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Corona-Zahlen auf hohem Niveau - erstes Hoffnungszeichen

Von einer Infektionslage, die das Nachverfolgen von Kontakten gut ermöglicht, ist Deutschland weit entfernt. Ein verschärfter Lockdown soll nun die Trendwende bringen. Erste Hoffnungsschimmer gibt es bereits - auch, was das Verhalten der Bevölkerung betrifft.

Geschlossen
Kein Verkauf: Ein Verkaufsstand für Süßigkeiten steht auf dem Weihnachtsmarkt in Würzburg. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Kein Verkauf: Ein Verkaufsstand für Süßigkeiten steht auf dem Weihnachtsmarkt in Würzburg. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

BERLIN. Deutschland startet mit weiter auf hohem Niveau liegenden Corona-Zahlen in den verschärften Lockdown - es gibt aber ein erstes Hoffnungszeichen.

Die zur Lagebeurteilung entscheidende 7-Tage-Inzidenz - die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - ging erstmals seit fast zwei Wochen leicht zurück. Der Wert lag nach den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) am Dienstag bei 173,7.

Am Montag hatte er mit 176,4 noch einen Höchststand erreicht. Aus Sachsen seien allerdings am Montag keine Corona-Daten übermittelt worden, sie flössen nun erst nachträglich in die Statistik ein, hieß es vom RKI. Die fehlenden Daten beeinflussten den Wert für die 7-Tage-Inzidenz aber nur geringfügig.

Vor allem in Sachsen, dem Bundesland mit der derzeit weitaus höchsten 7-Tage-Inzidenz, sank der Wert merklich: Er lag am Dienstag bei 328,7 (Vortag: 379,1). Welchen Anteil daran die fehlenden Daten hatten, blieb zunächst unklar. Im ebenfalls stark betroffenen Thüringen stieg der Wert hingegen von 234,6 auf 251,0. Als Richtwert, ab dem die Gesundheitsämter wieder in der Lage sind, Ansteckungen und Kontakte nachzuverfolgen und entsprechende Infektionsschutzmaßnahmen anzuordnen, gelten 50 Ansteckungen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner.

Bis sich die Auswirkungen des verschärften Lockdowns in den Fallzahlen zeigen, vergehen nach RKI-Angaben etwa zwei bis drei Wochen. Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie hatte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gesagt, er hoffe, dass der Anstieg bis Weihnachten gestoppt werde. Im besten Fall habe man zum 10. Januar für einige Tage einen deutlich sinkenden Trend.

Man könne zwar nur spekulieren, aber spätestens Mitte Januar müsste eine stärkere Reduktion der Neuinfektionen sichtbar werden, sagte auch Max Geraedts von der Universität Marburg der dpa. »Ich hoffe aber für alle diejenigen, die sich Tag und Nacht in den Krankenhäusern und den Altenpflegeeinrichtungen unter Bedrohung ihrer eigenen Gesundheit in den nächsten Wochen für andere Menschen einsetzen, dass dies schneller geht.«

Ungewiss ist vor allem, wie sehr sich die Feiertage um Weihnachten und Silvester mit ihren verstärkten Zusammenkünften im Familien- und Freundeskreis auf das Infektionsgeschehen auswirken werden. Die Lockdown-Regeln seien gut, brächten aber nur mit weitgehender Beteiligung der Bevölkerung etwas, so Epidemiologe Zeeb. »Alle Familientreffen und Feierlichkeiten sollten mit großer Vorsicht und Respekt vor dem Virus abgehalten werden.«

Der BfR-Corona-Monitor, eine regelmäßige Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), zeigt zumindest, dass die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Lockdown-Maßnahmen in den vergangenen zwei Wochen zum Teil deutlich zugenommen hat. »Während beispielsweise das Schließen von Kultureinrichtungen Anfang November nur von 49 Prozent der Befragten befürwortet wurde, halten inzwischen 62 Prozent dies für angemessen«, erklärte BfR-Präsident Andreas Hensel.

»Die Bedrohung durch die Pandemie ist in der Bevölkerung präsent.« Im Verhalten der Bevölkerung lässt sich der Umfrage zufolge zunehmende Vorsicht erkennen. Demnach geben inzwischen 75 Prozent der Befragten an, seltener ihr Zuhause zu verlassen. 83 Prozent sagen, dass sie seltener Freunde und Familie treffen.

Wie das RKI am Dienstagmorgen bekanntgab, haben die deutschen Gesundheitsämter 14.432 neue Fälle und 500 Todesfälle binnen eines Tages übermittelt. Am Dienstag der Vorwoche waren 14.054 Neuinfektionen und 423 Todesfälle gemeldet worden. Die Höchststände von 29.875 gemeldeten Fällen und 598 Toten waren am Freitag erreicht worden. Die 500 Todesfälle vom Dienstag bedeuten den dritthöchsten Wert seit Beginn der Pandemie.

In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen auch erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 22.475. Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 1.351.510 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 15.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 1.003.300 Menschen inzwischen genesen.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montag bei 1,06 (Vortag: 1,12). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 106 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Erst wenn er für längere Zeit unter 1 liegt, flaut dieses ab. (dpa)