sicht ist. Dann kann ich Ihnen vielleicht sagen, ob ich richtig lag. Ein «Wenn möglich, bitte wenden» ist in meinem Navigationssystem nicht vorgesehen.«

Wenn er nicht Komiker, Maler, Musiker, Schauspieler, Regisseur und Synchronsprecher geworden wäre, hätte es ihn vielleicht auch in den Himmel ziehen können, sagt er weiter. »Vielleicht wäre ich gern Pilot geworden wie mein Sohn. Über den Wolken und so weiter. Und die Vögel habe ich schon als kleiner Junge beneidet.«

Zunächst aber wird Otto weiter über die Bühnen wirbeln. Denn es stehen einige Projekte in den Startlöchern, so der Komiker. »Aller guten Pläne sind drei: eine Dokumentation über mein Leben ist in Arbeit, im Herbst wird wohl ein neues Buch erscheinen und außerdem, so munkelt man, wird es bald eine große Otto-Kunstinstallation zu sehen geben.«

Danach gefragt, was ihn seit vielen Jahren eigentlich so schwungvoll hält, hat Otto Waalkes eine klare Antwort: »Genau dieses Rumtoben - und wenn's mir mal zu viel wird, gehe ich an die Staffelei und male.«

© dpa-infocom, dpa:230721-99-484291/5