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Gedenken an die Opfer des Radlader-Unfalls

Eine schockierte Dorfgemeinschaft trauert um die beiden Toten eines tragischen Radlader-Unfalls. Bei einem Gottesdienst fanden die Menschen nun Halt.

Gedenkgottesdienst nach Radlader-Unfall
Feuerwehrleute in Uniform vor Beginn des Gottesdienstes in Toppenstedt. Foto: Jonas Walzberg/DPA
Feuerwehrleute in Uniform vor Beginn des Gottesdienstes in Toppenstedt.
Foto: Jonas Walzberg/DPA

In der kleinen Kirche leuchten angezündete Kerzen - sie erinnern an die Opfer des tragischen Unglücks während eines Zeltlagers in Toppenstedt vor wenigen Tagen. Zwei Menschen starben bei dem Unfall in dem südlich von Hamburg gelegenen Ort: ein fünfjähriger Junge und ein 39 Jahre alter Mann.

Das Unglück lässt die Leute zusammenrücken

Mit einem bewegenden Gottesdienst haben Trauernde der beiden Opfer und der Angehörigen gedacht. Zur Gedenkfeier in der St.-Johannis-Kirche im benachbarten Salzhausen kamen am Samstag nach Angaben der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover etwa 600 Menschen. Darunter waren viele Helferinnen und Helfer, die am Unglückstag im Einsatz waren.

Der Samtgemeindebürgermeister von Salzhausen, Wolfgang Krause (parteilos), fand bewegende Worte bei der Trauerfeier: »Es schien, als ob die Uhr in Toppenstedt stehen geblieben ist, die Welt sich aufgehört hat zu drehen.« Krause bedankte sich bei allen Einsatzkräften, der psychosozialen Notfallversorgung und der Notfallseelsorge. Sie hätten durch ihre Art des Einsatzes einen noch größeren Schaden abgewendet, sagte er.

»Dieses Unglück bewegt alle hier, das lässt niemanden kalt. Viele fühlen mit den Familien, die jemanden verloren haben, aber auch mit demjenigen, der gefahren ist. Es lässt die Leute zusammenrücken«, sagte Wiebke Alex, Pastorin der Gesamtkirchengemeinde Salzhausen-Raven.

Das Unglück hatte sich am Abend des 24. Juni ereignet. Ein Teilnehmer des Zeltlagers, ein 44 Jahre alter Mann, hatte mehrere Kinder und den 39-Jährigen in einer Transportbox an der Frontgabel seines Radladers herumgefahren. Die als Spaß für die Kinder gedachte Aktion endete mit dem schrecklichen Unglück: Auf einem Feldweg löste sich die Gitterbox. Die Insassen stürzten aus drei Metern Höhe hinab.

Ermittlungen gegen den Fahrer des Radladers

Zehn weitere Kinder waren zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Sie gehörten zu den rund 60 Teilnehmern des privat organisierten Vater-Kind-Zeltlagers. Sie schweben nicht mehr in Lebensgefahr.

Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt inzwischen gegen den 44-jährigen Fahrer des Radladers wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Er ist auch der Halter des Fahrzeugs.

Grundsätzlich sei eine Gitterbox nicht zum Transport von Menschen gedacht, hatte eine Staatsanwältin in der vergangenen Woche erklärt. »Inwieweit dieses Verhalten verboten gewesen ist, ist eine rechtliche Bewertung, die nach Abschluss der umfassenden Ermittlungen zu den tatsächlichen Geschehnissen zu klären sein wird«, hieß es von der Behörde. Normalerweise wird in solchen Boxen Schüttgut transportiert.

Um das Unglück aufzuklären, wurde ein Gutachten von einem Sachverständigen angefordert. Bis dieses vorliegt, dürfte es noch mehrere Wochen dauern.

Für die Kinder sei indes versucht worden, einen geregelten Alltag zu schaffen, sagte Pastorin Alex. »Wir haben uns schon vergangenen Sonntag mit einem Team von Erziehern, Seelsorgern und einer Trauerbegleiterin zusammengetan und geschaut, wie es mit den Kindern weitergeht«, sagte sie. Auch ein Elternabend habe bereits stattgefunden. Dabei sei besprochen worden, wie man mit den Kindern in dieser Situation umgehen und über das schwere Thema sprechen könne.

Die Hilfsbereitschaft der Dorfgemeinschaften sei herausragend, sagte Samtgemeindebürgermeister Krause. »Darauf können wir als Schicksalsgemeinschaft in dieser so schweren Zeit sehr stolz sein.«

© dpa-infocom, dpa:230701-99-252546/4