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Geiselnehmer in Dresden erschoss Mutter mit Pistole

Zwei Tage nach der dramatischen Geiselnahme in Dresden gibt es neue Erkenntnisse. Die Ermittler rekonstruieren den Ablauf des Geschehens - und wissen schon etwas mehr dazu.

Geiselnahme in Dresden
Nach der Geiselnahme in der Dresdner Innenstadt sind noch viele Fragen ungeklärt. Foto: Jörg Schurig
Nach der Geiselnahme in der Dresdner Innenstadt sind noch viele Fragen ungeklärt.
Foto: Jörg Schurig

Im Fall der nach Stunden beendeten Geiselnahme am Samstag in einem Dresdner Einkaufszentrum läuft die kriminalistische Aufarbeitung der Umstände und Hintergründe. Bei den Ermittlungen wegen des Verdachts des Totschlags und der Geiselnahme gegen den mittlerweile toten Täter wird das Geschehen rekonstruiert.

Nach bisherigen Erkenntnissen hat der 40-Jährige zunächst am Morgen seiner Mutter in den Kopf geschossen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass die 62-Jährige infolgedessen starb. Nach derzeitigem Stand war die Pistole nicht legal im Besitz des Deutschen, der »geringfügig und nicht einschlägig« vorbestraft ist und zuletzt 2016 zu einer Geldstrafe wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilt worden ist.

Polizei: Täter wohl psychisch krank

Der Mann hatte im Adventstrubel in Sachsens Landeshauptstadt am Samstag über Stunden für Angst und Schrecken gesorgt und einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Beim Zugriff am Mittag war er überwältigt worden und wenig später an dabei erlittenen Verletzungen gestorben. Die Polizei geht davon aus, dass er psychisch krank war. Im Oktober hatte es einen Einsatz in Heidenau gegeben, weil er aufgebracht und geistig verwirrt gewesen sei und in medizinische Obhut gebracht worden sei, sagte ein Sprecher.

Nach der Tötung seiner Mutter in einem Wohnhaus im Stadtteil Prohlis wollte der Mann nach bisherigen Erkenntnissen in der Innenstadt mit Waffengewalt in den Sender Radio Dresden eindringen und gab dabei Schüsse ab. Er hatte das neunjährige Kind einer Bekannten dabei, mit dem er sich dann in der Altmarkt-Galerie verschanzte und im Büro eines Geschäfts auch eine 38-jährige Angestellte als Geisel nahm.

Die Polizei hatte versucht, ihn zum Aufgeben zu bewegen. Als Spezialkräfte des Landeskriminalamtes Schussgeräusche in dem Büro hörten, stürmten sie den Raum und verletzten dabei den Beschuldigten schwer. Die Geiseln wurden äußerlich unversehrt befreit.

Die Staatsanwaltschaft leitete noch zu Lebzeiten des Mannes ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags gegen ihn ein. Die Untersuchungen in dem Fall dauern weiter an, etwa zu den Hintergründen und Motiven der Taten sowie wie der Mann an die Waffe gelangt war. Das werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Mit Verweis auf die Ermittlungen könnten keine weitergehenden Auskünfte erteilt werden.

© dpa-infocom, dpa:221211-99-859680/10