Eine Hitzewelle bringt Deutschland diese Woche Temperaturen bis zu 40 Grad. Das teilte der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Montag mit.
Allerdings bleibe die extreme Hitze nur einen Tag: Höhepunkt im Westen und Südwesten ist demnach der Dienstag, am Mittwoch verlagert sich die Hitze in den Osten und Nordosten. In Großbritannien wurden bereits für Montag und Dienstag Hitzerekorde erwartet. Vielerorts in Europa wüteten Waldbrände. Auf der bei Urlaubern beliebten kroatischen Halbinsel Istrien sind am Montag Beschränkungen für den Wasserkonsum in Kraft getreten.
Am Dienstag könnte der Hitzerekord geknackt werden
In Deutschland zeigt sich der Himmel am Dienstag laut Vorhersage oft wolkenlos, der Wind weht bei Temperaturen zwischen 34 und 38 Grad nur mäßig. Im Südwesten und Westen können es laut DWD vereinzelt sogar 40 Grad werden. Der bisher heißeste Tag in diesem Jahr war am 19. Juni gewesen: Laut DWD waren da mit 39,2 Grad die wärmsten Orte Cottbus und Dresden. DWD-Pressesprecher Andreas Friedrich: »Wir können davon ausgehen, dass dieser Rekord am Dienstag geknackt wird.« Laut DWD liegt der Hitzerekord in Deutschland bei 41,2 Grad - gemessen am 25. Juli 2019 in Duisburg. »Es ist möglich, dass wir am Dienstag entlang des Rheins in ähnliche Bereiche kommen«, sagte Friedrich.
Auf Rekorde steuern möglicherweise auch Regionen in Großbritannien zu: Wie der Wetterdienst Met Office mitteilte, könnten die Temperaturen in Teilen Englands auf bis zu 41 Grad steigen. Besonders am Dienstag wird mit außergewöhnlich hohen Werten gerechnet, bevor die Temperaturen am Mittwoch wieder sinken sollen. Met-Office-Chefin Penelope Endersby warnte die Menschen davor, die Hitze zu unterschätzen. »Diese Temperaturen sind beispiellos in Großbritannien und wir sind nicht gewohnt, mit ihnen umzugehen«, sagte sie. Der bisherige Temperaturrekord in Großbritannien liegt bei 38,7 Grad und wurde 2019 in Cambridge gemessen. Das Met Office hatte Ende vergangener Woche erstmals eine rote Wetterwarnung wegen Hitze ausgegeben.
In Teilen Europas kommt es immer wieder zu Waldbränden. So auch im Nationalpark Sächsische Schweiz. Es brenne in unwegsamem Gelände nahe der Basteibrücke, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle Dresden. Sämtliche Feuerwehren der Gegend seien im Einsatz. Der Brand sei in der Nacht zum Montag gemeldet worden. Der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, sagte, das Feuer habe sich an einem Steilhang auf ungefähr 2500 Quadratmeter ausgebreitet. Die Ursache war vorläufig ebenso unklar wie die Höhe des Schadens.
Tausende Menschen in Südfrankreich evakuiert
Wegen der Waldbrände an der südfranzösischen Atlantikküste mussten auch am Montag Tausende Menschen vorsichtshalber ihre Häuser verlassen. Nach Angaben der Präfektur für die Gironde in Frankreich waren bei Teste-de-Buch etwa 8000 Menschen betroffen. Bei Landiras wurden zunächst 3500 Menschen in Sicherheit gebracht, am Nachmittag begann die Räumung weiterer Gemeinden. Bereits zuvor waren wegen der seit Dienstag wütenden Brände in dem Gebiet mehr als 16.000 Menschen aus dem Gefahrengebiet gebracht worden. Die beiden Feuer südlich von Bordeaux griffen am Montag weiter um sich. Mittlerweile verbrannten sie etwa 14.800 Hektar Land. Das entspricht etwas mehr als der Gesamtfläche des Stadtgebiets von Bonn.
Wegen einer durch Sonne und Hitze verursachten Luftverschmutzung verhängt die französische Region Grand Est Einschränkungen im Autoverkehr. Zu den Maßnahmen, die ab Dienstagmorgen 6.00 Uhr greifen sollen, zählen eine Temporeduzierung um 20 Stundenkilometer auf Autobahnen und Straßen mit zwei Richtungsfahrbahnen. Zudem sollen verstärkt Geschwindigkeits- und Schadstoffkontrollen durchgeführt werden, wie die zuständige Präfektur am Montag mitteilte.
Auch Trainings- und Testzeiten für Motorsportveranstaltungen sollen eingeschränkt werden. In der Region, die sich von den Vogesen über das Elsass, Lothringen und die Ardennen bis zur Champagne erstreckt, wird am Dienstag mit bis zu 40 Grad gerechnet. Frankreich wird seit mehreren Tagen von einer Hitzewelle heimgesucht. Im Département Gironde im Südwesten des Landes wurden am Montag örtlich Temperaturen bis zu 44 Grad erreicht.
