BERLIN. Wenige Tage nach Schüssen auf einen 29-jährigen Mann in Berlin-Kreuzberg ist es offenbar zu einer Fortsetzung der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern arabischstämmiger Großfamilien gekommen.
Dadurch wurde am Montagabend ein größerer Polizeieinsatz ausgelöst. Fotos und Videos aus der Nacht zeigen abgesperrte Straßen, Blaulichter und zahlreiche vermummte Polizisten, zum Teil mit Helmen und Maschinenpistolen. Verletzte gab es diesmal aber nicht, wie eine Sprecherin der Polizei am Dienstag sagte.
Etwa zehn Männer sollen am Montagabend gegen 21.50 Uhr vor einem Haus in der Gneisenaustraße aufgetaucht und die Scheiben einer Erdgeschosswohnung zertrümmert haben. Zeugen berichteten auch von einem Auto, das gezielt beschädigt worden sei. Die Täter sollen dann mit Autos Richtung Südstern geflohen sein.
Alarmierte Polizisten überprüften an der Mittenwalder Straße vier verdächtige Männer im Alter von 22, 23, 24 und 49 Jahren und zahlreiche Autofahrer und Autos. Sie beschlagnahmten diverse Baseballschläger sowie ein Auto. Zeugen wurden befragt. Auf einem Video ist auch zusehen, wie Polizisten mit Maschinenpistolen einen Hauseingang sichern.
Gegen 22.30 alarmierte der 71-jährige Großvater des am Freitag angeschossenen 29-Jährigen die Polizei, weil er am Telefon und durch seine geschlossene Wohnungstür bedroht worden sein soll.
Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und Bedrohung und untersucht einen Zusammenhang mit der Tat vom Freitagabend und der vermuteten Beteiligung von kriminellen Mitgliedern arabischstämmiger Clans.
Mehrere Männer schossen vor einem Geschäft in Kreuzberg auf den 29-Jährigen. Der Angeschossene wurde notoperiert und kam auf die Intensivstation. Die Polizei prüft seitdem, ob ein Streit zwischen Mitgliedern von arabischen Clans Hintergrund für die Tat war. Die mutmaßlichen Täter sind bislang nicht gefasst.
Clan- und organisierte Kriminalität ist seit längerem in Berlin und in anderen Bundesländern ein Thema. In den vergangenen Wochen sorgten gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern eines arabischstämmigen Clans und kriminellen Tschetschenen für Schlagzeilen. Außerdem wurden ein Jahr nach dem Juwelendiebstahl in der Dresdner Schatzkammer Grünes Gewölbe Clanmitglieder als mutmaßliche Täter verhaftet.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erklärte, es werde deutlich, dass in der organisierten Kriminalität gerade wieder verstärkt um Einfluss konkurriert werde, wie so oft mit Baseballschlägern und Schusswaffen auf der Straße. »Berlin ist das Epizentrum krimineller Gruppierungen aus arabischen Großfamilien, die den Rechtsstaat und sämtliche in unserem Land geltenden Regeln ablehnen.« (dpa)