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Auf alten Schmugglerpfaden in Livigno

Livigno hat Wintersportlern viel zu bieten und bereitet sich auf die Olympischen Spiele vor

Bergführer Epi Bormolini, der älteste Schmuggler Livignos, zeigt, wo sich Steinböcke verbergen.
Bergführer Epi Bormolini, der älteste Schmuggler Livignos, zeigt, wo sich Steinböcke verbergen. Foto: Iris Kreppenhofer
Bergführer Epi Bormolini, der älteste Schmuggler Livignos, zeigt, wo sich Steinböcke verbergen.
Foto: Iris Kreppenhofer

Epi bringt die Truppe auf Trab. Schritt für Schritt stapft der wettergegerbte Bergführer auf schmalen Pfaden durch den Tiefschnee unter den Gipfeln der Ostalpen bei Livigno. Schneeschuhe schützen ihn und die Touristen vor dem Einsinken in das halbmeterhohe Pulver, das nach tagelangem Schneefall Anfang Dezember bei zweistelligen Minusgraden unterm leicht verhangenen Himmel glitzert.

Als ältester Schmuggler der zollfreien italienischen Grenzregion zur Schweiz kennt sich Epi Bormolini aus. Der 68- Jährige war als Teenager rund um das 1.800 Meter hoch gelegene Livigno in den Zwei- bis Dreitausendern von Carosello und Mottolino mit steuerfreien Zigaretten im Rucksack unterwegs, um sie gegen Lebensmittel einzutauschen. Kein Gemüse, nur Rüben wachsen in dem kalten Hochtal, das erst durch den Tourismus in den Siebzigern aus seiner Armut herauskam. 1953 gab es den ersten Skilift.

Die Skigebiete Carosello 3000 und Mottolino sollen bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 mit einer Gondel über dem Städtchen
Die Skigebiete Carosello 3000 und Mottolino sollen bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 mit einer Gondel über dem Städtchen Livigno verbunden werden. Foto: Iris Kreppenhofer
Die Skigebiete Carosello 3000 und Mottolino sollen bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 mit einer Gondel über dem Städtchen Livigno verbunden werden.
Foto: Iris Kreppenhofer

Heute locken 115 Pistenkilometer aller Schwierigkeitsgrade, ein Snowpark und ein weitläufiges Areal für Langläufer und Skater sowohl Skifahrer und Snowboarder als auch Langläufer, Tourengeher und Eiskletterer in die relativ kalte, aber in der Wintersaison schneesichere Region.

Keine Bettenburgen

Deshalb kommen neben Touristen auch Profisportler aus aller Welt in das schnuckelige Städtchen, das mit seinen vielen alten Stein- und Holzhäuschen neben optisch angepassten neueren Gebäuden ohne Bettenburgen auskommt. Die 7.000 Einheimischen beherbergen im Winter 1,4 Millionen Gäste, im Jahr sind es knapp zwei Millionen. Mit freundlicher Weltoffenheit empfangen sie ihre Besucher in den rund 100 Ristorante verschiedenster Preislagen und 250 zollfreien Shops des Ortes.

Im 1.800 Meter hoch gelegenen Livigno finden Anfänger und Profis im Langlauf präparierte Loipen vor. Durch die kalte Höhenlage i
Im 1.800 Meter hoch gelegenen Livigno finden Anfänger und Profis im Langlauf präparierte Loipen vor. Durch die kalte Höhenlage ist die Region schneesicher. FOTOS: KREPPENHOFER
Im 1.800 Meter hoch gelegenen Livigno finden Anfänger und Profis im Langlauf präparierte Loipen vor. Durch die kalte Höhenlage ist die Region schneesicher. FOTOS: KREPPENHOFER

Mit entsprechender Kleidung ist die trockene Kälte schnell vergessen. Da immer wieder zweistellige Minusgrade herrschen, könne mit weniger Energieaufwand als ge-wöhnlich besonders haltbarer Schnee erzeugt und aufgehäuft werden, der unter Spezialfolien geschützt bis zum nächsten Winter reicht, erklärt Letizia von der örtlichen Tourismusagentur. Diese befindet sich im Wassersportzentrum Aquagranda, wo es sich beim Schwimmen, Saunieren oder bei Massagen erholen lässt.

Den Charme erhalten

Die Skigebiete Carosello 3000 und Mottolino liegen sich oberhalb von Livigno gegenüber – das Städtchen zieht sich gut 15 Kilometer durchs Hochtal. Sie sollen bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 mit einer Gondel verbunden werden, sagt Luca Moretti, als CEO des Livigno Tourismus ein Experte für dessen Entwicklung und für die Vorbereitung der Spiele. Die 24 Freestyle-Rennen und Snowboard-Wettkämpfe werden in Livigno ausgetragen, andere Disziplinen in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Der Snowpark über Livigno soll näher an das Städtchen verlegt werden.

Im schnuckeligen und autofreien Zentrum bietet sich Shoppen an, denn Livigno ist zollfrei.  FOTO: ROBY TRAB/PR
Im schnuckeligen und autofreien Zentrum bietet sich Shoppen an, denn Livigno ist zollfrei. FOTO: ROBY TRAB/PR
Im schnuckeligen und autofreien Zentrum bietet sich Shoppen an, denn Livigno ist zollfrei. FOTO: ROBY TRAB/PR

Für die Besucher sind drei große Tiefgaragen rund um Livigno geplant, erklärt Luca, der Ort soll autofrei werden – bisher ist es nur das Zentrum, wo sich Touristen ausschließlich zu Fuß, mit Shuttlebussen oder Taxis bewegen können. Zudem sollen fünf Hotels renoviert und drei neue gebaut werden, darunter ein bisher nicht vorhandenes Fünf-Sterne-Haus. Durch die Umbauten werden Zimmer vergrößert, sagt Luca, sodass insgesamt nur 1.000 neue Betten geschaffen werden. Der Charme von Livigno soll erhalten bleiben.

Epi führt mit gleichmäßigen Schritten auf Schneeschuhen durch den Tiefschnee.
Epi führt mit gleichmäßigen Schritten auf Schneeschuhen durch den Tiefschnee. Foto: Iris Kreppenhofer
Epi führt mit gleichmäßigen Schritten auf Schneeschuhen durch den Tiefschnee.
Foto: Iris Kreppenhofer

Dass die geplante Gondel auch im Sommer ein Gewinn für Wanderer und Bergsportfreunde sein wird, versteht sich von selbst. Dann kann Epi auch seinen Sommergästen von Don Parenti erzählen, einem Pfarrer, Unternehmer und Juristen aus seiner Jugendzeit, der den Schmugglern vor Gericht beistand mit der Begründung »Gott kennt keine Grenzen«. (GEA)