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Demo auf Mallorca: »Weniger Tourismus, mehr Leben«

Spanien lockt immer mehr ausländische Touristen an. Wirtschaftlich ein Goldesel, aber Einheimische bekommen leichte Platzangst. Es regt sich Widerstand.

Demonstration gegen Massentourismus in Barcelona
Am Sonntag ist wieder eine Demonstration gegen die Auswüchse des Massentourismus auf Mallorca geplant. Foto: Paco Freire/DPA
Am Sonntag ist wieder eine Demonstration gegen die Auswüchse des Massentourismus auf Mallorca geplant.
Foto: Paco Freire/DPA

Auf der bei Deutschen beliebtesten Ferieninsel Mallorca wollen Einheimische wieder gegen die Auswüchse des Massentourismus demonstrieren. Zu dem Protest in der Inselhauptstadt Palma hat die Organisation »Weniger Tourismus, mehr Leben« aufgerufen. Auch auf anderen Baleareninseln sind Kundgebungen geplant. Es ist bereits die dritte Demonstration dieser Art in diesem Jahr auf der Insel.

Zuletzt waren vor acht Wochen unter dem Motto »Sagen wir Basta!« und »Mallorca steht nicht zum Verkauf!« nach Polizeiangaben rund 10.000 Menschen in Palma auf die Straße gegangen. Die Organisatoren sprachen von 25.000 Teilnehmern. Auch in anderen spanischen Touristenmetropolen wie Barcelona und Málaga sowie auf den Kanaren regt sich der Unmut. 

Nicht an dem Ast sägen, auf dem man sitzt 

Für Mallorca ist der Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Und die Tourismusbranche warnt davor, an dem Ast zu sägen, auf dem viele sitzen. 

Aber die Demonstranten klagen, dass nur eine Minderheit profitiert, während die große Mehrheit Jobs mit niedrigen Gehältern in der Tourismusbranche bekommt, die nicht reichen, um die immer teureren Wohnungen zu bezahlen. Zudem zerren Staus, Lärm und Schmutz an den Nerven der Insulaner. 

Demonstration gegen Massentourismus in Barcelona
Touristen und alle, die dafür gehalten wurden, bekamen gratis und ungebeten eine kleine Abkühlung. Foto: Lorena Sopêna/DPA
Touristen und alle, die dafür gehalten wurden, bekamen gratis und ungebeten eine kleine Abkühlung.
Foto: Lorena Sopêna/DPA

Auch auf dem Festland reicht es manchen mit dem Tourismusboom

In der Mittelmeermetropole Barcelona forderten Anfang des Monats mehrere Tausend Demonstranten angesichts auch dort immer höherer Wohn- und Lebenshaltungskosten Beschränkungen für die Tourismusbranche. Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind, wurden mit Wasserpistolen bespritzt. »Tourists go home. You are not welcome« stand in Barcelona auf mitgeführten Plakaten. Oder: »Reduzierung des Tourismus jetzt!«. 

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es solche Demos auch schon in Málaga und auf den Kanaren. Nicht allein die Wohnkosten, sondern auch die Umweltbelastung, Staus, allgemeine Überfüllung, Wassermangel sowie die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung durch immer mehr Besucher nervt viele Einheimische. 

Tourismus auf Mallorca
Volle Strände, volle Bars, volle Kassen. Aber manchen Spaniern wird es etwas zuviel mit dem Tourismus. Auf Mallorca wollen sie am Sonntag wieder demonstrieren. Foto: Clara Margais/DPA
Volle Strände, volle Bars, volle Kassen. Aber manchen Spaniern wird es etwas zuviel mit dem Tourismus. Auf Mallorca wollen sie am Sonntag wieder demonstrieren.
Foto: Clara Margais/DPA

Dieses Jahr 91 Millionen ausländische Besucher erwartet

Bis Ende Mai wurden schon 33,2 Millionen ausländische Touristen in dem Land mit knapp 48 Millionen Einwohnern gezählt. Schätzungen gehen davon aus, dass es bis zum Jahresende 91 Millionen Urlauber werden könnten, die rund 125 Milliarden Euro in die spanischen Kassen spülen werden. Die Hochkonjunktur bei Tourismus beschert Spanien derzeit auch wesentlich bessere Wirtschaftsdaten als zum Beispiel Deutschland. 

© dpa-infocom, dpa:240721-930-179787/2