Der neue britische König Charles III. hat sich schwer erschüttert gezeigt über den Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. »Wir sind in tiefer Trauer um einen geschätzten Souverän und eine vielgeliebte Mutter«, teilte Charles mit.
Er fügte hinzu: »Ich weiß, dass ihr Verlust das ganze Land schwer bewegt.« Das gelte auch in den Gebieten ihrer Herrschaft und des Commonwealths - und für Menschen auf der ganzen Welt. Die Queen war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben.
Die britische Premierministerin Liz Truss würdigte Elizabeth II. als »Fels«, »auf dem das moderne Großbritannien errichtet wurde«. Der Tod der Queen sei ein »riesiger Schock für die Nation und die Welt«, sagte die konservative Politikerin in einer Rede in der Londoner Downing Street. Das Land sei unter ihrer Herrschaft gewachsen und gediehen, so Truss weiter. »Wegen ihr ist Großbritannien heute das großartige Land, das es ist.« Dafür sei sie von den Menschen im Vereinigten Königreich und auf der ganzen Welt geliebt worden.
Auch ihr Vorgänger Boris Johnson äußerte sich bestürzt. »Dies ist der traurigste Tag für unser Land. In den Herzen von uns allen ist ein Schmerz«, schrieb er auf Twitter. »Ein tiefes und persönliches Gefühl von Verlust - viel intensiver vielleicht, als wir es erwartet hatten.« Noch am Dienstag hatte die Queen Johnson empfangen und sein Rücktrittsgesuch entgegengenommen.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat die enorme Bedeutung von Queen Elizabeth II. für die Britinnen und Briten hervorgehoben. »Es fühlt sich für Menschen in aller Welt, vor allem in Großbritannien, so an, als wäre uns ein Teil unseres Lebens, den wir für selbstverständlich gehalten haben, genommen worden«, sagte der oberste Geistliche der Church of England im BBC-Interview. Für viele Menschen breche nicht nur eine Zeit der Trauer an, sondern auch eine der Unsicherheit, in der sie sich fragten, was von Dauer sei.
Trauerbekundungen aus Deutschland
Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte die Königin als »Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland«. Scholz hob vor allem ihren Einsatz »für die deutsch-britische Aussöhnung nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges« hervor. Dieser bleibe unvergessen. »Sie wird fehlen, nicht zuletzt ihr wundervoller Humor.«
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte dem britischen Königshaus zum Tod der Queen. »Königin Elizabeth II. ist eine Frau, die ein Jahrhundert geprägt hat«, schrieb er laut Sprecherin an das Königshaus. Sie habe Zeitgeschichte erlebt und selbst geschrieben. Der Tod der Queen sei »ein tiefer Einschnitt, das Ende einer Epoche«, schrieb das deutsche Staatsoberhaupt.
»Wie der furchtbare Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine uns schonungslos vor Augen geführt hat, sind Frieden und Freiheit in Europa keine Selbstverständlichkeit. Königin Elizabeth II. hat aber auch erlebt, dass Krieg in Europa überwunden werden kann. Und sie hat selbst dazu beigetragen, die Wunden des Krieges zu heilen«, betonte Steinmeier. So sei der Staatsbesuch der Queen 1965 in Deutschland eines der wichtigsten Symbole für die nach dem Krieg entstandene britisch-deutsche Freundschaft gewesen.
Altbundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte die »überragende Bedeutung« der verstorbenen Königin. »Mit ihrem Tod geht eine Epoche zu Ende«, wird Merkel zitiert. »Es gibt keine Worte, die die überragende Bedeutung dieser Königin, ihres Pflichtgefühls, ihrer moralischen Integrität, ihrer Hingabe und ihrer Würde über sieben Jahrzehnte für das Vereinigte Königreich, für Europa und die Welt auch nur annähernd würdigen können.«
Der Deutsche Bundestag unterbrach seine Debatte am Donnerstagabend, um in einer Gedenkminute die verstorbene Monarchin zu würdigen. Die Parlamentarier erhoben sich dazu von ihren Sitzen.
