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Aktuell Pandemie

Impfaktionswoche soll Kampf gegen Corona voranbringen

Noch immer sind viele Menschen in Deutschland nicht gegen Corona geimpft. Eine Aktionswoche soll jetzt Abhilfe schaffen - und die Impfquote vor dem mit Sorgen erwarteten Herbst in die Höhe treiben.

#HierWirdGeimpft
Wer sich am Riesenrad im Münchner Werksviertel gegen Covid-19 impfen lässt, darf im Anschluss kostenlos mit dem Riesenrad fahren. Foto: Matthias Balk/dpa
Wer sich am Riesenrad im Münchner Werksviertel gegen Covid-19 impfen lässt, darf im Anschluss kostenlos mit dem Riesenrad fahren. Foto: Matthias Balk/dpa

BERLIN. Im Rahmen einer Impfaktionswoche können sich Bürgerinnen und Bürger seit Montag an alltäglich besuchten Orten gegen das Coronavirus impfen lassen. So soll das zuletzt stockende Impftempo gesteigert werden.

Mit Hunderten Impf-Aktionen gehen Bund, Länder und Kommunen gezielt auf ungeimpfte Menschen zu – ein Impftermin wird meist nicht gebraucht. Konkret umfasse die Liste der Woche bereits etwa 700 Aktionen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. »Die Zahl wächst ständig weiter.«

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte zum Start der Aktionswoche auf WDR 5, mehr Menschen zu überzeugen sei nötig, um sicherer durch Herbst und Winter zu kommen. Es gelte, sich auf eine weiter steigende Corona-Welle mit der Deltavariante vorzubereiten.

Die Woche hat das Motto #HierWirdGeimpft. Im Internet aufgeführte Aktionen reichen von Impfen ohne Termin am alten Flughafen Schönefeld in Berlin bis zur Impfung beim Heimspiel des Eishockeyclubs Kölner Haie. Die Impfung ist kostenlos.

Impfung im Supermarkt oder Zoo

Spahn sagte: »Es gibt immer noch diejenigen, die eigentlich gar nichts gegen das Impfen haben, die vielleicht sogar schon mal einen Termin hatten, den haben sie verpasst und sie haben sich einfach keinen neuen gemacht.« Im Supermarkt, auf dem Baumarkt, im Zoo oder auch auf dem Herbstfest des Heimatvereins nähmen die Menschen dann die Möglichkeit wahr.

In Deutschland liegt die Impfquote weit hinter der Marge, die zur Verhinderung einer großen vierten Welle als nötig erachtet wird. Stand Montag sind 62,2 Prozent der Gesamtbevölkerung voll geimpft. Mindestens eine Impfdosis haben 66,5 Prozent.

Die Regierung strebt bei den Über-60-Jährigen eine Quote von über 90 Prozent an, bei den 12- bis 59-Jährigen von 75 Prozent, wie Spahn vergangene Woche gesagt hatte. Nötig seien dafür noch rund fünf Millionen Impfungen. Seibert stellte klar, dass es keine Zielzahl für diese Woche gebe. »Aber wir wissen: Jede weitere Impfung zählt.«

Aufklärung ist gefragt

Experten betonten unterdessen die Notwendigkeit, noch Ungeimpfte mit niedrigschwelligen Informationsangeboten zu erreichen. »Wir wollen die Menschen aufsuchen. Das ist sicherlich eine gute Idee, aber sie muss kombiniert werden mit guter Aufklärung, mit aktiver Aufklärung«, sagte Cornelia Betsch, Expertin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt, bei einem Presse-Briefing. Informationen, die bei Zögernden und Unentschlossenen Vertrauen für eine Impfung schaffen könnten, müssten auch für Menschen, deren erste Sprache nicht deutsch sei, gut verständlich sein.

Wichtig sei es auch, die Impfdebatte »raus aus dieser politischen Arena wieder mehr zu einem Gesundheitskontext« zu bekommen, so die Expertin. Als Absender von Informationen müssten Ärzte und Wissenschaftler, nicht Politiker im Fokus stehen. »Impfen ist eine wichtige Gesundheitsentscheidung, keine politische Entscheidung oder politisches Statement«, betonte Betsch.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte am Montag beim Besuch einer Impfaktion an einer Berliner Schule: »Die Jugendlichen haben mir gesagt, dass zu viele Informationen über die traditionellen Medien gelaufen sind und zu widersprüchliche über die sozialen Medien.« Besonders in den sozialen Medien sei viel Propaganda von Impfunwilligen und Verschwörungstheoretikern betrieben worden. »Das hat ganz offensichtlich Wirkung hinterlassen bei den Jugendlichen, die sich vorrangig aus den sozialen Medien informieren.«

Mit Blick auf die Impfung Minderjähriger seien Informationsangebote entscheidend, die sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch ihre Eltern adressierten, sagte Betsch. Mit der Stiko-Impfempfehlung für Schwangere, Frauen mit Kinderwunsch und Stillende ergebe sich außerdem die Chance, diese wichtige Gruppe der noch ungeimpften Frauen verstärkt anzusprechen.

Spahn wies derweil zurück, dass es zuviel Druck auf Ungeimpfte gebe. Es sei die eigene Entscheidung, ob man sich impfen lasse. Doch man müsse auch die Konsequenzen aus der Entscheidung tragen. Wenn etwa ein Ungeimpfter nach einer Reise in ein Risikogebiet in Quarantäne müsse, so Spahn - warum sollten dann alle anderen dafür zahlen? Spahn bezeichnete es als wichtig, dass aus Spannungen zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften keine gesellschaftliche Spaltung werde. (dpa)