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Seelenverwandt mit dem »Kini«

Von ihren Reisen in die weite Welt kam Sisi immer wieder an den Starnberger See zurück.

Der Starnberger See ist als Ausflugsziel und Badesee München sehr nahe und von dort mit der S-Bahn gut zu erreichen.
Der Starnberger See ist als Ausflugsziel und Badesee München sehr nahe und von dort mit der S-Bahn gut zu erreichen.
Der Starnberger See ist als Ausflugsziel und Badesee München sehr nahe und von dort mit der S-Bahn gut zu erreichen.

Sie ist fast überall gewesen. Auf Korfu, auf Elba, auf Madeira, in Kleinasien und sogar Nordafrika. Um den Spuren der österreichischen Kaiserin Sisi zu folgen, müsste man wohl den halben Erdball umkreisen. Daher ist es viel einfacher, den Jugendjahren der an Heiligabend des Jahres 1837 in München als Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach geborenen Sisi zu folgen.

   Denn diese verbrachte die mit zarten 17 Jahren an Franz Joseph I. von Österreich verheiratete Enkelin des bayerischen Königs Maximilian auf Schloss Possenhofen. Und damit an dem von ihr so geliebten Starnberger See.

Schloss Possenhofen, der ehemalige Sommersitz von Sisis Familie, befindet sich in Privatbesitz und kann leider nur noch von außen besichtigt werden. Doch gibt es unzählige andere lohnende Möglichkeiten, sich entlang des Starnberger Sees dem Mythos Sisi zu nähern und sowohl ihre Gegenwart als auch die ihres legendären Großcousins, Ludwig II. von Bayern, zu erspüren, der auf bis heute noch nicht ganz geklärte Weise im Juni 1886 im Starnberger See »ertrunken worden ist«.

Fährmann ohne Pardon

»Ertrunken worden?« Richtig gelesen. So launig-zynisch jedenfalls beschreibt Hellmut, der Fährmann, während der nur fünf Euro kostenden Überfahrt mit seinem blumengeschmückten Holzkahn zur Roseninsel auf dem Starn- berger See, die mysteriösen Umstände, die zum Tod des Märchenprinzen und Erbauers von Schloss Neuschwanstein geführt haben sollen.

Und Hellmut weiß noch vieles mehr zu erzählen, wofür die kurze Fahrzeit auf der Zille allerdings kaum reicht. Denn die ehemalige Fischerinsel, die auf historischen Karten noch unter dem Namen Insel Wörth zu finden und seit 2011 aufgrund der hier entdeckten Pfahlbau-Über-reste als Weltkulturerbe ge-schützt ist, liegt nur einen Wimpernschlag vom westlichen Ufer des Starnberger Sees bei Feldafing entfernt.

Und eben weil sie so nahe ist, scheint für viele Besucher die Versuchung groß, die Roseninsel mit dem eigenen Boot anzusteuern, oder gar einfach hinüberzuschwimmen. Doch da kennt der in kurzen Lederhosen und selbst im Sommer mit dicken Kniestrümpfen eher gutmütig daherkommende Fährmann kein Pardon. Und noch weniger die in Sachen Sisi, König Ludwig und die Geschichte der Roseninsel betreffend, äußerst kompetent auftretende Inselführerin Sibilla Porta: Um das kulturelle Erbe am See zu schützen, werden Unbefugte freundlich, aber bestimmt zurückgeschickt.

Große Gartenkunst

Im Gefolge von Sibilla Porta über die Roseninsel zu flanieren, erweist sich als ein ganz besonderes Vergnügen. Zumal die resolute Dame als Theaterwissenschaftlerin und einstige Stadtführerin in der bayerischen Landeshauptstadt sich als profunde Kennerin der Geschichte rund um die Entstehung der rund 90 Hektar großen Feldafinger Parklandschaft erweist. Entworfen hat diese der preußische Landschaftsarchitekt und berühmte Gartenkünstler Peter Joseph Lenné einst im Auftrag von Bayern-König Max II. am Westufer des Starnberger Sees unter Einbeziehung der Insel Wörth. Mit exotischem Baumbestand, mächtigen Thujahecken und wunderbaren Sichtachsen dazwischen. Dass die Roseninsel mit dem als einzig darauf noch erhaltenen Gebäude, dem »Casino«, dabei das unbestrittene Schmuckstück dieses Lenné-Parks ist, versteht sich von selber.

Und niemand bedauert angesichts der idyllischen Pavillons und Lauben sowie des herrlichen Rosengartens, der vor dem italienisch anmutenden »Casino« angelegt wurde und einst mit zwei Tausend duftenden Rosenstöcken bestückt war, dass es nie zum Bau einer Sommerresidenz gekommen ist. Auch wenn Max II. sich das gewünscht hatte. Und Ludwig II. sowieso.

Also mussten sich Sisi und ihr Großcousin auf der Roseninsel unter Platanen oder eben im Casino-Sommerhaus treffen. Nachgewiesenermaßen wisse man um vier solcher Treffen der österreichischen Kaiserin mit dem Bayernkönig Ludwig, sagt Sibilla Porta, die jegliche Kritik am Geisteszustand des oft verspotteten »Kini« von sich weist.

Zum 125. Todestag der im Alter von 61 Jahren am Genfer See ermordeten Sisi, also am 10. September 2023, durften Besucher am Starnberger See eine Fülle von »majestätischen Highlights« erleben, von denen die meisten weiterhin im touristischen Programm zu finden sind. Also bei Führungen in Feldafing, auf der Roseninsel und auch vor Schloss Possenhofen. Im Museum Starnberger See, in Schloss Garatshausen und im mit der S 6 ab München zu erreichenden Kaiserin Elisabeth Museum im historischen Bahnhof Possenhofen.

Veilcheneis und -schoko

Auch das legendäre Veilcheneis, das die spätere Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn so geliebt haben soll, gibt es ganzjährig am Starnberger See zu verkosten. Und in der Chocolaterie, die sich Konditormeister Franz Clement und dessen Söhne Sebastian und Maximilian im stillgelegten Bahnhofsgebäude von Bernried unweit des Sees eingerichtet haben, gibt es natürlich handgefertigt aus edler Schweizer Felchlin-Rohmasse auch Sisis Veilchenschokolade. Daneben entstehen in der Manufaktur mehr als 40 verschiedene Sorten bunt glacierter Pralinees, jede für sich genommen eine geschmackliche Offenbarung – schon optisch zum Reinbeißen und dann einfach genüsslich im Mund zergehen lassen. Wer wollte da an Kalorien denken? Zumindest nicht sofort. (GEA)

 

www.starnbergammersee.de www.clement-chococult.de