BERLIN. Die Corona-Pandemie hat in der deutschen Wirtschaft die Bedenken gegen die Digitalisierung fast vollständig verschwinden lassen.
Gut ein Jahr nach dem ersten Lockdown zweifeln nur noch zwölf Prozent aller Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten am Nutzen der Digitalisierung für ihre Firma. Das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die am Mittwoch vorgestellt wurde.
Zu Beginn der Pandemie hatten noch 27 Prozent gesagt, ihnen sei der Nutzen unklar. 2019 lag die Quote der Digital-Skeptiker sogar bei 34 Prozent. Nun sagen zwei Drittel (64 Prozent), dass digitale Technologien dem Unternehmen helfen, die Pandemie zu bewältigen.
Der Stimmungsumschwung zeigt sich auch in konkreten Anwendungen. So lagen erstmals bei einer Unternehmensumfrage des Bitkom digitale Rechnungen vor den Papierbelegen. 31 Prozent stellen demnach elektronische Rechnungen, 19 Prozent nur auf Papier. 47 Prozent nutzen beide Wege.
Bei einer umfassenden Digitalisierung stehen aber viele Unternehmen noch am Anfang: Nur 48 Prozent setzen Lösungen zur Digitalisierung von Dokumenten ein, 44 Prozent ein Workflow-Management etwa für Freigabeprozesse und 41 Prozent ein elektronisches Archiv und Dokumentenmanagement. Und auch das alte Fax-Gerät ist in vielen Büros noch nicht verschwunden. In 43 Prozent der Unternehmen ist es noch zu finden. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 49 Prozent.
Die größten Hürden für die Digitalisierung sehen die Unternehmen in fehlenden Standards (64 Prozent) und zu hohen Anforderungen an den Datenschutz (63 Prozent). 61 Prozent haben Angst vor unberechtigtem Zugriff auf sensible Unternehmensdaten. Außerdem fehlt es auch am Geld. So beklagen 57 Prozent einen zu hohen Investitionsbedarf, 55 Prozent fehlt die Zeit.
Bitkom-Präsident Achim Berg sagte, durch die Unsicherheiten in der Pandemie hätten viele Unternehmen tatsächlich Schwierigkeiten, die notwendigen Investitionen vorzunehmen. Der geäußerte Zeitmangel wundere ihn aber. »Für die Gestaltung der Zukunft sollten sich die Unternehmen die Zeit nehmen.« (dpa)