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Bündnis: Notfallrettung in Deutschland ist gefährdet

Ein Doppeldecker erfasst zwei Jugendliche - und der Rettungswagen ist erst nach 20 Minuten da. Nach einem tödlichen Busunfall in Berlin schlägt ein Bündnis Alarm: Helfer benötigten bessere Bedingungen.

Busunfall in Berlin
Bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem Bus ist eine Jugendliche ums Leben gekommen. Foto: Dominik Totaro
Bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem Bus ist eine Jugendliche ums Leben gekommen.
Foto: Dominik Totaro

Kommt die Hilfe bei Unfällen, Bränden und medizinischen Notfällen in Deutschland schnell genug? Was muss passieren, damit die Helfer nicht mehr am Limit arbeiten?

Vertreter von Rettungsdiensten warnen vor einem Kollaps der Notfallrettung in Deutschland und fordern Maßnahmen gegen Überlastung und Personalnot ein. Es bestehe die Gefahr, dass das System zusammenbreche, erklärte ein kürzlich gegründetes »Bündnis pro Rettungsdienst« in Berlin.

Der Rettungsdienst sei generell leistungsfähig, er komme aber immer mehr an seine Grenzen. Die Einsatzzahlen nähmen bundesweit zu, sagte der zweite Vorsitzende des Deutschen Berufsverbands Rettungsdienst, Frank Flake. Oft seien es Bagatell-Fälle, mehr Personal für mehr Einsätze stehe aber nicht zur Verfügung. »Wir erleben gerade eine nie dagewesene Berufsflucht.«

Permanent im Ausnahmezustand

Ein tödlicher Busunfall in Berlin hatte am Wochenende ein Schlaglicht auf die Lage der Rettungsdienste geworfen. Am Sonntag protestierten einige Dutzend Feuerwehrleute vor dem Roten Rathaus für bessere Arbeitsbedingungen. Die Berliner Feuerwehr habe mit stetig steigenden Einsatzzahlen, Personalmangel und einer wachsenden Belastung jedes einzelnen Kollegen zu kämpfen, sagte der Vorsitzende der Initiative »BerlinBrennt«, Erik Herbote. Folge sei eine Erhöhung des Krankenstandes, was das Problem verschärfe. Betroffen sei vor allem der Rettungsdienst, der andauernd im Ausnahmezustand sei.

Die Protestaktion fand einen Tag nach dem schweren Busunfall statt, bei dem im Berliner Stadtteil Lankwitz eine junge Fußgängerin getötet wurde. Als erster Wagen sei ein Notarzt neun Minuten nach dem Notruf vor Ort gewesen, die ersten beiden Rettungswagen erst nach 20 Minuten, so die Feuerwehr. Ihr Sprecher Thomas Kirstein forderte von der Politik schnelle Verbesserungen im Rettungswesen.

Zwei Jugendliche geraten unter Linienbus

Der Doppeldecker-Bus hatte am Samstagabend zwei Jugendliche erfasst, die nach ersten Ermittlungen der Polizei an einer Fußgängerampel bei Rot über die Straße liefen. Beide gerieten unter den tonnenschweren Linienbus, wurden dort eingeklemmt und konnten im Zuge eines Großeinsatzes erst mittels Spezialtechnik geborgen werden. Eine 15-Jährige starb laut Polizei noch am Unfallort, ihre 14-jährige Begleiterin wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Nach Angaben des Feuerwehrsprechers Kirstein war zum Zeitpunkt des Notrufs zunächst kein einziger Rettungswagen in Berlin verfügbar. Theoretisch sollten im Durchschnitt etwa 140 Wagen in der Stadt unterwegs sein, diese Anzahl werde in der Praxis aber nicht mehr erreicht. Als kurze Zeit später wieder Rettungswagen verfügbar gewesen seien, habe die Leitstelle gleich mehrere zum Unfallort entsandt. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) versprach am Sonntag zum wiederholten Mal, die Lage zu verbessern.

© dpa-infocom, dpa:221212-99-868304/6