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Luca-App soll künftig Bezahlen im Restaurant ermöglichen

Die Gesundheitsämter haben die Kontaktverfolgung nahezu eingestellt. Damit entfällt auch der ursprüngliche Zweck der umstrittenen Luca-App. Nun soll sie andere Aufgaben etwa in Restaurants erledigen.

Coronavirus - Luca-App
Das Startsymbol einer Luca-App ist auf dem Bildschirm eines Smartphones dargestellt. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Das Startsymbol einer Luca-App ist auf dem Bildschirm eines Smartphones dargestellt. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

BERLIN. Die umstrittene Luca-App zur Bekämpfung der Corona-Pandemie soll neu ausgerichtet werden. »Eine Kontaktverfolgung durch die Gesundheitsämter findet aktuell gar nicht mehr statt«, sagte der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Culture4Life, Patrick Hennig, am Mittwoch in Berlin.

Daher richte man sich mit der Weiterentwicklung der App vor allen an die Luca-Partner in der Gastronomie und Kultur. Über die Pläne hatte die »Bild« zuerst berichtet.

So sollen Restaurant-Besitzer und Event-Veranstalter künftig auf einen Blick den kompletten Impfnachweis und die Identität ihrer Gäste überprüfen können. In einer neuen Version der App, die Ende der Woche erscheinen soll, werde man zu diesem Zweck auch den Personalausweis lokal auf dem Smartphone speichern können. Dies werde in Form eines sogenannten Token geschehen, der über eine Partner-App verifiziert bereit gestellt werde. Außerdem soll das Luca-System zu einem kompletten Zahlungssystem für Restaurants ausgebaut werden.

Neues Geschäftsmodell dringend gesucht

Die Macher der App müssen sich derzeit ein neues Geschäftsmodell suchen, weil die meisten Bundesländer ihre Verträge mit Culture4Life auslaufen lassen oder gekündigt haben. Die Luca-App war im Jahr 2020 gestartet worden, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Event-Besuchern möglichst datenschutzfreundlich und effizient zu erledigen.

An dem System entzündete sich immer wieder heftige Kritik. Die Luca-Skeptiker stören sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Kritiker, wie der Chaos Computer Club, warnten vor einem Missbrauch der Datenbestände, die über das Luca-System eingesammelt werden. Das von Kritikern bemängelte Luca-Verschlüsselungssystem hielt zwar Angriffen stand, die Luca-Macher konnten aber nicht verhindern, dass in einem Fall die Polizei in Mainz die Daten von Gästen widerrechtlich über das Gesundheitsamt abfragen ließ, um eine mögliche Straftat aufzuklären.

Beim neuen Digitalisierungsangebot für Restaurants, Bars und Cafés will Luca unter anderem nun mit geringeren Gebühren für Kartenzahlungen punkten. Luca sei in der Lage, deutlich günstigere Konditionen pro Transaktion anzubieten. Die neuen Funktionen für Gastronomie und Kultur hätten aber keine Auswirkungen auf die bereits angekündigte Strategie für die Gesundheitsämter, betonte Henning. Das neue Modell, Luca nicht dauerhaft abonnieren zu müssen, sondern nur noch bei Bedarf einzusetzen, ermögliche es den Gesundheitsämtern, auch mit Blick nach vorne in einer endemischen Lage gezielt auf lokale Ausbrüche reagieren zu können. Die Daten der Anwender seien zweckgebunden und würden nur für die Kontaktnachverfolgung verwendet. »Luca hat dafür keine andere Verwendung und auch gar keinen Zugriff.« (dpa)

© dpa-infocom, dpa:220202-99-943563/2