In einem mehr als 35 Jahre lang ungelösten Mordversuch-Fall in Köln hat sich eine alte DNA-Probe als Schlüssel zur Festnahme eines Hauptverdächtigen erwiesen. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Der Mann, zu dem die DNA-Probe gehört, war am Tag zuvor verhaftet worden. Ihm wird ein versuchter Raubmord im Kölner Stadtteil Ehrenfeld vorgeworfen, der sich vor mehr als drei Jahrzehnten, im Mai 1987, ereignet hatte.
Die entsprechende DNA sei bei einer neueren Untersuchung an der mutmaßlichen Tatwaffe von damals festgestellt worden, erläuterte der Leiter der zuständigen Kölner Ermittlungsgruppe »Cold Cases«, Markus Weber. Dabei handele es sich um einen Pokal aus der Wohnung des Opfers, das damals lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten hatte. Die DNA sei dann abgeglichen worden - mit einem Treffer.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte der Fall als ungelöst gegolten. Das Opfer, ein damals 50 Jahre alter Mann, war den Ermittlern zufolge an einem Maiabend 1987 in mehreren Kölner Gaststätten unterwegs gewesen. In einer davon habe er einen jungen Mann kennengelernt und sei mit ihm weitergezogen. Später sei der junge Mann nur noch allein gesehen worden - auf dem Heimweg.
Opfer inzwischen gestorben
Der 50-Jährige wurde am nächsten Morgen mit schweren Verletzungen in seiner Wohnung gefunden. Des mutmaßlichen Täters wurde die Polizei allerdings nicht habhaft, auch weil das Opfer den Tathergang nie wirklich genau beschreiben konnte. Es gab zwar ein Phantombild, und rund 25 Personen wurden überprüft. Aber alles verlief im Sande. 2013 starb das Opfer, das sich bis zu seinem Lebensende nie gänzlich von den Folgen des Angriffs erholt hatte.
Neun Jahre später glauben die Ermittler aber, den Tatverdächtigen, den jungen Mann von einst, gefunden zu haben. Ausgangspunkt war die »Cold Cases«-Einheit beim Landeskriminalamt, in der schon pensionierte Ermittler alte Fälle durchgehen. Über diese landete der Mordversuch nochmals auf dem Tisch der Kölner »Cold Cases«-Gruppe unter Leitung des erfahrende Mordermittler Weber. Die Ermittlungsgruppe untersucht systematisch ungeklärte Tötungsdelikte aus den Jahren 1970 bis 2015.
Keine Löschfristen für DNA-Daten
Der Verdächtige, nun 56 Jahre alt, sei bei seiner Festnahme »sicherlich überrascht« gewesen, sagte Weber. Er habe angegeben, dass er sich nicht mehr erinnern könne und nichts damit zu tun habe. Die Beschreibung von damals passe allerdings. Zudem habe es einst einen Hinweis gegeben, dass der Mann in einer Gaststätte als »Jimmy« angesprochen worden sei. Dieser Spitzname sei dem Verdächtigen ebenfalls zuordenbar.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem finanziellen Motiv für die Tat aus. Bargeld soll aus der Wohnung verschwunden sein. Die DNA des Verdächtigen, die den Abgleich nun ermöglichte, schlummerte nach Angaben der Behörde wohl schon seit Ende der 80er Jahre in der Datenbank. Seinerzeit sei sie wegen eines anderen Deliktes erhoben worden. Dieses Delikt sei zwar mittlerweile »gelöscht«. Für die DNA-Daten allerdings gebe es keine Löschfristen.
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