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Islamistischer Tiktok-Star unter Betrugsverdacht

Ein islamistischer Tiktok-Star mit Hunderttausenden Followern ist in Düsseldorf verhaftet worden. Er warb Spenden etwa für notleidende Kinder ein - den Löwenanteil soll er für sich behalten haben.

Pressekonferenz zu festgenommenem Prediger
Salafistischer Prediger soll Spenden in eigene Tasche gesteckt haben. Foto: Frank Christiansen/DPA
Salafistischer Prediger soll Spenden in eigene Tasche gesteckt haben.
Foto: Frank Christiansen/DPA

Unter dem Namen »Abdelhamid« erreicht er als Prediger bei Tiktok und Instagram Hunderttausende Follower. Für die Sicherheitsbehörden gelten seine Videos als Einstieg in eine Radikalisierungsspirale - vor allem für junge, bildungsferne Menschen. Denn das Weltbild, das er kumpelhaft und oft im Sporttrikot verbreitet, ist laut NRW-Verfassungsschutz extremistisch-salafistisch. Aber deswegen wurde der Prediger in Düsseldorf nicht festgenommen. Es geht um den Verdacht des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs.

Vorwurf: Über 353.000 Euro eingeworben, nur knapp 5.000 Euro weitergeleitet

Der 33-Jährige soll mit 19 Spendenaufrufen für notleidende Kinder und mildtätige Zwecke über 353.000 Euro eingeworben haben. Aber nur knapp 5.000 Euro sollen tatsächlich entsprechend den Spendenaufrufen weitergeleitet worden sein. Seine 33-jährige Partnerin und seine 37-jährige Schwester sollen mitgemacht haben. Auch gegen sie werde ermittelt, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft. Der Prediger sei bereits einschlägig vorbestraft. Bislang seien gegen ihn Geldstrafen verhängt worden, sagte Staatsanwältin Laura Neumann.

Der salafistische Lifestyle-Influencer, als der er im Lagebild Islamismus des NRW-Innenministeriums beschrieben wird, habe das Geld stattdessen in Luxusuhren und seinen aufwendigen Lebensstil gesteckt. Ein Richter habe ihn inzwischen in Untersuchungshaft geschickt - wegen Flucht- und Wiederholungsgefahr. Zu den aktuellen Vorwürfen habe der 33-Jährige dabei geschwiegen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Nebulöse Spendenaufrufe machten Ermittler stutzig

Den Ermittlern war aufgefallen, dass seine Spendenaufrufe unkonkret und nebulös blieben. So habe er in der Regel nicht gesagt, wo genau das Geld hingehen soll und auch keine Kooperationen mit Hilfsorganisationen genannt. Die Arbeit der Ermittlungskommission »Spende« habe schon 2021 begonnen und bereits im vergangenen Jahr habe es eine Durchsuchung bei ihm gegeben. Trotzdem habe er fleißig weiter Spenden eingeworben. 

Dann soll er Vorbereitungen getroffen haben, sich nach Dubai abzusetzen, berichteten die Ermittler. Deswegen schlugen sie am Mittwoch erneut zu und hatten zuvor auch sogenannte Vermögensarreste erwirkt. Drei Wohnungen wurden durchsucht.

Die Fahnder stellten Vermögen in Höhe von 353.000 Euro, der Höhe des mutmaßlichen Schadens, vorläufig sicher. Dicke Bündel mit 20.000 Euro Bargeld, mehrere Luxusuhren der Marke »Rolex« und mehrere Luxus-Handtaschen wurden beschlagnahmt, eine Limousine aus Stuttgart an den Abschlepphaken genommen. Zudem wurden sieben Konten gepfändet.

33-jähriger Deutsche hat große Reichweite entwickelt

Der 33-jährige Deutsche hat sich mit seiner Reichweite in den Sozialen Medien zur Größe in der islamistischen Szene entwickelt. Nicht nur das Lagebild Islamismus, auch der NRW-Verfassungsschutzbericht widmen dem Düsseldorfer einen eigenen Abschnitt. 

Mit seiner einfachen Sprache erfährt er dabei auch große Zustimmung: Über zehn Millionen »Likes« bei Tiktok waren es bereits im Januar, berichteten die Behörden. Abdelhamid setze fort, was Pierre Vogel, der inzwischen eine Boxschule in Bergheim bei Köln betreibt, begonnen habe: den extremistischen Salafismus einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

© dpa-infocom, dpa:241010-930-257041/2