Trauer weltweit
US-Präsident Joe Biden nannte die Queen eine einzigartige Staatsfrau. »Ihre Majestät Königin Elizabeth II. war mehr als eine Monarchin. Sie hat eine Ära geprägt«, ließ Biden am Donnerstag in Washington mitteilen. »Sie ertrug die Gefahren und Entbehrungen eines Weltkriegs an der Seite des britischen Volkes und sammelte es während der Verwüstung einer globalen Pandemie«. Und weiter: »Königin Elizabeth II. war eine Staatsfrau von unübertroffener Würde und Beständigkeit, die das felsenfeste Bündnis zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten vertiefte.«
Ex-US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle Obama lobten die engagierte Führung und das politische Vermächtnis der Queen. »Sie hörte gut zu, dachte strategisch und war für beachtliche diplomatische Erfolge verantwortlich. Und doch trug sie ihre hohen Titel mit einer gewissen Leichtigkeit.«
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump würdigte das »enorme Vermächtnis von Frieden und Wohlstand« der gestorbenen britischen Königin. »Möge Gott die Königin segnen, möge sie für immer in unseren Herzen regieren und möge Gott sie und Prinz Philip in ständiger Obhut halten«, schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau gedachte nach dem Tod der britischen Königin Elizabeth II. deren »Weisheit, Mitgefühl und Wärme«. Daran würden sich Kanadier für immer erinnern, schrieb Trudeau per Kurznachrichtendienst Twitter. Seine Gedanken und die der Kanadier seien in dieser »schwierigsten Zeit« bei der britischen Königsfamilie.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Das habe seine Regierung verfügt, schrieb Bolsonaro am Donnerstag (Ortszeit) auf Twitter. An diesem für die Welt traurigen Tag sei das ganze brasilianische Volk aufgerufen, Königin Elizabeth II. zu ehren. Sie sei nicht nur Königin der Briten gewesen, »sondern war eine Königin für uns alle«.
Würdigungen aus Kiew und Moskau
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kondolierte zum Tod der Queen. »Im Namen des ukrainischen Volkes sprechen wir der königlichen Familie, dem Vereinten Königreich und dem Commonwealth aufrichtiges Beileid aus zu diesem nicht wieder gut zu machenden Verlust«, schrieb Selenskyj auf Twitter. Großbritannien ist international einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion.
»Über viele Jahrzehnte hat sich Elizabeth II. zu Recht der Liebe und Achtung ihrer Untertanen erfreut und auch ihres weltweiten Ansehens«, schrieb derweil Russlands Präsident Wladimir Putin nach Angaben des Kremls in einem Beileidstelegramm an den neuen König Charles III. Putin bat den Nachfolger, seine Anteilnahme der königlichen Familie und der Bevölkerung Großbritanniens zu übermitteln. Die Queen hatte den Kremlchef 2003 in London im Buckingham-Palast empfangen, wobei Putin sie unhöflicherweise warten ließ.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping bekundete ebenfalls sein »tiefes Beileid« zum Tod von Elizabeth II.. »Ihr Tod ist ein großer Verlust für das britische Volk«, hieß es nach Angaben des chinesischen Staatsfernsehens vom Freitag in seinem Beileidsschreiben an den neuen britischen König Charles III. Seine aufrichtige Anteilnahme richte sich auch an die königliche Familie, die Regierung und das Volks Großbritanniens.
Elton John und 007 melden sich zu Wort
Der britische Musiker Elton John zeigte sich »zutiefst traurig«. »Queen Elizabeth war ein großer Teil meines Lebens von der Kindheit bis heute und ich werde sie sehr vermissen«, schrieb der Musiker bei Twitter. »Sie hatte eine inspirierende Präsenz und hat das Land mit Anmut, Anstand und einer ehrlichen mitfühlenden Wärme durch einige unserer größten und dunkelsten Momente geführt.«
James-Bond-Darsteller Daniel Craig reagierte ebenfalls »tief traurig«. »Meine Gedanken sind bei der königlichen Familie, bei denen, die sie liebte, und bei all jenen, die sie liebten«, sagte der 54-Jährige, der in »No Time To Die« (»Keine Zeit zu sterben«) zum letzten Mal als Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät auftrat, der britischen Nachrichtenagentur PA. »Sie hinterlässt ein unvergleichliches Vermächtnis und wird sehr vermisst werden.«
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