Binnen kürzester Zeit wurde »Only Time« weltweit zu einem der meist gespielten Titel. In den US-Charts sprang er bis auf Rang zehn, das Album erreichte Platz zwei. In Deutschland landete die Single sogar an der Spitze der Charts, hielt sich dort für sechs Wochen und wurde mit einem Echo ausgezeichnet.
Enyas Stimme gab Millionen Menschen Halt, und »Only Time« wurde so zur Hymne des 11. September. Das habe sie gefreut, sagte sie später. »Jeder wollte in diesem Moment helfen, und ich glaube, wir konnten trösten.« Im Internet finden sich unzählige Videos, in denen Bilder vom Zusammenbruch des World Trade Centers mit dem Lied unterlegt sind.
Enya, zuvor schon ein Star, wurde dadurch endgültig weltberühmt. Begonnen hatte die 50-Jährige, die am 17. Mai 1961 im irischen Gweedore geboren wurde, ihre Karriere bereits Anfang der 80er-Jahre als Background-Sängerin der Irish-Folk-Band »Clannad«, die damals von dem Produzenten Nicky Ryan gemanagt wurde.
Dieser erkannte ihr Talent, machte sie mit ihrem ersten Album 1987 zur Solo-Künstlerin und verhalf ihr zum Durchbruch. Der gelang Eithne Patricia Ni Bhraonain, wie Enya mit bürgerlichem Namen heißt, 1988 mit ihrem zweiten Album »Watermark«, das sich über acht Millionen Mal verkaufte. Damals wie heute war Ryans Frau Roma die wichtigste Textschreiberin für Enya, die auf ihren Platten sowohl englisch als auch irisch singt. Aber auch in mehreren anderen Sprachen hat sie sich versucht, selbst einen Song auf Japanisch hat sie veröffentlicht. »Sumiregusa« heißt er und findet sich auf dem Album »Amartine«.
Über 70 Millionen Tonträger hat Enya laut ihrer deutschen Homepage bereits verkauft. Sie ist Besitzerin von zwei Ehrendoktorwürden, und in ihrer Vitrine stehen zahlreiche Auszeichnungen, darunter vier Grammys. Auch auf mehreren erfolgreichen Soundtracks war sie vertreten, unter anderem auf Peter Jacksons »Der Herr der Ringe – Die Gefährten«. Trotz des großen Erfolgs gilt die Sängerin als äußerst schüchtern und öffentlichkeitsscheu.
Das Leben im Rampenlicht meidet sie und verschanzt sich lieber mit dem Ehepaar Ryan im Studio. Vor der Veröffentlichung einer neuen CD bastelt das perfektionistische Trio oft wochenlang bis ins kleinste Detail an den Songs. »Im Studio geht es darum, den emotionalen Moment zu erhalten und nicht mit dem Arrangement zu zerstören«, findet die Sängerin, die nur äußerst selten Interviews gibt.
Zu Enyas Zurückgezogenheit passt, dass sie noch nie in ihrer 24-jährigen Solo-Karriere ein Konzert gegeben hat, obwohl sie schon 2005 ihre erste Tour angekündigt hatte. Nur in wenigen Fernsehauftritten präsentierte sie ihre Musik live. Auch privat lebt die Künstlerin sehr zurückgezogen auf einem Schloss an der Küste in Dublin, das sie vor einigen Jahren kaufte und auf den Namen »Manderley Castle« taufte.
»Ein wunderbarer Ort. Wenn ich morgens mutlos und erschlagen aus dem Bett steige und hinaussehe, gibt er mir ganz genau den Energieschub, den ich brauche«, berichtete sie einmal in einem Interview. Der Musik war Enya schon früh verfallen. Als sechstes von neun Kindern wurde sie in eine sehr musikalische Familie hineingeboren. »Clannad« war die Familienband, der sie nach einem Musikstudium beitrat, bevor Ryan ihr Solo-Potenzial erkannte.
Und obwohl Enya selbst für sehr gefühlvolle, langsame Musik bekannt ist, hört sie privat gerne verschiedene Musikarten. So verriet sie, dass sie Michael Jacksons Platten gerne auf Partys auflegt. Aber auch die härtere Gangart der Metal-Band Metallica gefällt ihr. Eine gute Melodie bleibe für immer, egal ob es sich um Mozart, Rock oder Pop handle, sagte Enya. Damit könnte sie durchaus auch ihre eigene Musik gemeint haben. (dapd)

»Ich glaube, wir konnten trösten«

Durch die Anschläge des 11. September 2001 in New York wurde Enyas Song »Only Time« zu einem der weltweit meistgespieltesten Hits - er gab den Menschen Kraft und Halt nach dieser unfassbaren Katastrophe.