Die um sich greifende Schusswaffengewalt in Schweden hat ein nächstes junges Todesopfer gefordert. Bei neuerlichen Schüssen in einem südlichen Vorort von Stockholm wurde am Samstagabend ein 15-Jähriger getötet, ein weiterer Junge im selben Alter sowie ein Mann im Alter von etwa 45 Jahren und eine etwa 65-jährige Frau wurden verletzt. Wie die Polizei der schwedischen Hauptstadt mitteilte, wurden zwei junge Männer nach einer Verfolgungsjagd auf einer Schnellstraße festgenommen. Sie stehen unter Mordverdacht.
Schweden hat seit einigen Jahren ein großes Problem mit der Bandenkriminalität, die sich immer wieder in Schüssen und vorsätzlich herbeigeführten Explosionen äußert. Dabei geht es häufig um Einfluss im Drogengeschäft, um den gleich mehrere rivalisierende Gangs ringen. Seit Jahresbeginn hat es bis Ende Mai in dem skandinavischen Land bereits 144 Schusswaffenvorfälle gegeben, darunter 52 im Großraum Stockholm. 18 Menschen wurden dabei getötet, davon allein 10 in der Hauptstadt. Immer wieder sind Teenager unter Tätern und Opfern.
Die Vororte von Stockholm sind von der Gewalt besonders stark betroffen, gerade im Süden, aber auch im Norden der Stadt. Diesmal ereignete sich die Tat in der Nähe des Zentrums des südlichen Randbezirks Farsta. Die drei Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht, während der 15-Jährige noch an einem der insgesamt drei Tatorte starb, an denen die Schüsse nach Polizeiangaben gefallen waren. Hintergründe der Tat blieben bislang unklar.
Justizminister: Alles tun, um Entwicklung umzukehren
Die tödlichen Schüsse in Farsta blieben landesweit nicht die einzigen am Wochenende. Bereits am Freitagabend wurden insgesamt drei junge Männer bei Schüssen in Solna im Norden Stockholms sowie in Jordbro im Stadtsüden verletzt. In Eskilstuna gut 100 Kilometer westlich von Stockholm meldete die Polizei am Samstag ebenfalls einen Vorfall, bei dem Schüsse abgegeben wurden. Verletzt wurde dabei niemand. Ein Junge im Teenageralter wurde festgenommen.
Schwedens Justizminister Gunnar Strömmer bezeichnete die Vorfälle in einem Kommentar an die Nachrichtenagentur TT am Samstagabend als »einen schrecklich dunklen Tag mit neuen brutalen Schießereien«. Die Polizei arbeite intensiv daran, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. »Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um diese Entwicklung umzukehren.«
Ein Ende setzte dieses Versprechen der Gewalt vorerst nicht: In Malmö ganz im Süden von Schweden wurden in der Nacht zum Sonntag mehrere Schüsse auf ein Haus abgegeben. Darüber hinaus kam es in der Nacht in Sundbyberg nordwestlich von Stockholm zu einer Explosion im Engangsbereich zum Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses.
»Das ist zu noch einem düsteren Wochenende geworden«, stellte der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson angesichts der erneuten Gewalt am Sonntag auf Facebook fest. Die Vorfälle seien eine weitere Bestätigung dafür, wie extrem groß das Problem in Schweden geworden sei. Die Lage sei äußerst ernst, laut Polizei seien nun etwa 30.000 Menschen Teil von kriminellen Gangs oder hätten Verbindungen zu ihnen. Es werde Zeit brauchen, bis man das Problem gelöst habe, aber so weiterzumachen wie bisher, das sei keine Alternative. »Wir dürfen nicht abstumpfen und resignieren«, schrieb der konservative Politiker. »Wir müssen noch mehr tun, beharrlich und entschlossen.«
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