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Bundesamt kritisiert Luca-App: »Angriffs-Szenario plausibel«

Erneut Wirbel um die Luca-App: Inzwischen haben die Betreiber eine entdeckte Sicherheitslücke geschlossen. Das BSI unterstreicht allerdings die Verantwortung der Macher für die Integrität der Daten.

Luca-App
Die Luca-App dient der Datenbereitstellung für eine mögliche Kontaktpersonennachverfolgung. Foto: Christoph Soeder/dpa
Die Luca-App dient der Datenbereitstellung für eine mögliche Kontaktpersonennachverfolgung. Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine inzwischen geschlossene Sicherheitslücke in der Luca-App bemängelt.

Zuvor hatte der IT-Sicherheitsexperte Marcus Mengs in einem Youtube-Video vorgeführt, wie er theoretisch ein an die Luca-App angebundenes Gesundheitsamt lahmlegen könnte. Mengs hatte dazu als Luca-Nutzer bestimmte Sonderzeichen in die Eingabefelder für seine eigenen Daten eingegeben, beispielsweise ins Feld für die Postleitzahl seiner Anschrift. Diese Sonderzeichen hätten von dem Microsoft-Office-System im Gesundheitsamt als Programmcode interpretiert werden können. Diese Angriffsmethode wird als »Code-Injection« bezeichnet.

Das BSI teilte am Freitag über Twitter mit: »Wir schätzen das Angriffs-Szenario einer Code-Injection über das Luca-System abhängig von der konkreten Einsatzumgebung als plausibel ein.« Die Macher der Luca-App hatten nach dem ersten Bekanntwerden der Lücke die Eingabe von Sonderzeichen in die Namens- und Kontaktfelder unterbunden und erlauben nur noch die Eingabe von Buchstaben und Zahlen. Laut BSI ist kein Fall bekannt, bei dem die Schwachstelle ausgenutzt wurde. Gleichzeitig machte das BSI klar, dass Luca sich um das Problem kümmern muss, nicht die Gesundheitsämter. »Wir sind der Auffassung, dass die Betreiber einer App für die Integrität übermittelter Daten verantwortlich sind.«

In dem Angriffsszenario von Mengs ging es um die Kontaktdaten im Luca-System, die als sogenannte CSV-Dateien für Microsoft Excel übertragen werden. Statt herkömmlicher Namen hätte ein ausführbarer Schadcode in bestimmten Datenfeldern gestanden.

In sensiblen Umgebungen wie Behörden empfehlen Sicherheitsexperten eigentlich, die Programme von Microsoft Office so zu konfigurieren, dass in Dokumenten von außen keine Programmcodes ausgeführt werden dürfen. Dem BSI reicht dies aber nicht aus: »Schutzmaßnahmen Dritter, etwa zusätzliches Unterbinden von Makro-Ausführung, stellen aus unserer Sicht keine ausreichende Sicherheitsmaßnahme dar. Wir sind der Ansicht, dass offenkundige Schwachstellen durch App-Betreiber unverzüglich und konsequent behoben werden sollten.«

Die Luca-App, für die unter anderem der Hip-Hop-Sänger Smudo von den »Fantastischen Vier« geworben hatte, kommt in vielen Bundesländern bereits zum Einsatz. Die App ist aber bei Wissenschaftlern und Datenschützern umstritten. (dpa)

BSI auf Twitter

Demo der Sicherheitslücke auf Youtube