Der Gasgeruch hat sich verflüchtigt, nur ein großer Schutthaufen, ein Baggerfahrer und einige Kriminalbeamte und Sachverständige zeugen noch vom Unglück mit einem Todesopfer im sauerländischen Hemer.
Zwei Tage nach der gewaltigen Explosion eines Wohnhauses, die ein großes Trümmerfeld hinterließ, ist die Unglücksursache noch nicht abschließend geklärt.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln
Die Kriminalpolizei im Märkischen Kreis und die Staatsanwaltschaft Hagen setzten am Sonntagmorgen ihre Ermittlungen fort. Letzte Zweifel an einer Gasexplosion als Ursache sollen von Sachverständigen vollständig ausgeräumt werden. Dass auch die Staatsanwaltschaft involviert ist, ist laut Polizeisprecher Lorenz Schlotmann »ein normaler Vorgang«. Sie ermittele gegen Unbekannt »wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. »Es gibt bisher aber keinerlei Hinweise darauf, dass es keine Gasexplosion war.«
Die Feuerwehr war am Sonntag dabei, die Trümmer aus dem riesigen Schuttberg Stück für Stück vorsichtig abzutragen. »Dazu hat sie auch einen Baggerfahrer angefordert«, erläuterte Schlotmann. Gleichzeitig nahmen Kripo-Beamte die Unglücksstelle gemeinsam mit Sachverständigen genau unter die Lupe. Das wird laut Polizeisprecher »noch einige Zeit« dauern. »Der Bereich ist weiterhin abgesperrt.«
Auch erste Zeugen sind vernommen worden. Die Ermittlungen stünden aber noch ganz am Anfang, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen am Samstag dem WDR. »Es gilt, erstmal das Sachverständigengutachten abzuwarten.«
Mehrere Verletzte und eine Tote
Bei der Explosion des Mehrfamilienhauses war am Freitagabend eine 57 Jahre alte Frau ums Leben gekommen. Sie konnte von den Rettungskräften am Samstagmorgen nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden. Eine 32 Jahre alte Frau und ein 36 Jahre alter Mann waren lebensgefährlich verletzt worden und kamen ins Krankenhaus. Am Sonntagmittag teilte die Polizei mit, dass sie weiterhin in Lebensgefahr schwebten.
Darüber hinaus waren zwei Bewohner des Hauses leicht verletzt worden. Zudem hätten zwei Passanten leichte Blessuren durch herumfliegende Trümmerteile erlitten, wie Hemers Bürgermeister Christian Schweizer (CDU) der dpa sagte.
Insgesamt wohnten in dem Haus auf einer Anhöhe im Süden der 40.000-Einwohnerstadt acht Menschen. Drei von ihnen waren zum Unglückszeitpunkt nicht zu Hause. Besucher oder Gäste waren laut Polizei am Freitagabend nicht im Haus.
An der rund 100 Meter entfernten Hauptstraße in Hemer ging das Leben am Samstag wie gewohnt weiter, nachdem der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) den Unglücksort besucht hatte. Reul zeigte sich nach dem Hauseinsturz betroffen. »Wir sind alle in Gedanken bei den Angehörigen der toten Frau. Es ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann«, sagte der Innenminister.
»Ein sehr tragischer Vorfall«
Dabei hatte es in der Nacht zum Samstag zunächst gute Nachrichten gegeben. Gegen 3.00 Uhr und 3.45 Uhr konnten die Einsatzkräfte sich durch den Schutt zu einem 36-Jährigen und einer 32-Jährigen vorarbeiten und sie schwer verletzt aus den Trümmern bergen. Am Morgen fanden sie dann die leblose 57 Jahre alte Bewohnerin. »Es ist ein sehr tragischer Vorfall. Jetzt geht es darum, dass die beiden schwer verletzten Personen optimal versorgt werden«, sagte Bürgermeister Schweitzer - und hoffte, dass sie überleben.
Auch Reul war mit den Gedanken bei den beiden Schwerstverletzten: »Wir alle hoffen und beten, dass die, die im Krankenhaus sind und um ihr Leben kämpfen, dass sie es schaffen und durchkommen«, sagte der Innenminister, der den vielen Einsatzkräfte dankte. »Vom Baggerführer bis zu Polizei, Feuerwehrleuten, THW oder Rotem Kreuz - wir können schon sehr, sehr froh sein, dass sich in NRW so viele Menschen im Ehrenamt oder Beruf engagieren und so kompetent sind. Sie wissen, was zu tun ist in so einem Moment. Und wenn man die Jungs und Mädels hier sieht, in deren Gesichter, dann weiß man, was das für eine Anstrengung war.«
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