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Elektro-Industrie auf Rekordkurs - Starkes Stromnetz nötig

Die Geschäfte der deutschen Elektro- und Digitalindustrie laufen trotz Energiekrise, Ukraine-Kriegs und Inflation glänzend. Doch die Firmen sorgen sich bei der Energiewende um die Infrastruktur.

Energie
Mehrere Leitungen für die Übertragung von Strom. Im Hintergrund sind Windräder erkennbar. Foto: Jens Büttner
Mehrere Leitungen für die Übertragung von Strom. Im Hintergrund sind Windräder erkennbar.
Foto: Jens Büttner

Deutschlands Elektro- und Digitalindustrie dringt auf einen schnelleren Ausbau des deutschen Stromnetzes. Die Infrastruktur sei auf die Anforderungen der Energiewende nicht ausgelegt, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung beim Fachverband ZVEI, Wolfgang Weber, am Mittwoch in Frankfurt.

Die Industrie-Experten rechnen bis 2045 mindestens mit einer Verdoppelung des jährlichen Strombedarfs von heute 550 auf bis zu 1200 Terawattstunden. Unter anderem geht der Verband von 15 Millionen Ladepunkten für Elektroautos und sechs Millionen Wärmepumpen aus. Bei den erneuerbaren Energien müsse dafür die Erzeugungskapazität um das 4,5-Fache gesteigert werden. »Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden«, sagte Weber.

Intelligenz ist gefragt

Neben dem physischen Netzausbau müsse auch mehr Intelligenz in das System kommen, verlangt der ZVEI. Durch konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung lasse sich der Primär-Energieverbrauch um bis zu 65 Prozent reduzieren. Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, müsse auch der Strommarkt umgebaut werden, so dass die Verbraucher über dynamische Tarife von den attraktiven Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien profitieren könnten.

Aktuell profitiert die Industrie von den Trends zur Elektrifizierung und Digitalisierung. Im vergangenen Jahr kletterte laut Verband die preisbereinigte Produktion um 3,7 Prozent im Vergleich zu 2021. Verbunden mit Preissteigerungen erreichte der nominale Umsatz mit einem Zuwachs um 12 Prozent ein Rekordhoch von 224 Milliarden Euro.

Auch die Ausfuhren erreichten einschließlich der Re-Exporte einen Spitzenwert von 246 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte (126 Mrd Euro) ging in den Europäischen Binnenmarkt, der aus Sicht des ZVEI-Präsidenten Gunther Kegel weiterentwickelt werden müsse. Im laufenden Jahr erwarte man bei der Produktion eine »schwarze Null« und damit eine Konsolidierung auf sehr hohem Niveau.

© dpa-infocom, dpa:230118-99-261711/2