Die 422 Jugendherbergen in Deutschland haben im zurückliegenden Jahr rund 3,9 Millionen Übernachtungen verzeichnet.
Wie das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) in seiner Bilanz für das Jahr 2021 informierte, waren dies rund 300.000 mehr als im ersten, von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020. Zwar habe man den Abwärtstrend stoppen können, doch von einem »normalen Ergebnis« wie vor der Pandemie im Jahr 2019, als es 9,8 Millionen Übernachtungen gab, sei man noch sehr weit entfernt, sagte DJH-Hauptgeschäftsführer Julian Schmitz.
Für dieses Jahr erwartet der 2,3 Millionen Mitglieder starke Verband wieder ein Stück Normalität. Trotz der beiden Pandemie-Jahre habe man 2021 nur vier Prozent der Mitglieder verloren. »Wir hatten so wenig Austritte wie nie zuvor. Darüber sind wir sehr glücklich«, sagte Co-Geschäftsführer Oliver Peters. Die Zahl der Buchungen und Reservierungen habe in den ersten Monaten 2022 merklich angezogen.
Ganz oben auf der Agenda des DJH steht die Rückkehr der wichtigsten Zielgruppe, der Schulklassen. »Zwar erleben wir nach wie vor einen positiven Trend bei den Familien«, sagte Schmitz. »Aber wir wollen jetzt endlich auch wieder Schulklassen in unseren Häusern für wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Sport, Kultur oder soziales Lernen begeistern und Freiräume ermöglichen.«
Finanziell geholfen haben zuletzt auch Sonderprogramme für Familien sowie Gruppen und Vereine. Dafür wurden den Jugendherbergen vom Bund rund zwei Millionen Euro für die Jahre 2021 und 2022 zur Verfügung gestellt. Gleichwohl mussten im Vorjahr 10 bis 15 Häuser aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Auch der Personalmangel machte den Jugendherbergen arg zu schaffen. »Das ist ein großes Problem«, sagte Schmitz. Daher wolle man nun verstärkt um Arbeitskräfte werben.
Ein großes und wichtiges Anliegen ist den Jugendherbergen, den aus der Ukraine flüchtenden Menschen Unterschlupf und Sicherheit zu bieten. Jugendherbergen stünden auch in Krisenzeiten für »gesellschaftlichen Zusammenhalt«, hieß es. 2021 seien die Herbergen bei der Bewältigung der Pandemie »wichtige gesellschaftliche Partner« gewesen. Bei der Unterstützung von Heranwachsenden und Familien seien sie »sichere Orte, an denen Werte wie Weltoffenheit und Völkerverständigung, unabhängig von Kultur, Religion oder sozialer Herkunft, täglich aufs Neue gelebt werden - auch und vor allem in Krisenzeiten«, so Schmitz. Aktuell sind in 45 bis 50 Jugendherbergen schutzbedürftige Menschen aus der Ukraine untergebracht.
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