Zehntausende haben auf den Kanaren gegen Massentourismus protestiert. Insgesamt 55.000 Menschen gingen am Samstag nach Angaben der Organisatoren auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln auf die Straße, um unter anderem eine Obergrenze der Zahl der Touristen und bezahlbaren Wohnraum für Einheimische zu fordern. Auf Transparenten war zum Beispiel »Der Tourismus erhöht meine Miete« und »Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht« zu lesen. Ein Hungerstreik von sechs Aktivisten und Aktivistinnen der Organisation »Canarias se agota« (Die Kanaren haben genug) ging unterdessen am Sonntag bereits in den elften Tag.
»Canarias se agota«-Sprecher Victor Martín sprach von einem »historischen Tag«. »Wir sind nicht mehr eine kleine Gruppe, sondern ein ganzes Volk, das auf die Barrikaden geht«, wurde er vom staatlichen TV-Sender RTVE zitiert. Der Protest werde nicht aufhören.
»Die Kanaren haben eine Grenze«
Was will man erreichen? In erster Linie geht es um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen. Der Protest unter dem Motto »Die Kanaren haben eine Grenze« beschränkte sich nicht auf die Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas. Auf dem spanischen Festland gab es in Madrid und Barcelona Solidaritätskundgebungen.
Auf den Kanaren leben gut 2,2 Millionen Menschen. Fast siebenmal so viele ausländische Touristen besuchten vergangenes Jahr die Inseln, rund 14 Millionen Besucherinnen und Besucher vor allem aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Hinzu kamen noch einmal etwa gut zwei Millionen Spanier vom Festland. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die größeren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote.
Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Dennoch sind die Kanaren die zweitärmste unter den 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen.
Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln. Der Biologe und bekannte Dokumentarfilmer Felipe Ravina meinte kürzlich: »Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen.«
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