Ein Hollywood-Star als brutal zuschlagender Ehrmann: Zeitweise unter Tränen hat die Schauspielerin Amber Heard (36) ihrem früheren Ehemann, dem »Fluch der Karibik«-Star Johnny Depp (58), schwere Vorwürfe gemacht.
In den ersten beiden Tagen im Zeugenstand am Mittwoch und Donnerstag berichtete Heard von mehreren Vorfällen mit wüsten Beschimpfungen, Schlägen und anderer Gewalt. Danach wurde der Prozess zunächst bis zum 16. Mai vertagt.
Per Mitteilung kritisierte Depp am prozessfreien Freitag den Auftritt von Heard als »Schauspielleistung ihres Lebens«. Es seien ständig »neue und passende Details« zu den Erinnerungen von Heard dazugekommen, hieß es in einer Mitteilung von Depps Sprecher, aus dem zahlreiche US-Medien zitierten. Ein Sprecher von Heard konterte im Gegenzug, dass auch diese Reaktion von Depp beweise, dass seine Klage derzeit auseinanderfalle.
Heard beschreibt Szenen unter Tränen
Heard berichtete am zweiten Tag ihrer Aussage am Donnerstag von einem weiteren brutalen Vorfall: »Er (Depp) hat einfach immer weiter auf mich eingeschlagen. Ich dachte: «So werde ich sterben. Er wird mich jetzt umbringen. Er wird mich umbringen und es noch nicht einmal gemerkt haben.»« Zuvor hatte die Schauspielerin bereits von mehreren weiteren angeblichen Übergriffen Depps berichtet. So habe er sie unter Drogeneinfluss einmal in einem Flugzeug angegriffen, als sie während eines Streits auf einen anderen Platz habe wechseln wollen: »Ich spüre diesen Stiefel in meinem Rücken. Er hat mir einfach in den Rücken getreten. Ich bin auf den Boden gefallen«, sagte Heard, die immer wieder mit den Tränen kämpfte.
Vor allem im Rausch sei Depp häufig handgreiflich geworden, berichtete Heard, die am Donnerstag ihrer Anwältin mehrere Stunden lang Rede und Antwort stand. Es sei auch zu sexueller Gewalt gekommen, unter anderem in Australien, sagte Heard.
Die »Aquaman«-Schauspielerin, die eine cremefarbene Bluse und dunkle Strickjacke trug, beschrieb zudem mehrere verbale Attacken, in denen Depp angeblich damit gedroht habe, er könne sie umbringen. Er habe sie als »Hure« beschimpft und ihr grundlos vorgehalten, sie würde ihn betrügen. Er habe ihr gesagt, dass er sie hasse und dass sie sein Leben zerstört habe. Heards Anwälte zeigten Fotos von der Schauspielerin, etwa mit einem blauen Fleck am Oberarm.
Depp zeigt kaum Regungen, vermeidet Blickkontakt
Depp, im Anzug und zeitweise mit dunkler Brille, hörte den Aussagen seiner Ex-Frau aus wenigen Meter Entfernung fast regungslos zu. Er vermied Blickkontakt, hielt seinen Kopf meist gesenkt.
In seiner viertägigen Aussage im Zeugenstand im Gericht des Bezirks Fairfax (Virginia) hatte Depp unter Eid abgestritten, Heard jemals geschlagen zu haben. In ihrer Beziehung habe es Streit gegeben, räumte der Schauspieler ein. Heard wiederum habe ein »Bedürfnis nach Gewalt« gehabt, hielt er seiner Ex-Frau vor.
Nach gut einem Dutzend Prozesstagen hatte das Team um Depp am Dienstag seine Beweisführung abgeschlossen. Rund zwei Dutzend Zeugen waren zu Wort gekommen. In seiner Zivilklage hält Depp seiner Ex-Frau vor, in einem 2018 von der »Washington Post« veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 45 Millionen Euro) Schadenersatz, Heard hat eine Gegenklage eingereicht.
Depps und Heards Ehe dauerte nur 15 Monate
Depp und Heard hatten sich 2009 bei den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film »The Rum Diary« kennengelernt. Ihre Romanze begann 2011 auf einer Werbetour für den Film, nach Depps Trennung von seiner langjährigen Partnerin, der französischen Schauspielerin Vanessa Paradis, mit der er zwei Kinder hat. 2015 heirateten Depp und Heard, doch nach nur 15 Monaten Ehe reichte die Schauspielerin die Scheidung ein. Sie warf ihrem Mann häusliche Gewalt vor.
Ihre Beziehung sei von Beginn an »intensiv« gewesen, hatte Heard am Mittwoch gesagt. Sie habe sich »Hals über Kopf« in Depp verliebt. »Es war wie ein Traum, absolut magisch«, beschrieb sie den Beginn ihrer Romanze.
Zum Auftakt ihrer Befragung hatte sie gesagt: »Ich bin hier, weil mein Ex-Ehemann mich verklagt hat.« Es sei »schrecklich« für sie, hier über Wochen hinweg »alles wieder zu erleben« und über ihr vergangenes Kapitel mit Depp zu sprechen.
Heard: Erste Gewalt von Depp kam 2012
Unter Tränen beschrieb die Schauspielerin einen Vorfall von 2012, zu Beginn ihrer Beziehung, als sie angeblich von Depp zum ersten Mal geschlagen worden sei. Er habe Alkohol und Drogen konsumiert, als ihre Unterhaltung über eine Tätowierung an seinem Arm mit einem körperlichen Angriff geendet habe. Sie habe es zunächst für einen schlechten Witz gehalten, doch Depp habe ihr dreimal hintereinander ins Gesicht geschlagen. »Das hat mein Leben verändert«, sagte Heard sichtlich aufgelöst. Depp habe sich danach unter Tränen auf den Knien bei ihr entschuldigt und versprochen, er werde dies nie wieder tun.
Vor der Jury beschrieb sie angebliche Rauschzustände Depps, in denen er völlig die Kontrolle über sich verloren habe. Doch im nüchternen Zustand habe er ihr gesagt, dass sie die Rettung für ihn sei.
Der Prozess soll noch mehrere Wochen dauern. Beobachter gehen davon aus, dass Heard mehrere Tage lang befragt wird, auch im Kreuzverhör von Depps Anwälten.
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