Kenianer haben die Äußerungen von König Charles III. zu den britischen Kolonialzeit-Verbrechen in dem afrikanischen Land als unzureichend bezeichnet. Beteuerungen von »Kummer und Bedauern« seien ohne eine formelle Entschuldigung und Reparationen bedeutungslos, sagte die Ziviljustiz-Lobbygruppe Africans Rising in einer Mitteilung. Auch der kenianische Verfassungsrechtler Ekuru Aukot forderte »mehr als Krokodilstränen« von Charles.
König Charles müsse sich »bedingungslos und öffentlich für die brutale Behandlung der Kenianer während der Kolonialzeit entschuldigen«, teilte zudem Kenias Menschenrechtskommission mit. Kenias Präsident William Ruto sagte ein wenig diplomatischer: »Es bleibt noch viel zu tun, um eine vollständige Wiedergutmachung zu erreichen«, doch Charles habe »Mut und Bereitschaft« gezeigt, »Licht auf unbequeme Wahrheiten zu werfen, die in den dunkleren Regionen unserer gemeinsamen Erfahrung liegen«. Lediglich Kabinettsekretär Wycliffe Musalia Mudavadi mahnte Kenianer an, in die Zukunft zu blicken, statt Gefangene der Vergangenheit zu bleiben.
Staatsbesuch in Kenia
Der britische König hatte bei seinem Besuch in dem ostafrikanischen 55-Millionen-Einwohner-Land diese Woche gesagt, die Verfehlungen der Vergangenheit seien Grund für größten Kummer und tiefstes Bedauern. »Es wurden abscheuliche und nicht zu rechtfertigende Gewalttaten an Kenianern begangen«, sagte Charles. Das sei nicht zu entschuldigen. Bei seinem Besuch in Kenia sei es ihm nun äußerst wichtig, noch mehr über dieses Unrecht zu erfahren und Menschen zu treffen, deren Leben und Gemeinschaften so schwer betroffen gewesen seien, sagte Charles.
Der Monarch ist seit Montag mit seiner Frau Camilla zum Staatsbesuch in Kenia. Das Land war früher eine britische Kolonie und wurde vor 60 Jahren, im Dezember 1963, unabhängig. In den Jahren zuvor war der sogenannte Mau-Mau-Aufstand, bei dem Menschen ihr Land zurückgefordert hatten, blutig niedergeschlagen worden.
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