Tesla-Chef Elon Musk ist zum größten Aktionär von Twitter geworden. Der Tech-Milliardär hält einen Anteil von 9,2 Prozent, wie der Kurznachrichtendienst mitteilte.
Die Twitter-Aktie stieg danach im frühen US-Handel um mehr als ein Viertel. Musk gehört mit gut 80 Millionen Abonnenten zu den bekanntesten Twitter-Nutzern.
Erst vor rund einer Woche holte Musk bei Twitter-Nutzern Meinungen darüber ein, ob der Dienst sich rigoros an den Grundsatz der Redefreiheit halte. »Die Konsequenzen dieser Umfrage werden bedeutend sein«, schrieb er dazu. In der nichtrepräsentativen Befragung befanden 70 Prozent, dass Twitter die Redefreiheit nicht konsequent genug umsetze.
Vor allem Konservative und Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump haben Twitter unter anderem für das Vorgehen gegen falsche und zweifelhafte Informationen über das Coronavirus kritisiert. Trump ist nach seinen unterstützenden Worten für seine Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten, bei Twitter verbannt. Der Dienst betonte bisher - anders als Facebook und Youtube - auch, dass es für den Ex-Präsidenten keinen Weg zurück gebe.
Musk hatte in der Anfangszeit der Pandemie selbst die Gefahren durch das Virus heruntergespielt und Covid-Einschränkungen in Kalifornien als »faschistisch« kritisiert. Für ihn ist Twitter ein wichtiger Kommunikationskanal - und einer, mit dem er sich Ärger eingehandelt hat.
So drohte Musk im Streit mit der US-Börsenaufsicht SEC zeitweise der Verlust des Chefpostens bei Tesla, nachdem er im Sommer 2018 bei Twitter schrieb, er wolle den Elektroauto-Hersteller von der Börse nehmen, und die Finanzierung dafür sei gesichert - obwohl es nur Vorgespräche gegeben hatte.
Am Ende musste Musk eine Geldstrafe zahlen, den Vorsitz im Tesla-Verwaltungsrat aufgeben und sich verpflichten, sich Tweets mit potenziellen Folgen für den Aktienkurs von der Firma freigeben zu lassen. Darüber streitet er mit der SEC immer noch und wirft der Behörde eine Einschränkung seiner Redefreiheit vor.
Der 50-Jährige nutzt Twitter nicht nur für Ankündigungen zu Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX, sondern auch für das Weiterleiten von Scherz-Tweets, für provokante Meinungsäußerungen, zur Unterstützung von Kryptowährungen - oder auch für den Schlagabtausch mit Kritikern. Im Februar sorgte er für Empörung mit einem Ausfall gegen den kanadischen Premierminister Justin Trudeau. In einem später gelöschten Tweet hieß es zu einem Foto von Adolf Hitler: »Hört auf, mich mit Justin Trudeau zu vergleichen. Ich hatte einen Haushalt.«
Musk reagierte damit auf einen Bericht über das Vorgehen der Polizei gegen Transaktionen mit Kryptowährungen im Umfeld von Lastwagenfahrer-Protesten. Die kanadische Regierung hatte jahrelang Probleme, einen Haushalt aufzustellen.
Nachdem Twitter-Mitgründer Jack Dorsey den Chefposten bei dem Dienst an Parag Agrawal übergab, twitterte Musk ein bearbeitetes historisches Foto, in dem Agrawals Gesicht auf die Figur des Sowjet-Diktators Josef Stalin platziert wurde. Dorsey wiederum wurde als Stalins Geheimdienstchef Nikolai Jeschow dargestellt, der am Ende selbst den »Säuberungen« des Kremlchefs zum Opfer fiel.
Für Twitter gehört Musk zugleich zu den prominenten Nutzern, die die Plattform im Rampenlicht halten. Im Herbst sorgte er für Aufsehen mit der Twitter-Umfrage, bei der er sich von den Nutzern verpflichten ließ, sich von zehn Prozent seiner Tesla-Beteiligung zu trennen. Musk musste da ohnehin einen Teil seines Anteils verkaufen, um Steuern auf fällige Aktienoptionen zu zahlen.
Der Unternehmer ist der mit Abstand reichste Mensch der Welt. Der Finanzdienst Bloomberg schätzt sein Vermögen auf 273 Milliarden Dollar - vor allem dank der Anteile an Tesla und SpaceX. Der Börsenwert von Twitter lag zuletzt bei gut 31 Milliarden Dollar.
In seinem ersten Tweet nach Bekanntgabe des Einstiegs schrieb Musk nur »Oh hi lol«, statt eine Erklärung für den Deal zu geben.
© dpa-infocom, dpa:220404-99-790677/5