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Karlsruhe: Geiselnehmer in Untersuchungshaft

Aufatmen nach der Geiselnahme in Karlsruhe: Verletzt wird bei dem Großeinsatz niemand. Der 20-Jährige war mit einer Schreckschusspistole bewaffnet.

Geiselnahme in Karlsruhe
Eine Polizeiabsperrung in der Innenstadt von Karlsruhe. Foto: Thomas Riedel
Eine Polizeiabsperrung in der Innenstadt von Karlsruhe.
Foto: Thomas Riedel

Der mutmaßliche Geiselnehmer in einer Karlsruher Apotheke ist in Untersuchungshaft gekommen. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, erließ ein Richter am Samstag Haftbefehl gegen den 20 Jahre alten Verdächtigen wegen des Vorwurfs der Geiselnahme. Der Beschuldigte soll am Freitagabend drei Menschen mit einer geladenen Schreckschusswaffe bedroht und in einem Nebenraum der Apotheke festgehalten haben. Weitere acht Menschen befanden sich demnach im hinteren Bereich des Geschäfts. Darunter waren nach Angaben eines Sprechers Kunden und Mitarbeiter der Apotheke.

Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass der Mann alleine gehandelt hat. Der anfängliche Verdacht, der Mann könne eine Mittäterin gehabt haben, habe sich nicht bestätigt: »Der 20-Jährige hat allein agiert«, sagte ein Sprecher. Bei seiner Festnahme stellten die Beamten eine Schreckschusspistole sicher.

Drei Menschen waren in der Gewalt des Geiselnehmers

Der polizeibekannte 20-Jährige hatte die elf Geiseln fast fünf Stunden lang in seiner Gewalt. Schließlich erfolgte der Zugriff durch Spezialkräfte. Alle Geiseln und der Täter blieben körperlich unverletzt. Für die weiteren Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Karlsruhe eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Aus ermittlungstaktischen Gründen machte die Polizei bislang keine Angaben zu den Forderungen des Geiselnehmers, etwa zu Lösegeld.

Von den elf Geiseln hätten sich acht relativ schnell im hinteren Teil der Apotheke verstecken können. Drei Menschen seien danach weiter in der Gewalt des Verdächtigen gewesen. Zunächst hatten die Ermittler von zwei Menschen gesprochen, die der Mann aus dem Verkaufsraum in einen Nebenraum der Apotheke beordert und dort festgehalten hatte.

Nach Angaben des Innenministeriums waren bei der Geiselnahme 350 Kräfte im Einsatz - neben Polizisten des Präsidiums Karlsruhe auch eine Verhandlungsgruppe des Polizeipräsidiums Mannheim, eine Beratergruppe des Landeskriminalamtes und Spezialkräfte des Polizeipräsidiums Einsatz.

»Den Menschen, die sich stundenlang in der Gewalt des Geiselnehmers befanden, wünsche ich, dass sie keine psychischen Folgen davontragen werden und das Geschehene schnell verarbeiten können«, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) nach Angaben einer Sprecherin. Strobl dankte den Einsatzkräften für ihren umsichtigen Einsatz, der Schlimmeres verhindert habe.

Die Apotheke war am Tag nach der Tat telefonisch zunächst nicht erreichbar. Kunden konnten aber nach Beobachtungen eines dpa-Reporters Medikamenten-Bestellungen an einer Nebentür abholen. Der Haupteingang war mit Brettern verschlossen. Auf Fotos war zersplittertes Glas auf dem Boden des Geschäfts zu sehen.

Der Beschuldigte war kein Unbekannter für die Polizei

Die Tat hatte am Freitag gegen 16.30 Uhr begonnen. Polizeisprecher Dennis Krull sagte, aus der Apotheke seien mehrere Notrufe eingegangen und nur zwei Minuten später seien erste Polizisten am Tatort gewesen. Die Beamten sperrten das Gebiet daraufhin weiträumig ab. Die Karlsruher Messe sagte wegen der Lage zwei Abendveranstaltungen kurzfristig ab. Dann versuchte die Polizei, mit dem Geiselnehmer in Verhandlungen einzutreten. Nach fast fünf Stunden, gegen 21.10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme.

Der mutmaßliche Täter wurde überwältigt und festgenommen. Der deutsche Beschuldigte war kein Unbekannter für die Polizei: Er sei in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten aufgefallen, sagte Krull.

Die Geiseln hätten nach der Rettung umgehend Hilfsangebote bekommen, auch ein Notfallseelsorger war da. Krull betonte: »Man mag sich nur am Rande vorstellen können, wie es den Menschen geht, die sich über mehrere Stunden in dieser Ausnahmesituation befanden.«

© dpa-infocom, dpa:230311-99-911349/5