Rettungsschwimmer können im Einsatz belastenden Situationen ausgesetzt sein - nicht immer geht eine Rettungsaktion gut aus. Wie geht es für sie nach dem belastenden Einsatz weiter?
»Viele Einsatzkräfte leiden direkt nach dem Einsatz an Belastungssymptomen«, sagt Katharina Leichauer von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) - sie ist dort Bundesbeauftragte für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV). Leichauer zufolge klingen die Symptome innerhalb weniger Tage bis Wochen normalerweise wieder ab.
Welcher Einsatz als sehr belastend erlebt werde, variiere von Person zu Person. »So werden Einsätze als belastend erlebt, bei denen ein Bezug zum eigenen Leben hergestellt werden kann, zum Beispiel ein Unfall mit Kindern, wenn man selbst gerade Mutter oder Vater geworden ist. Oder wenn das Opfer in einem ähnlichen Alter oder unter ähnlichen Lebensumständen verunfallte«, erklärt Leichauer. Belastungen könnten sich auch anhäufen, wenn Todesfälle oder private Ereignisse nach einem Einsatz zusammenkämen.
Psychologische Schulung und Nachsorge
Wie es für die Rettungskraft anschließend weitergehe, hänge von der jeweiligen Belastung ab. »Nach einem belastenden Einsatz erfolgt in der Regel eine Alarmierung des regional zuständigen Einsatz-Nachsorgeteams«, sagt Leichauer. In manchen Fällen folgten dann beispielsweise sogenannte Gruppennachsorgemaßnahmen oder Einzelgespräche. Eine Nachsorge über einen längeren Zeitraum von Wochen sei nur noch bei den wenigsten der Fall, meist sei eine Kurzzeittherapie ausreichend. »Bei besonders belasteten Einsatzkräften erfolgt eine Weitervermittlung an einen niedergelassenen Psychotherapeuten.«
Die Kräfte würden allerdings auch schon vor ihren Einsätzen - etwa in der Ausbildung - psychologisch geschult. »Allein die Vorbereitung auf die Symptome, die nach einem Einsatz eintreten können, wirkt schützend«, so Leichauer. Dadurch erlangten sie »Handlungssicherheit im Umgang mit den Situationen«.
Wenn eine Einsatzkraft dann nach einem Einsatz eine unruhige Nacht habe und innerlich immer wieder mit den Bildern konfrontiert werde, helfe es zu wissen, dass diese Reaktion normal sei und ein Teil der Verarbeitung der traumatogenen Situation. »Zu wissen, dass sie nicht «verrückt werden», schützt auch vor der Ausbildung weiterer Störungsbilder«, sagt Leichauer.
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