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Darum ist der Urlaub dieses Jahr so teuer

Viele blicken mit Sorge auf ihren Reisegeldbeutel. Denn der Urlaub ist in diesem Jahr viel teurer geworden. Woran das liegt und wo es die Erholung noch günstig gibt.

Der Urlaub ist den Deutschen heilig. Deshalb zahlen in diesem Jahr viele zähneknirschend deutlich mehr für ein paar Tage am Stra
Der Urlaub ist den Deutschen heilig. Deshalb zahlen in diesem Jahr viele zähneknirschend deutlich mehr für ein paar Tage am Strand. Foto: Julian Stratenschulte
Der Urlaub ist den Deutschen heilig. Deshalb zahlen in diesem Jahr viele zähneknirschend deutlich mehr für ein paar Tage am Strand.
Foto: Julian Stratenschulte

REUTLINGEN. Ein Blick in die gängigen Reiseportale verrät: Wer als Familie eine Woche Pauschalurlaub in den Sommerferien machen will, etwa in der Türkei ab Stuttgart, zahlt schnell mehr als 3.000 Euro. Wer es etwas luxuriöser möchte oder statt in die Türkei lieber nach Italien oder Schweden fährt, muss häufig mit Kosten über 4.000 Euro rechnen. Getränke, Ausflüge oder erste Strandlage sind dabei nicht mit einbegriffen. Bei diesen saftigen Preisen wird der Sommerurlaub schnell zum Luxus.

Warum ist der Urlaub in diesem Jahr so teuer?

Mehrere Faktoren spielen dabei zusammen. Zum einen sind die Flugpreise gestiegen. Für Flüge in den Sommerferien zahlt man rund 17 Prozent mehr als vergangenes Jahr, hat das Portal »Check 24« im Auftrag des SWR herausgefunden. Dabei sind die Unterschiede groß. So haben sich die Flüge nach Rom oder Barcelona durchschnittlich sogar um 40 Prozent verteuert, Flüge nach Las Vegas sind dagegen etwas günstiger geworden. Gründe für diese Preissteigerungen sind die große Nachfrage im ersten richtigen Nach-Corona-Jahr, gepaart mit Engpässen bei Personal und Flugzeugen bei Fluggesellschaften und an den Flughäfen. Außerdem schlagen hier natürlich auch die Energiepreise zu Buche - genauso wie in den Hotels. Auch dort herrscht zusätzlich noch Personalmangel. Das treibt die Preise.

Mallorca-Urlaub deutlich teurer

Hinzu kommt der Nachhaltigkeitsaspekt. Viele Reiseziele, wie etwa Mallorca, wollen weniger Massentourismus. Die Hoteliers setzen daher auf kleinere Häuser und zahlungskräftigere Kundschaft. Bereits im vergangenen Jahr war der Urlaub auf der Baleareninsel um 27 Prozent kostspieliger als im Vor-Pandemiejahr 2019. In diesem Jahr gibt es noch einmal eine kräftige Preissteigerung: Laut Mallorca-Zeitung kostet der Urlaub auf der Insel in diesem Jahr ganze 33 Prozent mehr, als 2022.

Auch die Mietwagenpreise, die durch Corona stark gestiegen waren, haben noch nicht wieder auf das Vorpandemie-Niveau zurückgefunden. Genauso stiegen die Preise in Restaurants oder für Dienstleistungen. All das macht einen Urlaub teurer.

Urlaub mit der ganzen Familie kann dieses Jahr richtig teuer werden.
Urlaub mit der ganzen Familie kann dieses Jahr richtig teuer werden. Foto: Jens Büttner/dpa
Urlaub mit der ganzen Familie kann dieses Jahr richtig teuer werden.
Foto: Jens Büttner/dpa

Wo ist es besonders teuer?

Wo man für den Urlaub besonders tief in die Tasche greifen muss, hat das Statistische Bundesamt im März dieses Jahres untersucht. Wenig überraschend: Richtig teuer für Deutsche ist ein Urlaub in der Schweiz, gefolgt von Urlaub in den skandinavischen Ländern Island, Dänemark, Norwegen, Finnland und, mit etwas Abstand, auch Schweden. In Österreich, Irland, Belgien und Frankreich liegt das Preisniveau ebenfalls über dem in Deutschland. In der Schweiz kosten Hotel- und Restaurantbesuche 61 Prozent mehr als in Deutschland. In Österreich liegen diese Kosten immerhin noch um 15 Prozent über denen in Deutschland.

Wo ist es besonders günstig?

