Berlin (dpa) - Seit mehr als zehn Jahren ist Helene Fischer eine Marke. Das kann man sogar wörtlich nehmen. Ob Babyrassel oder Christbaumschmuck: Eine Unzahl von Produkten hat die 34-Jährige beim Patentamt schützen lassen.
Und dann ist da noch dieser andere Markenbegriff: Helene Fischer als Liebling ihrer Fans, als nationaler Superstar, der Arenen füllt und von einer riesigen Anhängerschar heiß und innig geliebt wird - und von anderen verachtet; der laut »Forbes«-Magazin zu den bestverdienenden Musikerinnen der Welt gehört, besser noch als Britney Spears.
Fischer ist Deutschlands Musikstar Nummer eins. Auch in diesem Jahr dominiert sie die offiziellen deutschen Jahrescharts, ihr Album steht in der Jahreswertung wiederholt auf dem ersten Platz.
Bei ihrem Aufstieg war einer fast immer dabei: Florian Silbereisen, ebenfalls Schlagersänger, Moderator von Volksmusik-Sendungen und bis vor kurzem der Mann an Fischers Seite. Am Mittwoch hatten beide die Trennung auf Facebook verkündet - und einen neuen Mann an Fischers Seite. Fischers Sprecher bestätigte die Trennung.
»Thomas«, schrieb Florian Silbereisen, sei »ein toller Kerl«, den er schon lange kenne. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um den Tänzer Thomas Seitel, der zuletzt Teil von Fischers Showprogramm bei Konzerten war. Wie »Bild« berichtet, sprach Seitel in der HR-Sendung »Hallo Hessen« im Oktober noch von einem Arbeitsverhältnis. Auf die Frage, ob Silbereisen nicht manchmal eifersüchtig sei, sagte er damals: »Natürlich muss sie mir nahe kommen in der Luft, denn sie möchte ja nicht, dass sie fällt. Und ich auch nicht.«
Es ist der Schlusspunkt eines Jahres, in dem Fans und Öffentlichkeit Helene Fischer neu kennenlernten: Mal barfuß und ungeschminkt, mal sogar politisch, zeigte sich die »Atemlos«-Sängerin 2018, wo vorher stets perfekte Inszenierung und diplomatisches Schweigen regierten.
Es war ein Wendejahr für Fischer. Es begann mit einer Krankheit, wegen der sie mehrere Konzerte absagte. Schon das war für die Marathon-Frau ungewöhnlich. »Ich bin auch nur ein Mensch und ich wurde krank, und wir holen auf jeden Fall alle Konzerte nach«, versprach sie und hielt Wort. Ob Silbereisen sie in dieser Zeit umsorgt habe, wurde sie später bei einer ARD-Show gefragt. Klar, er habe sich »sehr, sehr süß gekümmert«. Zuvor hatte sie noch Schwangerschaftsgerüchte dementiert, die nach den Konzertabsagen aufgekommen waren.
»Ja, es gibt einen neuen Mann in meinem Leben und daraus will ich kein Geheimnis machen«, schrieb sie nun in einem Statement. Auch Silbereisen äußerte sich: wünschte Glück und betonte, er und »Helene« seien nach der Trennung als Freunde noch enger zusammengewachsen und würden Freunde bleiben, egal was alles geschrieben werde.
»Woche für Woche« werde seit zehn Jahren über »Hochzeit, Kinder oder Trennung« spekuliert. »Seit Jahren schreckt man nicht einmal davor zurück, in unserer Mülltonne zu wühlen, um dort irgendetwas Privates zu finden«, beschrieb er die mediale Dauerbeobachtung, die das Leben zu zweit »nicht nur schön« gemacht habe. Und: »Während in den letzten Wochen mal wieder über eine bevorstehende Hochzeit spekuliert wurde, waren wir längst getrennt.«
Auch Fischer betont die Freundschaft der beiden - »auch wenn die Liebe schleichend geht, wirft man eine Beziehung nicht einfach nach 10 Jahren bedeutungslos hin«.
Einen Vorgeschmack auf die »neue« Fischer lieferte sie beim Fotoshooting zu 40 Jahren »Vogue«. Die Modezeitschrift hob sie aufs Cover der Jubiläumsausgabe - barfuß. »Ich habe noch nicht mal meine Wimpern getuscht!«, sagte sie in einem Video. »Bist du's, Helene?«, schrieb die »Bild« über die Bilder, die Fischer nahbarer als sonst zeigten. »So geerdet und verbunden mit dem Boden - das hat ganz schön viel ausgelöst bei mir«, sagte sie der »Vogue« über das Shooting.
Und plötzlich äußerte sie sich nach ausländerfeindlichen Übergriffen in Chemnitz sogar politisch. »Erhebt gemeinsam mit mir die Stimmen: gegen Gewalt, gegen Fremdenfeindlichkeit«, rief sie bei einem ihrer Nachholkonzerte in Berlin den Fans entgegen. Wenige Stunden vor dem Auftritt hatte sie sich schon online geäußert: »Wir können und dürfen nicht ausblenden, was zur Zeit in unserem Land passiert.«
Immer wieder war sie auch von Kollegen aus dem Showgeschäft aufgefordert worden, sich zu wichtigen Themen zu äußern - unter anderem von Udo Lindenberg und Showmaster Klaas Heufer-Umlauf: »Ein Satz vor einem Konzert würde reichen.« Heufer-Umlauf änderte seinen Twitter-Namen nach dem Konzert als Hommage kurzerhand in »Klaas Helene-Umlauf«. Zuvor hatte Fischer - nach einigen Tagen - schon die Echo-Vergabe an die Rapper Farid Bang und Kollegah verurteilt, die eine Debatte über die Salonfähigkeit von Antisemitismus auslöste und zum Ende des Echos führte.
Am Ende dieses Schicksalsjahres nun kann man sich Fischer fast auf einer Bühne mit dem - betont unperfekten - Jan »Monchi« Gorkow vorstellen. Musikalisch könnten der Frontmann der Band Feine Sahne Fischfilet und Fischer kaum weiter auseinanderliegen. Auch die traditionell eher konservative Schlager-Fanbase und die der Punkband dürften nahezu keine Berührungspunkte haben. »Wenn sich Leute positionieren, weil sie meinen, dass es an der Zeit ist, so wie kürzlich Helene Fischer, dann finde ich das gut«, sagte »Monchi« nun der »Rheinischen Post«. Und: »Diejenigen, die an die Gesellschaft glauben, müssen zusammenhalten.«
Wie es jetzt weitergeht? 2019 ist bei Helene Fischer vieles möglich.