Zwei verletzte Akrobaten sind nach einem Unfall an einer Turmsprung-Attraktion im Europa-Park in Rust bei Freiburg am Dienstag noch im Krankenhaus geblieben. »Wir gehen nicht von schwereren Verletzungen aus«, sagte eine Polizeisprecherin. Insgesamt hatten sich am Montag sieben Menschen im größten Freizeitpark in Deutschland verletzt, als ein Wasserbecken riss und daran befestigte Sprungtürme einstürzten. Die Schau »Retorno dos Piratas« wird einem Parksprecher zufolge nicht mehr gezeigt. »Die High-Diving-Show wäre nur noch drei Wochen gelaufen, daher wird das Gastspiel nun vorzeitig beendet.«
Der Park öffnete am Dienstag wie üblich. Die Wasserbahn-Attraktion »Atlantica SuperSplash«, in das sich Wasser aus dem defekten Becken ergossen hatte, war wieder in Betrieb. Nach dem Unfall hatten Kulissenteile im Wasser getrieben, die Boote standen erstmal still.
Nach Angaben der Polizei wurden fünf Artisten und zwei Besucher bei dem Vorfall verletzt. Vier Akrobaten kamen zur Abklärung ihrer Verletzungen ins Krankenhaus. Zwei von ihnen hätten die Klinik noch am Abend wieder verlassen, sagte die Sprecherin.
Artisten aus Frankreich und Deutschland
Bei den verletzten Akrobaten handelt es sich nach Angaben des Parks um Frauen im Alter von 18, 22 und 29 Jahren sowie einen 24- und einen 50-jähriger Mann. »Eine Person befand sich im Schwimmbecken, eine weitere auf dem Sprungturm und die restlichen Artisten auf der kleinen Burg mit den Sprungbrettern«, teilte der Sprecher mit. Die beiden Besucher seien leichter verletzt worden.
Zu der Show gehören zehn Artisten, internationale Sportler unter anderem aus Deutschland und Frankreich. Über eine französische Firma seien diese im Europa-Park beschäftigt. Die Athleten waren mehrmals täglich während der 20-minütigen Darbietung aus bis zu 25 Metern Höhe in das 3,20 Meter tiefe Bassin gesprungen und hatten dabei Extrem- und Synchronsprünge gezeigt. »Retorno dos Piratas« war Ende Mai gestartet und sollte eigentlich bis zum 3. September das Publikum begeistern. Der Park arbeitet seit Jahren mit den Artisten zusammen.
Polizei ermittelt zum Unfallhergang
Das Schwimmbecken sei eine Neuanschaffung, die eine Fremdfirma im Mai im Europa-Park aufgebaut habe, erklärte der Sprecher. Ähnliche Vorfälle wie am Montag seien dem Park nicht bekannt.
Unklar blieb am Dienstag, ob und in welcher Form das Becken gewartet worden war. Der Tüv Süd, der für den Europa-Park selbst zuständig ist, konnte die Frage wegen eines Feiertags in Teilen Bayerns, wo er seinen Stammsitz hat, zunächst nicht klären.
Die Polizeisprecherin sagte, der Unfallhergang werde noch ermittelt. Dazu würden Zeugen befragt und das Material begutachtet. Geklärt werden müsse noch, ob ein Sachverständiger zurate gezogen wird.
Der Europa-Park ist in der Sommersaison täglich von 9.00 Uhr bis mindestens 18.00 Uhr geöffnet. Im vergangenen Jahr waren mehr als sechs Millionen Menschen auf die Anlage mit Achterbahnen und anderen Attraktionen nahe der französischen Grenze gekommen - ein Rekord.
Zuletzt war der Europa-Park häufiger mit außerplanmäßigen Ereignissen in die Schlagzeilen geraten. Vor zwei Monaten gab es einen Brand, im April wurde eine Achterbahn aus Sicherheitsgründen gestoppt.
VDFU bezieht Stellung
Der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU) erklärte, die Sicherheit der Besucher habe in den deutschen Freizeit- und Erlebniseinrichtungen stets höchste Priorität. »Die Freizeiteinrichtungen gehören zu den sichersten und qualitativ hochwertigsten weltweit.« Es gebe keine allgemeine Zunahme solcher Vorfälle, und die einzelnen stünden nicht in direktem Zusammenhang.
Alle Fahrgeschäfte in deutschen Freizeitparks unterlägen strikten und regelmäßigen Kontrollen. »Dank der hohen Sicherheitsstandards, zusätzlich gewährleistet durch externe technische Prüforganisationen, sind entsprechende Vorfälle äußerst selten«, teilte ein Sprecher mit.
Der kontrollierte Stopp der Achterbahn im April im Europa-Park sei ein hervorragendes Beispiel für effiziente Sicherheitssysteme. »Hier greifen im Falle einer Störung automatische Bremsmechanismen, so dass selbst ein kleiner Wackelkontakt im Kabel den Zug stoppt«, erläuterte der Sprecher. »Auch beim Brand, der nach unseren Informationen durch einen technischen Defekt verursacht wurde, haben alle Sicherheitsmechanismen und -konzepte einwandfrei funktioniert.«
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