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Krankenversorgung im Zelt - Bundeswehr im Erdbebengebiet

Mit einer Zeltklinik und Ärzten hilft die Bundeswehr im türkischen Erdbebengebiet aus. Der Einsatz ist einer auf Zeit.

Bundeswehr-Krankenhaus in der Türkei
Ein Bundeswehr-Arzt kümmert sich im mobilen Feldkrankenhaus der Bundeswehr um einen Patienten auf der Intensivstation. Foto: Boris Roessler
Ein Bundeswehr-Arzt kümmert sich im mobilen Feldkrankenhaus der Bundeswehr um einen Patienten auf der Intensivstation.
Foto: Boris Roessler

Im türkischen Erdbebengebiet sitzt ein Junge auf einer Behandlungsliege in einem Zelt. Weil ihr Sohn Pusteln auf den Wangen und am Körper zeigt, hat die Mutter ihn in das Feldkrankenhaus der Bundeswehr in der türkischen Gemeinde Altinözü gebracht. »Krätze ist es schon einmal nicht«, sagt der behandelnde Kinderarzt Ilker Salar, den das türkische Gesundheitsministerium der deutschen Truppe zugeteilt hat.

Das rund 140-köpfige Team hat unweit der Stadt Antakya sein Lager aufgebaut, um die schwer beschädigte Gesundheitsinfrastruktur in der Region zu stützen. Das Krankenhaus der Gemeinde ist seit den Beben einsturzgefährdet, behandelt wird auch dort in Zelten. Die Zeltklinik der Bundeswehr biete derzeit die einzige chirurgische Möglichkeit in der Region, sagt Kontingentführer und Oberstarzt Kai Schlolaut.

In den wie Tunnel angeordneten Zelten findet sich unter anderem ein Op, Röntgendiagnostik, eine Apotheke, 25 Betten, drei Intensivbetten, eine Art Notaufnahme und ein an diesem Vormittag gut gefülltes Wartezimmer.

Rund 100 Patienten kommen täglich zur Behandlung, sagt Schlolaut. Das Zeltkrankenhaus der Bundeswehr, das vorher bereits in Mali oder Afghanistan stand, ist seit der Ankunft im März zum festen Bestandteil der Versorgung in der Region geworden. Behandelt werden Erkältungen, Magen-Darm, Diabetes – aber auch die Versorgung von Amputationen infolge von Verletzungen bei den Erdbeben. Weil die meisten Menschen in Zelten lebten und die Hygienebedingungen entsprechend schlecht seien, habe man viel mit infizierten Wunden zu tun.

333 Tonnen Gepäck

Die Türkei hat die Hilfe über einen Mechanismus der Nato angefragt, die Bundeswehr kam mit 333 Tonnen Gepäck. Für Oberstärztin Christine ist es der 16. Einsatz insgesamt, aber ein ganz anderer als im Kriegsgebiet. »Höchst motivierend« sei die Arbeit hier, »weil man einen guten Auftrag hat«. Die Soldaten werden unterstützt von türkischem Gesundheitspersonal und Ärzten. Einer davon ist der 27-jährige Notfallarzt Bilal Ozan aus Ankara. Wie Kinderarzt Salar ist auch er vom türkischen Gesundheitsministerium dem Bundeswehrlager zugeteilt worden. 17 Tage lang bleiben die türkischen Teams in der Regel. Zehn deutsche Soldaten, die fließend Türkisch sprechen, helfen zudem bei der Übersetzung. Mittlerweile habe sich das Zentrum rumgesprochen und werde sehr routiniert genutzt, sagt Ozan.

Doch der Einsatz der Bundeswehr ist einer auf Zeit. Voraussichtlich bis Ende Mai bleibt das Team, dann wird das Rettungszentrum wieder eingepackt. Wie es dann für die Menschen in der Region weitergeht, bleibt abzuwarten.

© dpa-infocom, dpa:230425-99-439692/2