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Berliner Modewoche mit Fellmützen und Federkleid

Man muss die Ideen ja nicht gerade 1:1 in den Alltag übernehmen: Doch auch für Frauen abseits des Laufstegs haben die Designerinnen eine Botschaft.

BERLIN. Wichtige Regel für die Berliner Modewoche: Handy bereithalten. Auf dem Laufsteg und abseits gibt es einiges zu sehen. Übergroße Pudelmützen bei Bogner, wadenlange Kleider bei Odeeh und Wollsocken zu kurzen Hosen.

Die Fashion Week ist immer auch ein wenig schöner Zirkus. Manche Designer sehen aber auch die Chance, neue Freiheiten zu schaffen. Dazu später mehr.

Erstmal geht es in eine Halle in der Nähe des alten Grenzübergangs Checkpoint Charlie. Im alten E-Werk wird kaum etwas dem Zufall überlassen. »Ich geh' jetzt mal die Toiletten beduften«, sagt eine Frau kurz vor der Eröffnung, bei der Parfümproben ausliegen. Im Raum stehen Grünpflanzen in matten Glasvasen (macht man jetzt so), Sektgläser werden gefüllt.

Noch bis Donnerstag treffen sich Designer, Models, Reporter und Fashionblogger in der Hauptstadt. Einkäufer suchen auf verschiedenen Messen nach Geschäften. Auf den Laufstegen zeigen Labels wie Riani und Marc Cain ihr Ideen für den nächsten Herbst und Winter.

Was auf der Modewoche natürlich immer mitschwingt: die Frage, was als schön gilt. Bei den Schauen und in Werbungen sieht man immer noch viel Groß und Schlank. Seit einer Weile thematisieren mehr Prominente, dass ihre Körper nicht perfekt sind. US-Komikerin Amy Schumer und Autorin Lena Dunham (»Girls«) zählen dazu. Bloggerin Megan Jayne Crabbe ruft dazu auf, sich nicht den eigenen Körper schlecht reden zu lassen - Frauen wehren sich wegen das »Bodyshaming«.

Auch für Designerin Lena Hoschek ist Wohlfühlen wichtig. »Manche essen einfach gern, so wie ich. Ich müsste wirklich Abstriche im Leben machen, wenn ich weniger essen sollte«, sagte die Österreicherin der Deutschen Presse-Agentur. »Aber andere lieben Sport und denen ist Essen nicht so wichtig. Das ist genauso gut.«

Sie achte darauf, ob sich jemand wohlfühle in seiner Haut. Als sie in ihrem ersten Atelier angefangen habe, sei Mode sehr minimalistisch gewesen. »Das war Ende der 90er Jahre, da war alles eng. Da habe ich mich nicht drin gesehen und meine Kundinnen auch nicht.« Nach und nach habe es dann wieder mehr Stoff in der Mode gegeben.

»Das macht Mode ja auch schön und wertvoll, wenn viele tolle Materialien verarbeitet sind«, sagte Hoschek. Sie stellt ihre neuen Ideen an diesem Mittwoch vor. Das Label Odeeh zeigte bereits am Montagabend lila-blaue Hemdkleider und schwingenden Federstoff.

Designerin Esther Perbandt setzt auf Schwarz - weite Kleider mit Gürtel, gewickelte Mäntel oder bauchfrei. Ihr Label ist eigentlich für Unisex-Mode bekannt, also dafür, dass es auf Männer und Frauen passt. Das habe für sie damals eine Art Freiheit bedeutet, sagt Perbandt. Jetzt nehme sie sich die Freiheit, Weibliches zu zeigen.

»Das ist so ein bisschen die neue Variante auch von Feminismus, finde ich. Dass wir auch wieder uns erlauben dürfen als Frauen, sehr weiblich zu sein«, sagt Perbandt. Ihre Patentante habe neulich einen goldenen Armreif mit einem frechen Spruch getragen und sich - darauf angesprochen - fast ein wenig geschämt.

Früher sei es verpönt gewesen, kurze Röcke oder viel Schmuck zu tragen, wenn man als intelligent habe gelten wollen, meint Perbandt. »Ich habe das Glück, die Generation später zu sein. Und wir können etwas Neues daraus machen«, sagt sie. »Wir dürfen wieder etwas mehr spielen, finde ich, und Freude daran haben.«

Spielen ist ein gutes Stichwort. Auf der Modewoche wird auch diesmal viel ausprobiert. Bei Bogner gibt es viel Buntes, kniehohe Boots in Silber oder runtergerollte Skianzüge. Amesh Wijesekera aus Sri Lanka zeigt Männershorts mit Farbverlauf und Anzüge aus Goldstoff. Ob diesmal auch wieder ältere Models mitlaufen? Bleibt abzuwarten. Was man von den Entwürfen tragen würde, bleibt jedenfalls jedem Beobachter selbst überlassen.

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