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Kleine Abkühlung nach der Hitze

Deutschland hat unter Temperaturen von bis zu 40 Grad geächzt. Nun gibt es eine leichte Abkühlung. Trockene Böden sind aber weiterhin eine Gefahr.

Gewitterwolken
Eine Gewitterfront zieht über die Kalihalden bei Zielitz und bringt für kurze Zeit etwas kühlere Luft nach Sachsen-Anhalt. In den kommenden Tagen soll es wieder heißer werden. Foto: Peter Gercke
Eine Gewitterfront zieht über die Kalihalden bei Zielitz und bringt für kurze Zeit etwas kühlere Luft nach Sachsen-Anhalt. In den kommenden Tagen soll es wieder heißer werden.
Foto: Peter Gercke

Nach den bisher heißesten Tagen des Jahres hat der Donnerstag den meisten Menschen in Deutschland etwas Abkühlung gebracht.

»Nach zwei historisch heißen Hitzetagen mit Spitzenwerten von örtlich über 40 Grad Celsius sorgen Schauer und Gewitter nun zumindest zeitweise für etwas Abkühlung, wobei «Abkühlung» relativ zu sehen ist«, sagte der Meteorologe Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

So bleibe es im Süden hochsommerlich warm bis heiß. Und schon am Sonntag und Montag soll es im Großteil Deutschlands wieder über 30 Grad geben, im Süden und Südwesten sind dann in der Spitze auch mehr als 35 Grad möglich. Wie deutsche Städte künftig besser gegen Hitze gewappnet sind, beschäftigt unter anderem das Umweltbundesamt.

Hitzewellen sind keine Ausnahme

Am Mittwoch waren an drei DWD-Stationen mehr als 40 Grad gemessen worden. Der höchste Wert wurde mit 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal erreicht, berichtete der DWD am Donnerstagabend und korrigierte damit seinen am Mittwoch genannten Jahresrekordwert 40,3 Grad in Bad Mergentheim (Baden-Württemberg).

Vom Deutschland-Rekord ist das noch etwas entfernt: Am 25. Juli 2019 waren in NRW 41,2 Grad ermittelt worden.

Durch den menschengemachten Klimawandel sei ganz Europa von stärkeren und extremeren Hitzeperioden betroffen, sagte Karsten Haustein, Klimawissenschaftler am Institut für Meteorologie an der Universität Leipzig. Diese hängen demnach mit dem sogenannten Jetstream - also großen Windbändern in fünf bis zehn Kilometer Höhe - zusammen, dessen Zirkulation sich verändert habe.

Umweltbundesamt: Städte umbauen

Nach Tagen der Hitze und der Trockenheit wird auch die politische Diskussion lauter. Das Umweltbundesamt dringt angesichts der Hitzewelle darauf, die Städte besser gegen hohe Temperaturen und auch gegen Starkregen zu wappnen. »Wir müssen unsere Städte umbauen, um mit dem Klimawandel leben zu können«, sagte Präsident Dirk Messner der Deutschen Presse-Agentur. »Dazu gehört vor allem viel mehr Grün in den Städten. Das kühlt deutlich.«

Wenn es regne, müsse die Stadt das Wasser aufsaugen und speichern können, damit es bei Hitze verdunste und einen weiteren Kühlungseffekt bringe. Der Umbau der Städte als wichtige Veränderung zum Gesundheitsschutz müsse jetzt beginnen. »Wir werden Flächen wie Parkplätze, Straßen und gepflasterte Plätze entsiegeln müssen und Platz schaffen für kühlendes Grün«, erläuterte Messner. Dies helfe im Kampf gegen Hitze und Starkregen, verbessere allgemein die Lebensqualität und schaffe Platz für klimaschonende Mobilität wie den Radverkehr.

Städte sollten flächendeckend Hitzeaktionspläne erstellen, die Bund und Länder finanziell unterstützen, empfahl Messner. Öffentliche Einrichtungen sollten Vorbilder für Hitzevorsorge mit naturbasierten Maßnahmen sein: »Beispielsweise sollten neue Kitas, Turnhallen oder Feuerwehrhäuser konsequent mit Gründächern ausgestattet werden.«

Gewitter und Regen verursachen Unfälle

Folgen hatte der Wetterumschwung in der Nacht auf Donnerstag zunächst vor allem im Süden und Westen Deutschlands. Dort gab es Gewitter und Regen. In Baden-Württemberg verunglückte ein 58 Jahre alter Autofahrer bei regennasser Straße auf der Autobahn 6 tödlich. Im Allgäu setzte ein Blitz ein Haus in Brand und verursachte einen Schaden von etwa 1,5 Millionen Euro. In Bayern krachte ein Baum nach einem Blitzeinschlag in ein Haus - ohne dass jemand verletzt wurde.

An Deutschlands größtem Flughafen sorgten schwere Gewitter für Störungen: 32 Maschinen konnten am Donnerstagabend in Frankfurt nach Angaben des hessischen Verkehrsministeriums nicht mehr vor der absoluten Nachtruhe um Mitternacht abheben. Zehn ankommende Flüge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet.

Das Risiko von Waldbränden ist besonders im Osten Deutschlands weiterhin hoch. Für den kommenden Montag zeigt der Waldbrandgefahrenindex des DWD auch deutschlandweit flächendeckend die vierte von fünf Gefahrenstufen an. An verschiedenen Orten in Deutschland waren Feuerwehrleute im Einsatz gegen Flammen, unter anderem bei Sundern im Sauerland auf einer Fläche von rund 11,5 Hektar, das entspricht der Fläche von etwa 16 Fußballfeldern.

Weiterhin Brände in Europa

Die italienische Feuerwehr ist nach wie vor im Einsatz gegen Waldbrände. Der Zivilschutz schickte Löschflugzeuge in zahlreiche Regionen, darunter die Ferieninseln Sardinien und Sizilien sowie die Toskana und die Region Friaul-Julisch Venetien, die an Slowenien grenzt. Die heftigen Waldbrände an der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux haben sich dagegen etwas beruhigt. Sie seien fast unter Kontrolle, teilte die zuständige Präfektur am Donnerstag mit. Die vor über einer Woche ausgebrochenen Brände zerstörten über 20 600 Hektar Land. Das entspricht etwa der Fläche Stuttgarts. Tausende Menschen mussten vorsichtshalber ihre Bleibe verlassen.

Für Freitag rechnet der DWD zunächst mit Temperaturen von 26 bis 33 Grad, im Norden mit frischeren 20 bis 26 Grad. Im Süden können 35 Grad erreicht werden. Im Westen sowie an den Alpen können gegen Abend vereinzelte Schauer oder Gewitter auftreten. In der Nacht zum Samstag zieht ein weiterer Tiefausläufer von West nach Ost über das Land hinweg. Insbesondere in der Mitte und im Süden kann es dann wieder Schauer und Gewitter geben. »Die Niederschläge ziehen am Samstag aber recht zügig nach Osten ab, so dass der vielfach herrschenden Trockenheit wohl kaum ein Abbruch getan wird«, sagt der DWD-Experte Leyser.

© dpa-infocom, dpa:220721-99-99640/9