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Anstiftung zum Mord? - Mutter und Tochter schweigen

Mutter und Tochter dürfen sich umarmen, bevor sie wieder in ihre Zellen müssen. Die Frauen sollen die Tötung des Ex-Freundes der Tochter geplant und dafür einen Bekannten als Auftragskiller engagiert haben.

Prozessauftakt wegen versuchter Anstiftung zum Mord
Die beiden angeklagten Frauen verbergen ihre Gesichter im Gerichtssaal. Foto: Moritz Frankenberg
Die beiden angeklagten Frauen verbergen ihre Gesichter im Gerichtssaal.
Foto: Moritz Frankenberg

Das Geld war übergeben - die Schüsse sollten laut Anklageschrift Herz, Mund und Kopf treffen. Ein Mann sollte demnach sterben, weil er seine Ex-Partnerin in der Beziehung geschlagen und 100.000 Euro Vermögen verspielt hatte. Gemeinsam mit ihrer 69 Jahre alten Mutter muss sich eine 41-jährige Frau vor dem Landgericht Braunschweig verantworten. Ihnen wird versuchte Anstiftung zum Mord vorgeworfen.

Zum Prozessauftakt um diesen mutmaßlich geplanten Auftragsmord im niedersächsischen Wolfenbüttel haben die beiden angeklagten Frauen zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Verteidiger teilten zu Beginn mit, dass zunächst vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht werde. So beschränkte sich der erste Verhandlungstag im Wesentlichen auf das Verlesen der Anklageschrift, die es aber in sich hatte.

Nach der Trennung wollten die 69 Jahre alte Iranerin und ihre 41 Jahre alte deutsch-iranische Tochter laut Staatsanwaltschaft den Ex-Freund für die Schläge bestrafen und auch ein Sorgerecht für ein gemeinsames Kind verhindern. Weil zudem 80.000 Euro von der Freundin und 20.000 Euro von der Mutter verspielt waren, reifte nach Überzeugung der Strafverfolger Ende vergangenen Jahres der Entschluss, den 36-Jährigen zu beseitigen.

Die Mutter nahm dafür Kontakt zu einem Stammkunden des von ihr geführten Restaurants in Wolfenbüttel auf. Sie wollte laut Anklage zunächst herausfinden, ob der 33 Jahre alte Bekannte bereit wäre, einen Menschen zu töten. Der Mann kannte das potenzielle Opfer nach Angaben der Ermittler nicht, signalisierte zum Schein aber seine »grundsätzliche Bereitschaft« und nannte 17.000 Euro als Preis.

Vermeintlicher Auftragsmörder informierte die Polizei

Der vermeintliche Auftragsmörder spielte laut Anklage so lange mit, bis das Geld geflossen und alle Details besprochen waren. Die 41 Jahre alte Angeklagte soll ihn mit zwei Fotos ihres Ex-Partners, einem handschriftlichen Zettel mit dessen Namen und seiner Adresse sowie seinem Schichtplan versorgt haben. Kurz vor der gewünschten Ausführung offenbarte sich der Bekannte aber der Polizei und vereinbarte in Absprache mit den Beamten ein letztes Treffen vor der Tat.

Bei dem Gespräch am 2. Dezember habe die 41 Jahre alte Angeklagte den Bekannten konkret gebeten, ihren Ex-Partner in Herz, Mund und Kopf zu schießen. Der Tod würde auch die Mutter erfreuen, soll sie noch gesagt haben. Das reichte den Beamten für einen Zugriff. Seitdem sitzen die beiden Frauen in verschiedenen niedersächsischen Städten in Untersuchungshaft.

Am ersten Prozesstag ließ das Gericht noch eine innige Umarmung zwischen Mutter und Tochter zu, bevor es für beide zurück in die Haftanstalten ging.

Bis Mittwoch (24.5.) ist der Prozess unterbrochen. Dann soll auch der vermeintliche Auftragsmörder als Zeuge vor Gericht sprechen.

© dpa-infocom, dpa:230517-99-722623/3