BERLIN. Die Zahl der Schwerkranken mit Covid-19 auf deutschen Intensivstationen nähert sich der Marke von 5000. Den Kliniken bundesweit werden nun 4966 solche Fälle behandelt, das sind 34 mehr als am Vortag, wie aus dem Tagesreport des Robert Koch-Instituts (RKI) mit Daten des Divi-Intensivregisters vom Dienstag hervorgeht. So hoch war die Auslastung zuletzt Mitte Januar.
Einer der wissenschaftlichen Leiter des Intensivregisters, Christian Karagiannidis (Klinikum Köln-Merheim), zeigte sich in einer Video-Schalte des Science Media Centers (SMC) sehr beunruhigt durch die »enorme Belastung« für Ärzte und Pflegekräfte. Nur ein Drittel der Intensivstationen könne noch »einfach so« Patienten aufnehmen. Hunderten Kliniken mangele es an Personal, viele führten nur noch eingeschränkt planbare Operationen durch.
Je nach Region unterscheidet sich die Lage. Karagiannidis sagte, in Nordrhein-Westfalen seien von Montag auf Dienstag 20 Covid-19-Intensivpatienten hinzugekommen, in Köln komme die Mehrheit der Patienten derzeit aus der Gruppe der Berufstätigen. Wenig belastet sei hingegen Schleswig-Holstein. Daneben gebe es Bundesländer, in denen die Intensiv-Auslastung nicht ganz so stark steige, zum Beispiel in Berlin.
»Das heißt, wir haben eine gewisse Verhaltensänderung auch der Bevölkerung.« Menschen hätten offenbar die Warnungen aus der Medizin ernst genommen. Durch Ostern habe es eine Abbremsung gegeben.
Auswertungen zur Situation von deutschen Covid-19-Genesenen nach sechs Monaten zeigten ein »substanzielles Problem« auch bei Überlebenden, betonte Karagiannidis. In den Monaten nach der Entlassung müsse ein Teil von ihnen doch wieder ins Krankenhaus aufgenommen werden, einige stürben auch erst einige Zeit nach der Entlassung. Gesellschaftlich solle man deshalb auf das Vermeiden von Infektionen achten, um die Langzeitfolgen zu verhindern. (dpa)