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Erster Hinweis auf vermissten Bergsteiger: Rucksack gefunden

Seit vier Tagen versuchen Retter am Hochkalter, einen verunglückten Bergsteiger zu finden. Endlich können sie mit speziellem Gerät am Berg entlangfliegen und orten die erste richtige Spur.

Vermisstensuche am Hochkalter
Ein Hubschrauber der Bergwacht steht auf einem Sportplatz in Ramsau bei Berchtesgaden. Foto: Kilian Pfeiffer
Ein Hubschrauber der Bergwacht steht auf einem Sportplatz in Ramsau bei Berchtesgaden.
Foto: Kilian Pfeiffer

Bei der Suche nach einem verunglückten Bergsteiger am Hochkalter in den Berchtesgadener Alpen haben Rettungskräfte den Rucksack des 24-Jährigen gefunden. Da aber anschließend wieder Wolken den Bereich umhüllten, konnten vorerst keine weiteren Bergretter für eine weitergehende Suche zum Einsatzort geflogen werden.

Der junge Mann aus Niedersachsen war am Samstag bei einer hochalpinen Tour unterhalb des 2607 Meter hohen Gipfels abgerutscht. Er setzte einen Notruf ab, weil er sich bei eisiger Kälte und Schneesturm in dem steilen Gelände kaum noch halten konnte. Seither ist jeder Kontakt abgebrochen.

Bis nun der Rucksack gefunden wurde, hatten die Helfer nur vage Hinweise auf den Unfallort. Der Einsatz war und ist für die ehrenamtlichen Helfer der Bergwacht und die Alpinpolizei deshalb sehr aufwendig. Zudem machten das schlechte Wetter und die herausfordernden Bedingungen mit bis zu drei Meter tiefem Schnee in dem hochalpinen Gelände die Suche in den vergangenen Tagen großteils unmöglich.

Sonar ortet elektronische Geräte

Am Mittwoch konnte nun erstmals ein Helikopter mit mehreren Bergrettern und einer sogenannten Recco-Boje den Hochkalter bei Ramsau nahe Berchtesgaden überfliegen. Mittels Sonar kann das an einer langen Leine unter dem Hubschrauber baumelnde Gerät Halbleiter in elektronischen Geräten orten; der junge Mann hatte wohl neben seinem Handy auch ein Laptop dabei. Die Hoffnung war, ihn selbst in einer Schneehöhle zu entdecken, die er sich hoffentlich als Schutz gegen den eiskalten Wind graben konnte.

Doch ein erstes Signal am Vormittag führte zu großer Enttäuschung: Die Bergwachtler buddelten nur einen Wetterballon aus dem tiefen Schnee. »Da weiß man wenigstens, dass das System funktioniert«, kommentierte daraufhin der Sprecher der Retter. Doch die Suche sei immens aufwendig. »Da setzt man dann zwei Leute ab, die graben im Schnee, und dann ist es ein Wetterballon. Da kann ja sonst was rumliegen.« Wetterballons lassen Meteorologen aufsteigen, um mithilfe von Messgeräten Wetterdaten zu gewinnen. Nach dem Platzen fallen sie auf den Boden zurück.

Dennoch waren die Helfer optimistisch, auch den 24-Jährigen noch zu orten. »Wenn der Notebook oder Handy dabei hat, kann man dann davon ausgehen, dass wir den finden«, erläuterte der Bergwacht-Sprecher. Und tatsächlich: Am Nachmittag führte das Signal die Retter zumindest zum Rucksack des Vermissten. Die Suche sollte weitergehen, sobald es die Wetterbedingungen zulassen. Für Donnerstag wurde geeignetes Wetter mit Sonnenschein und weniger Wind erwartet.

Lebensgefährliche Bedingungen

In den Tagen zuvor waren die Bedingungen selbst für die erfahrenen Retter teils lebensgefährlich: Starker Wind bei anhaltendem Schneefall hatte für Lawinengefahr gesorgt, der Hochkalter bricht zudem in steilen Wänden ab. Auch am Mittwoch waren die Bedingungen zunächst widrig, weil nochmal Neuschnee gefallen war, wie ein Bergwachtler erläuterte. Der Schnee sei inzwischen etwa anderthalb Meter hoch, es gebe keinen tragenden Untergrund.

In den vielen Rinnen liegt der Schnee gar gut drei Meter hoch. Den Einsatz von Fußtrupps schätzten die Verantwortlichen deshalb als nicht zielführend und trotz aller Sicherheitsmaßnahmen als zu riskant ein. Auf 2400 bis 2500 Metern Höhe, wo der 24-Jährige vermutet wurde, herrschten am Mittwochvormittag zudem circa minus 15 Grad.

Geplant war, erst bei einer konkreten Ortung des Verunglückten mutmaßlich auf der Westseite des Gipfelgrates Rettungsmannschaften loszuschicken, um ihn zu bergen und ins Tal zu bringen. Für den Transport der Einsatzkräfte stand derweil ein zusätzlicher großer Hubschrauber zur Verfügung. Zudem standen Bergwachtler, komplett mit Eisgeräten und Lawinen-Notfallausrüstung ausgestattet, an der Wache parat, um den 24-Jährigen so schnell wie möglich ausgraben zu können. Allerdings schwanden die Hoffnungen, ihn lebend zu finden, zunehmend.

© dpa-infocom, dpa:220921-99-843421/7