Laut Statistischem Bundesamt ist es für Deutsche günstig, Urlaub am Mittelmeer zu machen. In Italien liegen die Kosten für Restaurant- und Hotelbesuche um fast 5 Prozent niedriger als in Deutschland, in Spanien sogar um fast 18 Prozent. Besonders günstig ist Urlaub für Deutsche in südosteuropäischen Ländern wie etwa Montenegro, Rumänien, Bulgarien oder Albanien. Auch Griechenland, Portugal, Malta, Ungarn oder die Türkei liegen bei den Restaurant- und Hotelkosten deutlich unter denen in Deutschland.

Aufgrund der gestiegenen Flugpreise, die in der Auswertung des Statistischen Bundesamtes nicht berücksichtigt wurden, ist dennoch Vorsicht geboten. Bei Reisen in die Türkei, nach Ägypten oder Mallorca, sind die Preise für Pauschalreisen seit 2019 besonders stark gestiegen. Es lohnt sich also genau hinzusehen: Am Ende ist eine Fernreise etwa nach Dubai oder Mexiko mitunter sogar günstiger als eine Reise ans Mittelmeer, berichtet etwa das ARD-Magazin Plusminus. Das liege daran, dass die besonders beliebten Ferienregionen am Mittelmeer stärker von Flugstreichungen der Fluggesellschaften, etwa aufgrund des Personalmangels, betroffen sind, als die weiter entfernten Urlaubsziele.

Urlaub in Deutschland, wie hier am Bodensee, ist mitunter nicht günstiger als Urlaub am Mittelmeer.
Urlaub in Deutschland, wie hier am Bodensee, ist mitunter nicht günstiger als Urlaub am Mittelmeer. Foto: Felix Kästle/dpa
Urlaub in Deutschland, wie hier am Bodensee, ist mitunter nicht günstiger als Urlaub am Mittelmeer.
Foto: Felix Kästle/dpa

Könnte sich ein Urlaub in Deutschland wegen der gestiegenen Flugpreise besonders lohnen?

Immerhin 42 Prozent der Deutschen möchten laut einer Civey-Umfrage den Urlaub dieses Jahr im eigenen Land verbringen. Doch es gilt, genau hinzusehen. Auch hierzulande sind die Kosten durch Inflation, die Energiepreise und den Personalmangel in der Gastronomie gestiegen. So ist eine Übernachtung auf Rügen in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 um rund 30 Prozent teurer. Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hat herausgefunden, dass eine Nacht in einem Hotel oder in einer Pension in Deutschland in diesem Jahr durchschnittlich 112 Euro pro Person kostet. Wer dann noch gestiegene Spritkosten und höhere Preise im Restaurant mit einbezieht, spart kaum noch etwas gegenüber einer Pauschalreise.

Kann man beim Campen sparen?

Leider auch nicht wirklich. Die Mietpreise für Wohnwägen sind seit Corona kaum gesunken. Und die Stellplätze oder Hütten auf den Campingplätzen sind vielerorts schon längst ausgebucht. Die Preise dafür bewegen sich zudem an besonders beliebten Lagen bereits auf Hotelniveau. Während ein durchschnittlicher Campingstellplatz in Deutschland für ein Familie mit dem Wohnmobil rund 43 Euro kostet, zahlt man in Italien rund 66 Euro pro Nacht. Ein Plus von neun Prozent. Auch Kosten von 120 Euro pro Nacht sind in beliebten Lagen möglich. Ein Billigurlaub ist das Campen also schon lange nicht mehr.

Camping ist ein Massenphänomen

Warum ist das so? Neben den bereits genannten Gründen kommt die immer größere Beliebtheit des Campens dazu, die die Preise nach oben treibt. Wie der Spiegel berichtete, erreichte die Anzahl der Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen im vergangenen Jahr 40,2 Millionen. Gegenüber 2019 ist das ein Anstieg von 12,3 Prozent. Camping ist zum Massenphänomen geworden.

Wie kann man im Urlaub sonst noch Geld sparen?

Wer früh gebucht hat, hatte oft Glück, denn viele Reiseveranstalter warben in diesem Jahr mit Frühbucherrabatten. Wer hingegen auf Last-Minute-Schnäppchen hofft, wird womöglich enttäuscht. Aufgrund der hohen Nachfrage sind viele Reisedestinationen bereits ausgebucht.

Sparen kann jedoch, wer etwa bei der Anreise Unannehmlichkeiten in Kauf nimmt, etwa von einem günstigeren Flughafen fliegt, nicht am Wochenende abhebt oder einen Zwischenstopp in Kauf nimmt. Und es gilt weiterhin: Wer vor Ort selbst einkauft und kocht kann viel Geld sparen, da viele Restaurants wegen der gestiegenen Energie- und Personalkosten ihre Preise erhöht haben. Trotz der Spartipps gilt aber: Der Urlaub wird in diesem Jahr wahrscheinlich dennoch teurer als vor Corona. (GEA)