Der Angeklagte nahm das Urteil so zu Kenntnis, wie ihn das Gericht an den vorigen 15 Verhandlungstagen erlebt hatte: mit starrem Blick, regungslos, schweigend. Er habe mit äußerster Brutalität und Kaltherzigkeit seine Familie ausgelöscht und die Opfer hingerichtet, sagte ihm Richter Peter Goebels im Landgericht Rostock. Er sei des dreifachen Mordes schuldig. Das Urteil: Lebenslange Haft unter Feststellung der besonderen Schwere der Schuld, womit eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahre nahezu ausgeschlossen ist.
Der Richter erinnerte den 27-Jährigen daran, dass er nach einem kurzzeitigen Ortswechsel nach Baden-Württemberg dort einen hedonistischen, egoistischen und von enormer Gleichgültigkeit geprägten Lebenswandel geführt habe. Um diesen nach der Rückkehr nach Rövershagen fortsetzen zu können, habe er den Vater als Hindernis aus dem Weg räumen wollen und zur Vertuschung der Tat Schwester und Mutter auf »perfide und niederträchtige Weise hingerichtet«. Das Motiv des Angeklagten liege auf tiefster Stufe, so Goebels.
Auch nach den Taten im Februar 2022 habe er sein Leben weitergelebt, als wäre nichts geschehen. Dazu zählten auch Partys mit Freunden.
Familie hingerichtet
Die Taten waren grausam: Dem auf der Couch schlafenden Vater (52) schoss der Angeklagte am 7. Februar 2022 mit einer Armbrust mehrere Pfeile in den Kopf. Doch sei der Vater nicht sofort tot gewesen. Der Sohn habe daraufhin eine Gartenmachete mit 23 Zentimeter langer Klinge geholt und auf den Vater eingestochen, der letztlich verblutet sei.
Auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft wollte er mit dem Vater einen »Störfaktor« beseitigen, der ihn hinderte, seinen Lebensstil fortzusetzen. Der Sohn hatte zuvor in Baden-Württemberg mehrere Zehntausend Euro Schulden gemacht. Die Familie siedelte vor über 20 Jahren von Sibirien nach Deutschland um. Beide nicht verwandten Kinder waren adoptiert, aber laut Richter wie leibliche Kinder und Geschwister aufgewachsen.
Seine arglose Schwester (25) lockte er unter einem Vorwand ins elterliche Haus in Rövershagen. Mit dem Versprechen einer Überraschung brachte der Angeklagte die Schwester dazu, im Flur mit einer blickdichten Brille und Hörschutz auf einer Folie niederzuknien. Dann schoss er ihr drei Pfeile in den Kopf und stach auch auf sie ein. Das gleiche Schicksal erlitt die Mutter (48) vier Tage später.
»In Grunde genommen haben Sie sich als Henker erwiesen«, sagte der Richter zum Angeklagten. Es gebe keine Zweifel daran, dass er der Täter sei. Eine Haftentlassung nach 15 Jahren komme nicht in Betracht.
Angeklagter voll schuldfähig
Das Gericht folgte mit dem Urteil den Forderungen von Oberstaatsanwalt Thomas Peters. Er hatte dem Mann eine hohe kriminelle Energie attestiert. Der Angeklagte habe seine nächsten Angehörigen heimtückisch und brutal ausgelöscht und dabei »eiskalt« und empathielos gehandelt. Ein Gutachter bescheinigte dem Angeklagten in dem Prozess volle Schuldfähigkeit.
Die Verteidigerin hatte in ihrem Plädoyer einen Freispruch gefordert. Aus ihrer Sicht hätten alle Beweise, Aussagen und Gutachten nicht verwertet dürfen, da ihr Mandant bei der polizeilichen Vernehmung nicht oder nicht ausreichend über seine Rechte belehrt worden sei. Der Richter ging mit der Anwältin hart ins Gericht. Ihr sei es lediglich um »Effekthascherei« gegangen.
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