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Katrin Sass vertont mit »Am Wasser« ihr bewegtes Leben

Die Schauspielerin Katrin Sass hat einiges zu erzählen. Auf ihrem Album »Am Wasser« besingt sie die DDR, den Alkohol, die Politik von heute und einen speziellen Sehnsuchtsort.

»Am Wasser«
Sass hat einiges zu erzählen. Auf ihrem Album »Am Wasser« besingt sie die DDR, den Alkohol, die Politik von heute und einen speziellen Sehnsuchtsort. Foto: energie Kultur
Sass hat einiges zu erzählen. Auf ihrem Album »Am Wasser« besingt sie die DDR, den Alkohol, die Politik von heute und einen speziellen Sehnsuchtsort.
Foto: energie Kultur

Wie eine Art musikalische Autobiografie kommt das neue Album der Schauspielerin Katrin Sass (»Good Bye, Lenin!«, »Usedom-Krimi«) in weiten Teilen daher. Auf »Am Wasser«, das Freitag erscheint, besingt die 66-Jährige im Stil einer Chansonsängerin das Leben in und nach der DDR, ihre inzwischen überwundene Alkoholsucht oder auch ihren geliebten Hund Lucky. »Jetzt war einfach die Zeit dafür«, sagte die Schauspielerin der Deutschen Presse-Agentur.

Sass hat bereits vor zehn Jahren ein Album mit Liedern herausgebracht, die sie in der Fernsehserie »Weissensee« in ihrer Rolle als Chansonsängerin und Klavierlehrerin gesungen hatte. Bei Auftritten sei sie immer wieder nach eigenen Liedern gefragt worden.

Ihre Stimme steht im Mittelpunkt

Untermalt von Klavier und Akkordeon steht Sass' Stimme im Mittelpunkt der Musik. Die Texte sind bisweilen selbstironisch, melancholisch, teilweise auch kämpferisch und warten mit der einen oder anderen Pointe auf. So singt sie verträumt und sehnsüchtig davon, wie es wäre, ihr Leben noch einmal zu leben, um am Ende zu spotten: »Ne, dann lieber Falten kriegen.« »In meinem Schrank wohnt ein Gespenst«, sinkt Sass in dem Tango »Geisterstunde«. Am Ende entpuppt es sich als ihre Stasi-Akte.

Das Lied »Trink, Schwesterlein, trink« ist Sass' überwundener Alkoholsucht gewidmet. »Mit Anfang 40 hatte ich meine Sucht überwunden, sah die Welt im doppelten Sinne klarer und bemerkte wieder Dinge, die ich davor nicht wahrgenommen habe«, erinnerte sich Sass. »Es war ein tolles Lebensgefühl, nicht mehr darin gefangen zu sein.«

Unverständnis zeigt die gebürtige Schwerinerin in ihren Texten für Menschen, die die DDR rückblickend beschönigen oder sie sich gar zurückwünschen. »Heute wird Unmut frei geäußert und manche vergessen dabei, dass man für solche Aussagen in der DDR ins Gefängnis kommen konnte«, sagte sie. Wegen ihrer Sehnsucht nach Freiheit habe sich der Moment des Mauerfalls unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. »Ich weiß noch genau, ich stand in meiner Küche in Babelsberg, als die Nachricht kam.«

Die Lieder leben von den Geschichten

Die Texte stammen zum großen Teil vom Autor Antek Krönung, der sich an Sass' Autobiografie »Das Glück wird niemals alt« orientierte. Die Musik stammt von Rainer Oleak, der unter anderem mit den Puhdys, Manfred Krug und Armin Müller–Stahl zusammengearbeitet hat. Abgesehen von zwei instrumentellen Songs leben die insgesamt 13 Lieder vor allem von den Geschichten, die Sass erzählt. Sie geben unterhaltsame Einblicke in ihr bewegtes Leben, zeigen was sie auch politisch umtreibt und wie beziehungsweise vielmehr wo sie Kraft sammelt: »Am Wasser«.

»Am Wasser findet man Ruhe, die Gedanken können kreisen und besonders am Meer verspürt man ein Gefühl von Freiheit«, sagte die Künstlerin, die in Rostock zur Schauspielschule gegangen ist und auf Usedom für den nach der Insel benannten Krimi regelmäßig als ehemalige Staatsanwältin vor der Kamera steht und ein Millionenpublikum vor die Fernseher lockt. Ein wiederkehrendes Thema ist die Sehnsucht und Rastlosigkeit der Schauspielerin (»Immer weiter«). Zur Frage, ob sie mittlerweile angekommen ist, fiel Sass' Antwort knapp aus: »Das weiß ich nicht.«

© dpa-infocom, dpa:230425-99-437292/2