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Altkönig Juan Carlos will vorerst im Exil bleiben

Spaniens Justiz hat Ermittlungen gegen Juan Carlos eingestellt. Der 84-Jährige will vorerst in Abu Dhabi bleiben, die Heimat nur besuchen. Die Regierung verlangt, dass er sein früheres Fehlverhalten erklärt.

Juan Carlos
Spaniens Altkönig Juan Carlos würde gerne »häufiger« auf Besuch in die Heimat kommen. Foto: Francisco Flores Seguel
Spaniens Altkönig Juan Carlos würde gerne »häufiger« auf Besuch in die Heimat kommen.
Foto: Francisco Flores Seguel

Der seit Sommer 2020 im Exil lebende spanische Altkönig Juan Carlos hat in einem Schreiben an seinen Sohn, König Felipe VI., Besuche und zu einem späteren Zeitpunkt auch eine mögliche dauerhafte Rückkehr in die Heimat angekündigt.

Felipe, der wie die Regierung darauf bedacht ist, Schaden vom Königshaus durch seinen umstrittenen Vater abzuhalten, habe diesen Wunsch akzeptiert, teilte der Zarzuela-Palast mit. Ein Termin für eine erste Reise des Altkönigs nach Spanien wurde zunächst nicht bekannt. Regierungschef Pedro Sánchez sagte, der Ex-Monarch schulde dem spanischen Volk eine Erklärung.

Strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingestellt

Juan Carlos reagierte mit seiner Ankündigung darauf, dass vergangene Woche alle strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen finanziellen Fehlverhaltens eingestellt worden waren. In einem vom Königshaus veröffentlichten Schreiben des Altkönigs an Felipe, den Juan Carlos als »Majestät, geliebter Sohn« ansprach, schrieb der Ex-Monarch, es erscheine ihm nun an der Zeit »seine Rückkehr nach Spanien in Betracht zu ziehen«.

Zunächst wolle er weiter in Abu Dhabi leben. Dort habe er »gerade für diese Zeit meines Lebens Ruhe« gefunden. »Obwohl ich natürlich immer wieder nach Spanien zurückkehren werde, das ich immer in meinem Herzen trage, um Familie und Freunde zu besuchen«, fügte Juan Carlos hinzu. Zugleich betonte der Altkönig, er wolle bei Besuchen und auch im Falle einer späteren endgültigen Rückkehr nach Spanien eine »größtmögliche Privatsphäre« wahren.

Die Reaktion des Königshauses war knapp und sachlich. »Seine Majestät der König (Felipe VI.) respektiert und versteht den Willen Seiner Majestät des Königs Don Juan Carlos, der in seinem Brief zum Ausdruck kommt«, lautete die schmallippige Antwort des Sohnes, die ebenfalls veröffentlicht wurde. Es ist kein Geheimnis: Juan Carlos soll und will dem bereits vor allem durch ihn heftig ramponierten Image des spanischen Königshauses, das seit seiner Abdankung 2014 von Felipe geleitet wird, keinen weiteren Schaden zufügen.

Juan Carlos äußerte in dem Schreiben an seinen Sohn, dessen Veröffentlichung er ausdrücklich zustimmte, zwar Bedauern über einige »frühere Ereignisse« in seinem »Privatleben«, reklamierte für sich aber auch »legitimen Stolz« auf seinen Beitrag zum demokratischen Zusammenleben Spaniens.

1981 hatte er eine Putschistengruppe mit einer resoluten Rede zur Aufgabe bewegt, wofür er als »Retter« der spanischen Demokratie gefeiert wurde. Skandale im privaten Bereich sowie finanzielles Fehlverhalten aber beschädigten das Image.

Regierungschef: Altkönig schuldet Spaniern eine Erklärung

Sánchez indes forderte den Altkönig auf, sich zu Fehlverhalten in der Vergangenheit zu äußern. Der 84-Jährige schulde dem spanischen Volk eine Erklärung, sagte der Sozialist vor Journalisten auf dem Flug nach Lettland, wie die Nachrichtenagentur Europa Press meldete.

Der Regierungschef reagierte erstmals öffentlich auf Angaben der Justiz aus der vergangenen Woche, als die Generalstaatsanwaltschaft alle Ermittlungsverfahren gegen den Altkönig eingestellt hatte. Dabei hatte die Ermittlungsbehörde zahlreiche »Unregelmäßigkeiten« im Finanzgebaren des Ex-Königs festgestellt. Diese würden aber wegen der Verjährung oder der juristischen Unantastbarkeit des früheren Monarchen bis zu seiner Abdankung 2014 sowie wegen Steuernachzahlungen nicht zur Anklage gebracht.

© dpa-infocom, dpa:220308-99-433546/3