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Prinzessinnen besonderer Art: Kluge Heiratspolitik macht Montenegro groß

Eigenwillig: Prinzessin Xenia von Montenegro war Sekretärin und Beraterin ihres Vaters König Nikola. Obwohl viel über mögliche Ehen spekuliert wurde, blieb sie unverheiratet. Foto: Wikipedia
Eigenwillig: Prinzessin Xenia von Montenegro war Sekretärin und Beraterin ihres Vaters König Nikola. Obwohl viel über mögliche Ehen spekuliert wurde, blieb sie unverheiratet.
Foto: Wikipedia

CETINJE. So beschaulich kann eine Hauptstadt sein. Allerdings eine ehemalige. Denn Cetinje, 30 Kilometer entfernt von Podgorica, Montenegros Hauptstadt seit 1918, hat sich zu einer Museumsstadt entwickelt, nach Jahrhunderten, wo von hier aus die Geschicke des Landes bestimmt wurden.

Vorbei sind die Zeiten, als es hier zwölf Botschaften gab und die Rede davon war, dass in der Stadt gefühlt mehr Diplomaten als Einwohner leben. Immerhin ist in dem heutigen 13.000-Einwohner-Ort weiterhin der Sitz des Präsidenten.

Und es gibt hier viel Anschauungsmaterial, um der Geschichte des Landes auf die Spur zu kommen. Dass die Osmanen auch hier herrschen wollten, ist Vergangenheit. Davon kündet der Zaun um die örtliche Kirche, der aus Gewehren der Osmanen geschmiedet wurde.

Ausdauernd: Nikola I. herrschte 58 Jahre über Montenegro und galt als Schwieger-vater Europas.
Ausdauernd: Nikola I. herrschte 58 Jahre über Montenegro und galt als Schwiegervater Europas. Foto: Wikipedia
Ausdauernd: Nikola I. herrschte 58 Jahre über Montenegro und galt als Schwiegervater Europas.
Foto: Wikipedia

Ein eigenes Museum ist Nikola gewidmet, der Montenegro 58 Jahre lang von 1860 bis 1918 regierte, erst als Fürst, die letzten acht Jahre als König. Er fand eine ganz eigene Lösung, wie er sein kleines Land innerhalb Europas aufwerten konnte. Als Vater von acht Töchtern und drei Söhnen setzte er auf kluge Heiratspolitik.

Die eine Tochter ehelichte den König von Jugoslawien, die andere den späteren italienischen König Viktor Emmanuel III. Auch zwei russische Großfürsten wurden mit Töchtern Nikolas vermählt, der sich so den Ruf erwarb, Schwiegervater Europas zu sein. Schon vorher hatte sich die Anlehnung Nikolas an Russland ausgezahlt. Beim Berliner Kongress 1878, auf dem die Balkan-Krise gelöst werden sollte, wurde das Staatsgebiet von Montenegro verdoppelt. So kam etwa Bar, heute wichtigster Hafen des Landes, dazu.

Doch obwohl die Verehrer Schlange standen, immer wieder über neue Adlige spekuliert wurde, die Ehepartner sein könnten, blieben Nikolas jüngste Töchter Vera und Xenia unverheiratet. Wobei gerade Xenia die politischen Beziehungen trübte, als sie Alexander I. von Serbien wegen seiner Manieren brüsk abwies und damit ihren Vater nicht gerade glücklich machte. Auch andere Verehrer hatten bei ihr am Ende das Nachsehen.

Renommierte Fotografin

Stattdessen machte sich Xenia als Sekretärin und Beraterin bei ihrem Vater unentbehrlich. Und sie verschaffte sich auch als Fotografin ein großes Renommee. Eine selbstbewusste Frau und Patriotin, deren Engagement für ihr Land die Österreicher verärgerte, die bei ihrem Vater auf Bestrafung drängten. Schweren Herzens schickte er sein Tochter ins Exil nach Paris. Wohin es dann auch ihn selbst zog, als er als König abdanken musste. Man kann es schlimmer erwischen. (al)