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Italienische Richter stoppen erneut Tötung von Bärin JJ4

Italienische Richter haben der Klage von Tierschutzvereinen gegen die Tötung der »Problembärin« JJ4 stattgegeben. Die Provinzregierung Trentino ist fassungslos, Tierschützer sehen sich bestärkt. Und nun?

Bärin JJ4
Mitarbeiter des Trentiner Forstkorps bereiten den Transport der Bärin JJ4 in ein Wildreservat vor. Foto: Provinzregierung Trentino/DPA
Mitarbeiter des Trentiner Forstkorps bereiten den Transport der Bärin JJ4 in ein Wildreservat vor.
Foto: Provinzregierung Trentino/DPA

Nach dem gestoppten Tötungsbefehl für die norditalienische Bärin JJ4 drängen Tierschützer auf eine Umsiedlung in ein rumänisches Bärenreservat. In dem seit Monaten schwelenden Justizstreit um das Tier, das Anfang April einen Jogger im Wald angegriffen und getötet hatte, hatten Richter am Freitag eine Entscheidung getroffen. Sie stellten sich gegen die Provinzregierung Trentino, die ein Dekret zur Tötung erlassen hatte. Diese sei »unverhältnismäßig und nicht vereinbar« mit nationalen sowie überstaatlichen Rechtsvorschriften, hieß es in der Begründung des Gerichts.

Allerdings gilt das Urteil des Obersten Verwaltungsgerichts in Rom, dem Staatsrat, nur vorläufig. Der Fall geht nun nämlich zurück an das Verwaltungsgericht in Trient. Dieses wird voraussichtlich im Dezember die endgültige Entscheidung treffen.

Ende April hatte der Präsident der Region Trentino-Südtirol, Maurizio Fugatti, eine Verordnung zur Tötung der Tiere erlassen. Den Richtern des Staatsrats zufolge darf die Tötung nur das letzte Mittel sein und nur angeordnet werden, wenn es keine andere gültige Lösung gibt.

Tierschützer sehen sich nach dem Urteil von Freitag bestärkt. Einer Umsiedlung nach Rumänien stehe nun nichts mehr im Weg, hieß es in einer Mitteilung. Sie wollen JJ4 in das Bärenreservat »Libearty Bear Sanctuary« nahe der Kleinstadt Zărnești in Siebenbürgen umsiedeln, in dem auf rund 69 Hektar mehr als 100 Bären leben. Der italienische Tierschutzverein Lav hatte immer wieder betont, sich um den Transport von JJ4 kümmern zu wollen. Dieser soll unter der Aufsicht des deutschen Veterinärs Klaus Günther Friedrich geschehen.

Die Provinzregierung Trentino zeigte sich nach dem Urteil fassungslos. »Das ist ein Beschluss, der einen ratlos macht - und man fragt sich, ob das Leben eines Tieres mehr wert ist als das eines Menschen«, sagte Fugatti. Er frage sich außerdem, ob man überhaupt noch das »menschliche Leben oder die Gemeinden in den Bergen des Trentinos respektiere«. Mehr denn je wolle man daran arbeiten, der Bevölkerung der Region ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.

JJ4, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten »Problembären« Bruno, hatte Anfang April einen 26 Jahre alten Jogger an einem Forstweg im Val di Sole im Trentino angegriffen und tödlich verletzt. Regionalpräsident Fugatti ordnete an, die Bärin zu erlegen. Gerichte stoppten das Dekret nach Eilanträgen von Tierschützern. JJ4 wurde gefangen und vorläufig in ein Gehege nahe Trient gebracht.

© dpa-infocom, dpa:230716-99-421127/3