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PC-Spiele: Nein zu Vergewaltigung, Ja zu Mord? Das ist Heuchelei

Das PC-Spiel »Rape Day« sorgt zurecht für Diskussionen im Netz. Doch wer Nein zu Vergewaltigung in Videospielen sagt, muss auch Nein zu Mord sagen. Alles andere wäre Heuchelei. Ein Kommentar

Foto: Electronic Arts/dpa
Foto: Electronic Arts/dpa

Auf Steam, einer bekannten Vertriebsplattform für Computerspiele, Software und Filme, ist ein Spiel aufgetaucht, das sich nur darum dreht, Frauen zu missbrauchen. Sogar ein Baby konnte man in einer früheren Version töten. Das Spiel heißt »Rape Day« und hat auf Facebook und Twitter einen Sturm der Entrüstung entfacht. Mittlerweile wurde die Seite gesperrt, doch der Protest gegen Steam bleibt. Zurecht.

Natürlich hat der Betreiber der Plattform das Spiel nicht selbst entwickelt. Trotzdem ist er dafür verantwortlich, welche Inhalte auf seiner Seite veröffentlicht werden. Dass jeder wahnsinnige Perverse - anders ist der Erfinder von »Rape Day« kaum zu beschreiben - eigene Inhalte hochladen und zum Verkauf anbieten darf, ohne dass sie getestet oder geprüft werden, ist nicht nur fahrlässig. Es macht Steam zum Mittäter. Zum Glück hat wenigstens die große Gaming-Community Verantwortung übernommen und durch ihren Shitstorm immerhin bewirkt, dass der Titel nicht mehr zu Verfügung steht.

Aber: Die Online-Zocker, die jetzt lautstark protestieren, müssen sich selbst hinterfragen, wie ihr eigener Spielekonsum dazu beigetragen hat, dass die letzten Tabus, das Meucheln von Kindern und das Schänden von Frauen, gefallen sind. Realistischer, detailreicher, mörderischer sind die Spiele geworden. Als »atemberaubendes Erlebnis, das die Art, den Zweiten Weltkrieg zu erleben, in einer neuen Spielegeneration neu definiert«, wird beispielsweise »Call of Duty: WWII« beworben. Und es wird dem Hersteller aus der Hand gerissen. Acht der zehn beliebtesten PC-Spiele sind so brutal, dass sie erst ab 16 beziehungsweise 18 Jahren freigegeben sind. Ein vernichtendes Urteil über das Moral-Verständnis der Gaming-Szene. Wer Nein zu Vergewaltigung in Videospielen sagt, muss auch Nein zu Mord sagen. Alles andere wäre Heuchelei.

kaya.egenberger@gea.de