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Gentherapie für todkranke Babys: Novartis verlost Behandlung

Es klingt zynisch: Das Pharmaunternehmen Novartis hat ein Medikament gegen tödlichen Muskelschwund bei Babys entwickelt - aber es soll Millionen kosten. Und so wird ausgelost, wer damit behandelt wird.

Zolgensma-Patient
Ein Baby erhält eine Injektion mit dem Genpräparat Zolgensma gegen spinale Muskelatrophie. Foto: Marina Mantel/dpa
Ein Baby erhält eine Injektion mit dem Genpräparat Zolgensma gegen spinale Muskelatrophie. Foto: Marina Mantel/dpa

BASEL. Bei der Verlosungsaktion einer Gentherapie für todkranke Babys haben jetzt auch Kinder in Deutschland eine Chance. Das zuständige Bundesinstitut hat grünes Licht gegeben.

Das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis startete die Verlosung einer Behandlung mit Zolgensma für 100 Kinder. Es handelt sich um das teuerste Medikament der Welt, mit rund zwei Millionen Euro für eine Dosis. Die Therapie ist für Kinder unter zwei Jahren, die an spinaler Muskelatrophie (SMA) leiden, die Muskelschwund verursacht und in schweren Fällen unbehandelt zum Tod führen kann.

»Es gibt keine Gründe, dem Härtefallprogramm zu widersprechen«, teilte das Paul-Ehrlich-Institut in Langen mit. Das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel ist dafür zuständig, solche Ausnahmeregeln zu genehmigen. Damit können Kinder, die bei der Novartis-Verlosung gewinnen, auch in Deutschland mit dem Medikament Zolgensma behandelt werden, obwohl es in Europa noch nicht zugelassen ist.

Betroffene Eltern, die Gesellschaft für Muskelkranke und Medizinethiker haben die Verlosungsaktion kritisiert. Die Therapie sollte nach medizinischen Kriterien für jene Kinder zur Verfügung stehen, die sie am nötigsten brauchen, sagen sie. In Deutschland ist nach Angaben des Instituts eins von 10.000 Kindern betroffen.

Das Medikament ist in den USA seit Mai vergangenen Jahres zugelassen. In Europa laufen noch Prüfungen durch die Europäische Arzneimittelagentur. Es steht ein anderes Medikament für SMA-Patienten zur Verfügung, das aber weniger effektiv ist und nicht allen Kindern hilft. (dpa)