In Spanien und Portugal brennt es vielerorts weiter lichterloh. In Spanien waren am Montag noch 22 Feuer aktiv, wie der Zivilschutz mitteilte. Nach dem Tod eines Feuerwehrmannes am Wochenende wurde in Losacio in Kastilien und León die verbrannte Leiche eines Schafhirten gefunden. »Der Klimawandel tötet«, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez. Eine seit Monaten anhaltende Dürre, die Hitzewelle, die in Spanien offiziell seit dem 9. Juli mit Temperaturen von bis zu 45 Grad herrscht, sowie starke Winde begünstigten den Ausbruch und die Ausbreitung der Flammen. Der Wetterdienst Aemet hatte auch eine gute Nachricht parat: Die Hitzewelle werde am Dienstag zu Ende gehen. In Portugal waren am Montag noch fünf größere Brände aktiv. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF vernichteten die Flammen in Portugal in einer guten Woche rund 30 000 Hektar Wald.
Auf der Urlaubsinsel Kreta kämpften Feuerwehrleute auch am Montag gegen die Flammen und die Glut eines Waldbrandes. Auch andernorts in Griechenland brannte es - die Feuerwehr registrierte von Sonntag auf Montag 108 Brände binnen 24 Stunden. Die Waldbrandgefahr wird örtlich als »sehr hoch« eingeschätzt, unter anderem auf den Inseln Kreta, Euböa, Samos und Lesbos, und auch im Nordosten der Halbinsel Peloponnes und in der Umgebung der Hauptstadt Athen.
Nicht nur in Südeuropa machen die Temperaturen den Menschen zu schaffen. Am Londoner Flughafen Luton in Großbritannien sorgte die extreme Hitze am Montag für erhebliche Störungen. Durch die hohen Temperaturen sei die Oberfläche des Rollfeldes beschädigt worden, teilte der Flughafen am Nachmittag mit. Derzeit seien Reparaturarbeiten in Gange. Berichten zufolge mussten mehrere Flüge gestrichen oder umgeleitet werden.
Für große Teile Englands und die Hauptstadt London wurde Anfang der Woche mit Temperaturen von über 40 Grad gerechnet. In Wales wurde bereits am Montag ein Hitzerekord gemeldet. Mit 37,1 Grad in der walisischen Grafschaft Flintshire verzeichnete der Landesteil seinen bislang heißesten Tag seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch für ganz Großbritannien wurde mit Rekordwerten gerechnet.
Sky News zufolge soll auch der Militärflughafen Brize Norton am Montag Flüge ausgesetzt haben. Die Landebahn sei »geschmolzen«, sagte eine Militärquelle dem Sender.
Hilfe für Obdachlose in Berlin
In Berlin können Menschen ohne eigene Wohnung bei starker Hitze Hilfe erhalten - das gilt nicht nur für die nächsten beiden Tage, an denen in der Region Temperaturen bis zu 39 Grad erwartet werden. Für Obdachlose startete am Montag in Berlin-Schöneberg ein Modellprojekt Hitzehilfe des Sozialverbandes IB Berlin-Brandenburg. Dort können sich Betroffene täglich von 10.00 bis 20.00 Uhr aufhalten, duschen und ausruhen. Sie erhalten außerdem Essen und Getränke sowie bei Bedarf etwa Kleidung und Sonnenschutzprodukte, wie der IB mitteilte. Berlins Senat unterstützt das zunächst bis Ende September laufende Vorhaben mit knapp 106.000 Euro. »Das Leben auf der Straße ist gefährlich, extreme Hitze und extreme Kälte machen es lebensgefährlich«, sagte Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke).
Mediziner rufen die Menschen wegen der erwarteten Hitzewelle dazu auf, direkte Sonneneinstrahlung zu meiden. Als besonders gefährdet bezeichnete die Universitätsklinik Rostock sowohl Kleinkinder, alte Menschen als auch Patienten mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen. »Sonnenbrand, Kopfschmerzen und Sonnenstich bei zu viel direkter Sonneneinstrahlung sind die größten Gefahren«, sagte Jan-Arne Lauffs, Leiter der Zentralen Notaufnahme im Universitären Notfallzentrum.
Experte: Eincremen nach jedem Badegang Pflicht
Auch beim Baden soll man die Gefahr der UV-Strahlung nicht unterschätzen. »Was viele nicht wissen, im Wasser ist man vollkommen ungeschützt«, betonte am Montag Steffen Emmert, Direktor der Klinik für Dermatologie und Venerologie. »Nach jedem Badegang ist Eincremen daher Pflicht.« Auch im Wasser könne man bereits nach fünf bis zehn Minuten einen Sonnenbrand bekommen.
Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nimmt die Intensität der UV-Strahlung zwar mit zunehmender Wassertiefe ab, in 50 Zentimeter Tiefe liege sie jedoch weiterhin bei 40 Prozent. Die Kehrseite: »Am Wasser und über der Wasseroberfläche kann die UV-Strahlungsintensität höher sein als an Land – also höher als der herrschende UV-Index«, so das BfS. Grund sei die Reflexion des Wassers, die die Strahlung verstärke.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich für einen Hitzeschutzplan aus. »Hitzewellen werden immer häufiger und extremer«, sagte Reinhardt am Montag laut einer Pressemitteilung. Es brauche daher dringend einen nationalen Hitzeschutzplan auf Bundesebene. »Hitze kann krank machen. Hitzestress und hohe bodennahe Ozonkonzentrationen können insbesondere für vulnerable Personen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben«, sagte der Ärztepräsident. Er empfahl bei hohen Temperaturen: »Viel trinken, leichte Kost zu sich nehmen, körperliche Anstrengungen vermeiden sowie kühle Räume aufsuchen.«
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