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Aktuell Kommentar

Zur Meinungsfreiheit gehört auch Musk

Ein Gastbeitrag von US-Milliardär Elon Musk in einer deutschen Tageszeitung sorgt für Ärger. Doch wer für Meinungsfreiheit ist, muss auch polarisierende Positionen anhören.

Tech-Milliardär Elon Musk wirbt in einem Gastbeitrag der Welt für die AfD und stößt damit eine interessante Debatte an.
Tech-Milliardär Elon Musk wirbt in einem Gastbeitrag der Welt für die AfD und stößt damit eine interessante Debatte an. Foto: Allison Robbert/dpa
Tech-Milliardär Elon Musk wirbt in einem Gastbeitrag der Welt für die AfD und stößt damit eine interessante Debatte an.
Foto: Allison Robbert/dpa

REUTLINGEN. Mag sein, dass es eine gezielte Provokation von Trump-Freund Elon Musk war, damit das Medienecho besonders groß ausfällt. Doch wenige Wochen vor der Bundestagswahl den Deutschen zu empfehlen, eine bestimmte Partei zu wählen, das passt nicht zur politischen Kultur in Deutschland. Die Menschen sind gebildet genug und erhalten in den Medien ausreichend Informationen, welche Ziele die Parteien verfolgen und welches Spitzenpersonal sie aufstellen. Belehrungen aus Übersee, wo man sein Kreuz machen soll, braucht niemand. Sie werden als übergriffig empfunden.

Natürlich ist Elon Musk mit seiner Wahlempfehlung über das Ziel hinausgeschossen. Aber dass einer der engsten Berater von Donald Trump Sympathien für die AfD hat und deren politische Ziele wie Begrenzung der Zuwanderung oder eine auf nationale Interessen ausgerichtete Wirtschafts- und Außenpolitik gutheißt, dürfte niemand verwundern. Es sind genau die Themen und die Wortwahl, mit der die Republikaner den Wahlsieg in den USA errungen haben. Der populistische Sound mag in Deutschland viele ärgern. Aber es gehört zur politischen Realität, die man anerkennen muss und mit der man umgehen muss.

Der Gastbeitrag des US-Milliardärs in einer deutschen Tageszeitung hat eine breite Debatte in der Medienbranche ausgelöst, ob man Populisten wie Musk so eine große Bühne gewähren soll. Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) hat sich sogar zu der Warnung hinreißen lassen, dass sich »deutsche Medien nicht als Sprachrohr von Autokraten missbrauchen lassen sollten.« Das ist vollkommen absurd und stellt ohne Argumente die Legitimität der Wahl von Donald Trump infrage. Genauso aus der Zeit gefallen ist es angesichts der Internet-Reichweite von Musk zu glauben, man könnte ihn mundtot machen, indem man ihn einfach ignoriert. Wer sich wie die deutsche Presse der Meinungsfreiheit verpflichtet fühlt, der muss auch Populisten wie Musk zu Wort kommen lassen. Die Bürger können sich ihr eigenes Bild machen. Sie müssen nicht beschützt werden vor Meinungen, die hier unpopulär sind und kontrovers diskutiert werden. Im Gegenteil, es ist besser, frühzeitig die Pläne und Ziele von Trump und seinen Beratern zu kennen.

davor.cvrlje@gea.de