WERDER. Besucher aus dem Schwabenland mit seinem Lehmboden, in den bei Trockenheit kein Spaten sticht, kommen aus dem Staunen nicht heraus. Entspannt schuffelt Heide Willinski vom Obst- und Gartenbauverein Werder durch die Beetreihen ihres Schaugartens. Er erinnert an die Zeit, als der kleine Ort an der Havel die Gemüsekiste Berlins war, dessen Bauern die Städter mit frischem Obst, Gemüse und Blumen versorgten. Ein Mustergarten für den Etagenanbau: in der unteren Ebene wachsen Erdbeeren, in der zweiten Strauchbeeren. Das Obergeschoss bilden halbhohe Obstbäume, die Kirschen, Aprikosen und Äpfel liefern. Die Schuffel – ein scharfkantiges Metallblatt, das an einem langen Stiel vor- und zurückbewegt Unkraut wenige Zentimeter unterhalb der Oberfläche abschneidet und zugleich den Boden belüftet – ist hier ein unverzichtbares Werkzeug.
Eine schmale Brücke führt in die Altstadt von Werder auf einer Havel-Insel mit fast mediterranem Flair. Neben der neugotischen Kirche und einer rekonstruierten Windmühle sind eingeschossige Fischerhäuschen charakteristisch für den hübsch sanierten Ort. In einem solchen Häuschen hat mit Fritz am Markt ein hippes Restaurant eröffnet, das sich auf modern interpretierte Brandenburger Tapas spezialisiert hat. Ohne Reservierung hat man kaum eine Chance einen Platz zu bekommen. Das Küchenteam kreiert Fantastisches mit Zutaten aus der Region, Fisch und Fleisch sind dabei Nebensache.
Wein und Sanddorn
Die Weine kommen unter anderem vom Werderaner Wachtelberg, dem nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands. Nicht erst seit dem Klimawandel werde da Wein kultiviert erzählt Bettina Lindicke vom Weingut Dr. Lindicke. Zisterziensermönche brachten den Weinbau aus Frankreich in die Region. Seit den 1990er- Jahren hat Familie Lindicke die Tradition auf rund fünf Hektar wiederbelebt, neben traditionellen Rebsorten setzen sie vor allem auf Piwi-Weine, das sind pilzresistente Sorten. Das milde Klima, Sonne und der sandige Boden machen die Weine feinfruchtig und filigran, einige haben schon Prädikate eingefahren.
Ganz in der Nähe ist da noch der Sanddorngarten Petzow, ein Familienbetrieb, den in zweiter Generation Dorothee Berger mit Leidenschaft für die orangefarbene Superfrucht betreibt. Sauer-herb im Geschmack, reich an Vitaminen und Minreralstoffen lässt sie sich sehr vielseitig verarbeiten, zu herzhaften und süßen Leckereien sowie Kosmetika. (mir)