Wer aktiv sein will, ist im Allgäuer Schlosspark gut aufgehoben. Schon die Wittelsbacher haben es im 19. Jahrhundert geschätzt, in den Wäldern rund um die Seen bei Füssen und Schwangau zu wandern. E-Bikes und SUP gab es damals allerdings noch nicht. Dafür haben die Wittelsbacher der Nachwelt einzigartige Schlösser hinterlassen.
Füssen selbst ist ebenfalls ein Juwel, liegt eingebettet in eine wildromantische Naturkulisse entlang des Lech und streckt sich mit den Türmen des Hohen Schlosses und dem Kloster St. Mang dem Himmel entgegen. Auf 800 Metern über dem Meeresspiegel ist es die höchstgelegene Stadt Bayerns.
Der Überblicksgipfel
Wo bloß anfangen in dieser Stadt, die so viel zu bieten hat: Königsschlösser, kristallklare Seen, eine historische Altstadt mit schmalen Gassen und Barockkirchen, den ältesten Totentanz von Bayern, einen wilden Fluss, ein verwunschenes Tal und jede Menge Kultur.
Am besten, zuerst einmal einen Überblick verschaffen. Dazu muss man den Kalvarienberg erklimmen. Wer in Füssen aufbricht, passiert zunächst den Lechfall. Schon von Weitem ist sein Rauschen zu hören. Doch an diesem Tag ist er nicht wie sonst türkisfarben und jadegrün. Heute ist der Lech braun und tobt so heftig den Wasserfall hinab, dass man die dort angeordneten Terrassen des Kaskadenwehrs erst gar nicht sieht. Wir stehen auf dem Max-Steg und sind beeindruckt von diesem energischen Naturschauspiel. Was für eine Wucht der Wildfluss hier entfaltet! Er macht seinem Ruf als »Der letzte Wilde« alle Ehre.
Auf seinem österreichischen Teilabschnitt ist der Lech einer der letzten Wildflüsse des Alpenraums. Die Schlucht, nur ein paar Minuten von der Füssener Altstadt entfernt, ist die letzte in den Bayerischen Alpen, durch die ein größerer Fluss frei und von Menschenhand ungehindert hinabstürzen kann.
Dann reißen wir uns los von diesem Anblick und machen uns an den Aufstieg zum Kalvarienberg. Der Kreuzweg befindet sich auf einem Hügel gegenüber der Altstadt. Eine Rundtour von knapp acht Kilometern führt beim Aufstieg vorbei an kleinen Kapellen, auf deren Altarbildern der Leidensweg Christi nachgezeichnet wird. Wie heute noch viele Füssener und Touristen war auch König Ludwig II. gerne auf dem Stationsweg zum Kalvarienberg unterwegs – letztmals am Karfreitag in seinem Todesjahr 1886. Oben auf dem Gipfel ist es unmöglich, den Fotoapparat nicht zu zücken. Schaut man nach Norden, blickt man auf die Füssener Altstadt mit dem prächtigen Kloster St. Mang und dem Hohen Schloss hinunter. Dreht man sich nach Südosten, tauchen der Alpsee sowie die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau auf. Ein erster Überblick ist geschafft.
Das Tal der Sinne
Mona läuft stoisch durch das Kneipp-Becken. Jeden Morgen spaziert sie im Frühjahr, Sommer und Herbst von Füssen nach Bad Faulenbach und von dort durchs Tal der Sinne zur Kneipp-Anlage hinaus. Die Frau ist 86 Jahre alt, aber sieht aus wie höchstens Mitte siebzig. Ihr Jungbrunnen? »Das Kneippen hält mich gesund«, sagt die ältere Dame und lächelt freundlich. Mindestens 130 Tage im Jahr macht sie ihren Frühsport.
Die Faulenbacher Talrunde bietet aber noch mehr als eine idyllische Kneipp-Pause. Vom Lechufer führt der Weg vorbei an Mitter- und Obersee mit ihren einladenden Freibädern zum Alatsee. Dort lohnt sich eine Rast. Der Ausblick auf das Bergpanorama rund um den Breitenberg bei Pfronten ist grandios. Zurück nach Füssen geht es zunächst steil bergauf über Wurzeln und auf einem schmalen Pfad zum Aussichtspunkt Zweiseenblick. Im Rücken der Alatsee, auf der anderen Seite der Weißensee. Füssen ist reich an Seen. Mehr als zehn Weiher und Seen liegen rund um den Ort.
Das Outdoorparadies
Egal ob Wandern, Biken, Klettern oder Wassersport: Füssen hält für viele Outdoor-aktivitäten ein großes Angebot bereit. Wer wissen will, wie unterschiedlich sich die Landschaften entlang des Lechs verändern, kann als Fernradler sogar in fünf Tagesetappen über 244 Kilometer von Marxheim an der Donau über Füssen bis nach Steeg im oberen Tiroler Lechtal fahren.
Vor allem aber bietet der Aktivurlaub im Allgäuer Schlosspark an fast jeder Weggabelung eine perfekte Kulisse. Sei es der Blick auf die Alpen, sei es eine glitzernde Wasseroberfläche, seien es die wild-romantischen Flüsse Lech oder Vils im benachbarten Tirol: solche Ausblicke lassen alle sportlichen Mühen irgendwie leichter erscheinen. Ganz zu schweigen von den majestätischen Königsschlössern, die man aber im Falle von Neuschwanstein auch ganz bequem per Pferdekutsche erreichen kann. (GEA)
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