Seine Auftritte mit der Comedy-Truppe Monty Python sind legendär. Als singender Holzfäller, als Verkäufer eines toten Papageien oder als Pontius Pilatus mit Sprachfehler im Filmklassiker »Das Leben des Brian« brachte Michael Palin Millionen Menschen zum Lachen. Als Reisereporter versuchte er mit seinen Büchern und Fernsehsendungen Vorurteile über andere Länder abzubauen. In Zukunft könnte der Tausendsassa, der am 5. Mai 80 Jahre alt wird, beruflich etwas kürzer treten.
»Into Iraq« heißen Palins jüngstes Buch und eine TV-Dokuserie, für die er sich auf eine Reise von der Quelle des Tigris im Südosten der Türkei durch den Irak und bis zum Persischen Golf begab. »Beim Reisen geht es darum, etwas zu entdecken, was man vorher nicht kannte«, sagte Palin vor dem Serienstart, »seinen Horizont zu erweitern und in gewisser Weise auch, hinter die Schlagzeilen zu blicken.« Zu den vielen Ländern, die er besucht hat, zählen Kuba, Myanmar, Pakistan und Nordkorea.
Fernweh hatte er schon als Kind
Die Faszination für ferne, fremde Länder und die Neugier hatte Michael Palin, der 1943 in Sheffield zur Welt kam, schon als Kind. »Damit wurde ich geboren«, erzählte er im Interview des »Telegraph«. »Ich war schon ganz früh sehr neugierig, habe mir «National Geographic»-Magazine und Atlanten angeschaut. Ich bin immer noch verwundert, dass ich heute diese Orte besuchen kann, die ich als Schüler in Sheffield vielleicht für seltsam und aufregend und exotisch, aber unerreichbar gehalten hätte.«
Als Kind entdeckte er auch seine Leidenschaft fürs Theater. In der Schule spielte er früh in Aufführungen mit. Besonders begeisterte er sich für Komödien und führte Sketche für Familie und Freunde auf. Nach dem Studium am Brasenose College in Oxford trat er Theater- und Comedygruppen bei und lernte seinen zukünftigen Monty-Python-Kollegen Terry Jones kennen. Die beiden arbeiteten einige Zeit als Autoren für verschiedene Sendungen der BBC.
Komödienklassiker mit Monty Python
Die Arbeit bei der BBC führte sie schließlich auch mit Graham Chapman, John Cleese, Eric Idle und Terry Gilliam zusammen. Nachdem er mit Cleese und Chapman bereits die TV-Reihe »Wie man Leute richtig ärgert« - ein Monty-Python-Vorläufer - gedreht hatte, starteten Palin und Co. ab 1969 mit »Monty Python's Flying Circus« richtig durch. Die verrückte Comedy-Serie war ihrer Zeit weit voraus und kein sofortiger Erfolg, entwickelte aber bald Kultstatus und zog mehrere Kinofilme nach sich, darunter Komödien-Klassiker wie »Die Ritter der Kokosnuss« (1975) und »Das Leben des Brian« (1979). 2014 standen die Komiker ein letztes Mal für ein paar Liveshows gemeinsam auf der Bühne.
Mehrfach arbeitete Palin auch an deren Projekten mit seinen Python-Kollegen zusammen. Unter der Regie von Terry Gilliam spielte er in »Time Bandits« und »Brazil« mit. Sein berühmtester Film ist wohl »Ein Fisch namens Wanda« (Regie Charles Crichton), in dem neben Jamie Lee Curtis und Kevin Kline auch John Cleese mitspielt. Palin erhielt für seine Nebenrolle einen Bafta-Award. Sein bislang letzter Kinofilm war 2017 »The Death of Stalin«.
Palins Karriere als Reisereporter begann in den 1980er Jahren eher zufällig, als er in der BBC-Reihe »Great Railway Journeys Of The World« mitwirkte. Es folgten mehrere unterschiedliche Reiseprogramme, darunter das an den Jules-Verne-Roman angelehnte »In 80 Tagen um die Welt mit Michael Palin«, in dem es Palin in derselben Zeit um den Globus schaffte, ohne dabei ein Flugzeug zu benutzen.
Begleitend dazu schrieb der passionierte Weltentdecker Bücher über seine Erlebnisse. Er verfasste außerdem mehrere Romane, Kinderbücher sowie seine Autobiografie und veröffentlichte eine vierteilige Tagebuch-Reihe, die auch die Zeit mit Monty Python ausführlich behandelte. Kritiker lobten Palin für seinen eleganten, intelligenten und doch zugänglichen Stil.
Hingegen riefen Michael Palins abenteuerliche Trips in seiner Familie nicht nur Begeisterung hervor, sondern auch Besorgnis. »Meine Frau findet das eigentlich sehr gut, wenn ich diese langen Reisen mache«, scherzte Palin, »aber Irak, nein. Sie wollte nicht, dass ich in den Irak fahre, und auch nicht nach Nordkorea.«
Trauer um seine geliebte Ehefrau Helen
Michael Palin war 57 Jahre lang mit der TV-Produzentin Helen Gibbins verheiratet. Als sie nur wenige Tage vor dem 80. Geburtstag Palins starb, zeigte er sich tief erschüttert. »Ihr ruhiges, weises Urteilsvermögen hat alle meine Entscheidungen beeinflusst und ihr Humor und praktischer Verstand standen im Zentrum unseres gemeinsamen Lebens«, schrieb er auf seiner Webseite. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Palin hat zudem vier Enkelkinder. Opa Michael hatte in den vergangenen Jahren selbst mit ein paar gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und musste sich einer Operation am Herzen unterziehen. Das habe ihn daran erinnert, »dass mein Körper nicht unzerstörbar ist«, schrieb er in seinem Blog.
Dem »Mirror« verriet Palin, dass die Irak-Reise vielleicht sein letztes großes Abenteuer war. »Die Leute fragen mich, wo ich als nächstes hingehe? Ich sage: zur Apotheke«, scherzte er. »Ich schätze mich außerordentlich glücklich und bin dankbar, dass ich in den vergangenen 35 Jahren so viel reisen konnte. Es waren gute Zeiten, interessante Zeiten, aufregende Zeiten und Abenteuer. Aber an einem gewissen Punkt muss man vorsichtig damit sein, was man als nächstes macht.« Ganz ausschließen wollte er eine weitere Reise aber nicht.
Sein nächstes Buch hat Michael Palin bereits geschrieben. In »Great-Uncle Harry: A Tale Of War And Empire« widmet sich Palin einem Kapitel aus seiner Familiengeschichte. Sein Großonkel Harry kam im Ersten Weltkrieg ums Leben. »Er starb jung. Sein Leben ging zu Ende, als er so alt war wie ich, als ich «Die Ritter der Kokosnuss» gefilmt habe«, so Palin. Das Buch soll im September erscheinen.
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