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Beton abgestürzt, Risse in Decke: Gotthard-Straßentunnel zu

Erst eine Entgleisung im Gotthard-Eisenbahntunnel, jetzt ein Riss in der Decke. Der Personenverkehr wird umgeleitet. Wer von der Schweizer Alpennord- auf die Südseite will, braucht Geduld.

Gotthard-Tunnel in der Schweiz
Ein Auto verlässt das Südportal des Gotthard-Straßentunnels - aktuell ist dieser gesperrt. Foto: Alessandro Crinari/DPA
Ein Auto verlässt das Südportal des Gotthard-Straßentunnels - aktuell ist dieser gesperrt.
Foto: Alessandro Crinari/DPA

Ein Riss in der Decke des Gotthard-Straßentunnels hat schwere Folgen für eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch die Schweizer Alpen. Die Röhre bleibe bis auf Weiteres geschlossen, berichtete das Bundesamt für Straßen (Astra). Der Verkehr wird über Passstraßen umgeleitet. Das dürfte die Fahrt um rund eine Stunde verlängern.

»Die Dauer der Sperrung ist noch nicht bekannt«, teilte das Amt mit. Verkehrsminister Albert Rösti äußerte allerdings die Hoffnung, dass der Tunnel bis Ende der Woche wieder geöffnet werden kann. Die Sicherheit gehe aber vor, sagte er dem Sender SRF.

Am Sonntag waren nahe des Nordportals des knapp 17 Kilometer langen Tunnels plötzlich Betonteile von der Decke gestürzt. Verletzt wurde nach Angaben des Amtes aber niemand. Eine Autofahrerin berichtete der Zeitung »Blick«, sie habe am Sonntag im Tunnel auf der Fahrt nach Norden einige Kilometer vor dem Ausfahrtportal eine Panne gehabt. Deshalb habe sich der Verkehr hinter ihr gestaut und es sei Richtung Norden niemand unterwegs gewesen, als die Betonteile abgestürzt seien.

25 Meter langer Riss

In der Zwischendecke wurde ein 25 Meter langer Riss entdeckt. Oberhalb der Zwischendecke befindet sich die Lüftung, die nur bei intakter Decke funktioniert. Der Tunnel wurde sofort gesperrt. Auf beiden Seiten entstanden kilometerlange Staus. Busse und andere große Gefährte, die sich bereits im Tunnel befanden, mussten rückwärts zur Einfahrt zurückfahren, da sie nicht wenden konnten.

Der 1980 eröffnete Gotthardtunnel führt mit je einer Spur in Nord- und in Südrichtung unter dem Gotthard-Massiv durch. Ein- und Ausfahrt liegen auf gut 1000 Metern über Meer. Täglich sind dort in beiden Richtungen zusammen rund 17.000 Fahrzeuge unterwegs. Der Tunnel ist eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen durch die Schweizer Alpen, auch auf dem Weg von Deutschland nach Italien. Er verbindet die Zentralschweiz mit dem an Italien grenzenden Kanton Tessin.

Zweite Röhre erst 2029 fertig

Seit langem ist eine Sanierung vorgesehen. Deshalb wird zurzeit an einer zweiten Röhre gebaut. Sie soll aber erst 2029 fertig sein. Der Verkehr soll dann durch die zweite Röhre fließen, bis die erste modernisiert ist. Ab 2032 sollen beide Röhren zur Verfügung stehen. Pro Richtung soll es aber weiter jeweils nur eine Fahrspur geben. Eine Kapazitätserhöhung ist nicht vorgesehen.

Falls die Gotthard-Sperre länger dauere, müssten Autofahrer aber auch auf nächtliche Sperrungen im San-Bernardino-Tunnel achten, sagte ein ADAC-Sprecher. 17 Mal sei die Route im Oktober wegen Wartungs- und Sanierungsarbeiten jeweils zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr in beiden Richtungen nicht befahrbar. Der Gotthard-Pass sei vor allem mit Camping-Anhängern nicht unbedingt als Umleitungsstrecke zu empfehlen.

Auch der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel von Erstfeld nach Bodio ist nach der Entgleisung eines Güterzugs am 10. August für den Personenverkehr zurzeit gesperrt. Dort sollen die Reparaturen nach Angaben der Schweizer Bahnen (SBB) mehrere Monate dauern. Gut vier Wochen nach dem Unglück befanden sich im September immer noch beschädigte Waggons im Tunnel. Personenzüge werden nun umgeleitet und fahren über mehrere Kehrtunnels bis auf gut 1000 Meter Höhe, ehe sie 15 Kilometer durch den alten Gotthard-Eisenbahntunnel ins Tessin fahren. Das verlängert auch diese Fahrt um etwa eine Stunde.

© dpa-infocom, dpa:230911-99-150438/6