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Italien muss Amanda Knox entschädigen

Sie saß bis zu ihrem Freispruch jahrelang wegen Mordes in einem italienischen Gefängnis, wurde von der Boulevardpresse »Engel mit den Eisaugen« genannt und machte weltweit Schlagzeilen. Nun hat Amanda Knox den Spieß umgedreht, und zwar mit Erfolg.

Amanda Knox
Amanda Knox bekommt eine Entschädigung von mehr als 18.000 Euro, weil italienische Behörden ihre Menschenrechte verletzt hatten. Foto: Pietro Crocchioni/EPA FILE
Amanda Knox bekommt eine Entschädigung von mehr als 18.000 Euro, weil italienische Behörden ihre Menschenrechte verletzt hatten. Foto: Pietro Crocchioni/EPA FILE

Straßburg (dpa) - Italien muss der erst wegen Mordes verurteilten und dann freigesprochenen US-Bürgerin Amanda Knox mehr als 18.000 Euro Entschädigung zahlen

Die italienischen Behörden hätten bei der Befragung Knox' mehrere ihrer Menschenrechte verletzt, urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am Donnerstag in Straßburg (Beschwerdenummer 76577/13).

So sei man nicht den Anschuldigungen der US-Amerikanerin nachgegangen, von der Polizei geschlagen und unter Druck gesetzt worden zu sein, hieß es. Außerdem habe Italien nicht zufriedenstellend begründet, warum Knox im Jahr 2007 bei einem entscheidenden Polizeiverhör keinen Anwalt gestellt bekommen habe.

Damit habe Italien gegen das Recht auf eine faires Verfahren sowie - auf prozeduraler Ebene - gegen das Misshandlungsverbot verstoßen. Das Urteil kann noch innerhalb von drei Monaten angefochten werden.

Amanda Knox
Der Fall der einst in Italien wegen Mordes verurteilten und dann freigesprochenen Amanda Knox beschäftigt den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (Archivbild). Foto: Pietro Crocchioni/EPA FILE
Der Fall der einst in Italien wegen Mordes verurteilten und dann freigesprochenen Amanda Knox beschäftigt den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (Archivbild). Foto: Pietro Crocchioni/EPA FILE

Knox war 2009 wegen Mordes an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher in Italien zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden - nach fast acht Jahren Justizgerangel kam jedoch der Freispruch für Knox. Sie hatte als »Engel mit den Eisaugen« Bekanntheit erlangt und schon rund vier Jahre in Haft gesessen. Ein Urteil wegen falscher Verdächtigung blieb jedoch bestehen: Knox hatte nach Überzeugung der italienischen Richter einen Bekannten des Mordes an Kercher beschuldigt, obwohl sie um seine Unschuld wusste.

Die Amerikanerin machte jedoch vor dem Straßburger Gericht geltend, dass sie diese Aussage im Schockzustand nach dem Fund der Toten und unter dem Eindruck von Schlägen der Polizei gemacht habe. Außerdem habe ihr weder ein Anwalt noch ein Dolmetscher zur Seite gestanden. (dpa)